In Österreich sterben mehr Menschen, als geboren werden. Warum bekommen wir immer weniger Kinder, obwohl wir Nachwuchs brauchen würden, um Wohlstand und Pensionssystem aufrechtzuerhalten? Das Thema emotionalisiert, auch bei Claudia Reiterer am Muttertag bei Im Zentrum in ORF 2. Hier werden Rollenbilder, Mehrfachbelastung, Familienkonstellationen, Feminismus, gesellschaftliche Strukturen verhandelt, die Meinungen stehen sich teilweise diametral gegenüber. Vor allem jene von FPÖ und SPÖ. Es geht um Wahlfreiheit, Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, die Stimmung gegenüber Kindern, Teilzeit.

Dagmar Belakowitsch (FPÖ), Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP), Claudia Reiterer, Selma Yildirim (SPÖ), Stand-up-Comedienne Julia Brandner und Familienforscher Wolfgang Mazal diskutierten über Geburtenflaute und Rollenbilder.
Dagmar Belakowitsch (FPÖ), Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP), Claudia Reiterer, Selma Yildirim (SPÖ), Stand-up-Comedienne Julia Brandner und Familienforscher Wolfgang Mazal diskutierten über Geburtenflaute und Rollenbilder.
Screenshot: ORF-TVThek

Bei manchen Wortmeldungen von FPÖ-Frau Dagmar Belakowitsch wähnt man sich im falschen Jahrhundert. "Der Wunsch nach einem Kind ist biologisch angelegt, sonst wäre die Menschheit ausgestorben", sagt sie. Und: Mütter hätten oft einen anderen Zugang als Väter, "das ist biologisch einfach so, dass es immer noch die Frauen sind, die die Kinder gebären". Schuld an der kinderfeindlichen Haltung aus ihrer Sicht: die 68er, der Feminismus, Egoismus. Selma Yildirim (SPÖ) fordert Verlässlichkeit bei Kinderbetreuungsplätzen, Familienforscher Wolfgang Mazal mehr Wertschätzung und ein positives Mindset gegenüber Familien, auch Carmen Jeitler-Cincelli von der ÖVP wünscht sich eine kinderfreundlichere Gesellschaft.

"Ich glaube nicht, dass die Kinder das Bedürfnis haben, dass sie im ersten Lebensjahr in eine Fremdbetreuung kommen", fällt Belakowitsch zu Kinderbetreuungsplätzen ein. Kinder würden Bindung brauchen, "um starke Persönlichkeiten zu werden. Kinder, die entwurzelt sind, werden keine großartigen Mitarbeiter werden." Es gebe Frauen, die gerne zu Hause bleiben, "warum muss ich mich da rechtfertigen?".

Mazal plädiert für Wahlfreiheit, es müsse aber auch geschätzt werden, wenn man das Kind selbst betreuen und dann in Teilzeit gehen möchte. "Wir haben viele Frauen, die keine Betreuungspflichten haben und trotzdem in Teilzeit sind. Dort sollten wir ansetzen und jene mit kleinen Kindern in Ruhe lassen", so Mazal.

FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch in
FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch bei "Im Zentrum".
Screenshot: ORF-TVthek

Dass in der Debatte meist nur über Frauen und Mütter und wenig über Väter gesprochen wird, ärgert Comedienne Julia Brandner zu Recht, sie selbst hat und hatte nie einen Kinderwunsch: "Ein Kind ist ein Gemeinschaftsprojekt von zwei Menschen. Frauen werden dafür verurteilt, dass sie keinen Kinderwunsch haben, bei Männern ist das in Ordnung." (Astrid Ebenführer, 13.5.2024)