Nein, wie eine normale Diskussion mit den EU-Spitzenkandidaten fühlt sich die Elefantenrunde am Donnerstag auf Puls 24 nicht an. Nach dem STANDARD-Bericht über die Vorwürfe rund um Lena Schilling stand freilich die Frage im Raum: Wie wird Schilling live auf Sendung damit umgehen? Wie werden die anderen Kandidaten die Vorwürfe einordnen? Und wie wird sie darauf reagieren? Rainer Nowak – Puls 24 kooperiert hier mit der "Krone" – und Gundula Geiginger moderieren und machen den STANDARD-Bericht gleich zu Beginn zum Thema, um die Vorwürfe "dann aus der inhaltlichen Diskussion rauszuhalten", erklärt Geiginger.

"Hat Integrität keine Relevanz?", will Geiginger wissen. Schilling spricht auch in der Elefantenrunde wie schon in der Pressekonferenz am Mittwoch von "abstrakten Gerüchten", von Behauptungen Dritter, die sie auch hier nicht kommentieren will. Sie spricht den Vergleich an, wiederholt die Sorgen um ihre Freundin und bedauert es, dass das jetzt an die Öffentlichkeit kam.

Moderierten Puls-24-Elefantenrunde: Gundula Geiginger und Rainer Nowak
Moderierten die Puls-24-Elefantenrunde: Gundula Geiginger und Rainer Nowak.
Screenshot: Puls24

Woher die "Schmutzkübelkampagne" – so bezeichnen die Grünen die Vorwürfe – kommen könnte, beantwortet sie nicht, lieber will sie über ihre Botschaft "für Klimaschutz, gegen Hetze" reden. Doch bis es zur inhaltlichen Wahldiskussion kommt, muss sie sich noch ein wenig gedulden. Nowak und Geiginger wollen von ihren politischen Mitbewerbern wissen, wie sie die Causa einschätzen und auch, ob sie ausschließen könnten, dass die Hinweise von ihnen kamen. "Unangebracht" findet SPÖ-Kandidat Andreas Schieder diese Frage.

Hilfe für Schilling kam von FPÖ-Mann Harald Vilimsky, "so überraschend das auch sein möge", sagt er, er wolle sich "ein bisschen schützend" vor Schilling stellen. Sie quittiert diese Ansage mit einem Lächeln. Vilimsky spielt die Opferkarte aus: "Wir als FPÖ kennen die Geschichte, dass kurz vor Wahlen Geschichten hochgefahren und inszeniert und unterstellt werden", er spricht von einer "politischen Hexenküche". Für Neos-Kandidat Helmut Brandstätter handle es sich um eine "grün-interne Angelegenheit", die ihn nichts angehe. Auch Reinhold Lopatka (ÖVP) will auf die Causa Schilling inhaltlich nicht weiter eingehen. Nur so viel: Das Thema würde der Politik im Gesamten schaden, es sei jetzt die Aufgabe der Grünen, für Transparenz und Aufklärung zu sorgen.

Lena Schilling bei der Elefantenrunde auf Puls 24.
Lena Schilling bei der Elefantenrunde auf Puls 24.
Screenshot: Puls24

"Hooligan-artiger" Vilimsky

Nach diesen Statements kann Lena Schilling aufatmen, jetzt geht's ums Inhaltliche. Taferln kamen auch wieder zum Einsatz, je nach Themenblock sollten die Kandidaten ihre Assoziationen zu Bildern mit Panzer, Flüchtlingen, Kraftwerken, EU-Sternen aufschreiben. Schilling kann freilich beim Thema Klimapolitik punkten und auch bei Migration. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat, in dieser sehr unruhigen und teils auch hitzigen Diskussion zu Wort zu kommen.

Vor allem Vilimsky poltert, unterbricht seine Mitbewerber immer wieder, unterstreicht seine Worte mit teils beleidigenden Gesten, macht etwa den "Scheibenwischer" in Richtung Brandstätter, als es um die Neutralität Österreichs ging. "Hooligan-artig" beschreibt Schieder einmal Vilimskys Verhalten. Nicht nur einmal waren die Wortmeldungen für das Publikum akustisch schwer verständlich. Geiginger und Nowak hatten gut zu tun.

Inhaltlich war wenig Neues dabei, wortreich gaben die Kandidaten die bekannten Positionen zu Klima, Migration, Nato, Energie wieder. Obwohl: Wussten Sie, dass Vilimsky in Hainburg dabei war? "Schön", fällt Lena Schilling trocken dazu ein. (Astrid Ebenführer, 10.5.2024)