Der Wonnemonat Mai hält für arbeitende Menschen viel Freizeit bereit: Der 1. Mai ist schon lange Fest- und Aktionstag der Arbeiterbewegung. Die meisten Menschen haben arbeitsfrei. Seit 1919 ist er offizieller Feiertag und erinnert an den blutigen Kampf um den Achtstundentag in den USA Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland, Luxemburg und anderen Ländern ist dieser Tag bundesweiter Feiertag. In der Schweiz hingegen ist das von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Kanton Solothurn ist erst ab Mittag Schluss, in anderen Kantonen haben nur Beschäftigte des öffentlichen Dienstes frei.

Ein Kreuz in Niederösterreich.
Acht gesetzliche Feiertage sind hierzulande durch das Konkordat der Republik mit dem Heiligen Stuhl vorgegeben.
APA/HELMUT FOHRINGER

Industriellenvereinigung-Generalsekretär Christoph Neumayer streifte das Thema Feiertage mit spitzer Zunge jüngst bei einem Pressegespräch, als die Industrievertreter den Vorschlag einer 41-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich vom Stapel ließen. Er wolle als "kleinen Hinweis" die "Unzahl an Feiertagen" in Österreich erwähnen – auch das zählt er zu den Themen, die man angehen müsse.

Tatsächlich jagt im Mai ein Feiertag den anderen. Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, eine solche Häufung ist auch hierzulande selten. Doch wie sieht es mit der Zahl der Feiertage aus? 13 gesetzliche gibt es bundesweit für alle, geregelt im Arbeitsruhegesetz. Acht davon sind durch das Konkordat mit dem Heiligen Stuhl festgelegt. Der Neujahrstag gehört ebenso dazu wie der Weihnachtstag am 25. Dezember. Der Karfreitag fiel 2019 weg. Dazu kommen Landesfeiertage. Leopoldi wird am 15. November nur in Wien und Niederösterreich gefeiert. Zumindest Schüler und Schülerinnen und Landesbedienstete (Lehrer und Lehrerinnen, Anm.) haben dann frei. Früher hatten an diesem Tag auch alle Banken geschlossen. Mittlerweile haben manche eingeschränkte Öffnungszeiten, manche zu.

Vergleich mit anderen Ländern

ÖGB-Chefökonomin Helene Schuberth verweist darauf, dass neun Feiertage immer auf unterschiedliche Wochentage fallen, ein bis zwei im Jahr würden damit jedenfalls auf einen Sonntag fallen. Schuberth hält eine andere Betrachtung für wichtiger: In Frankreich mit zehn Feiertagen würden 1608 Jahresarbeitsstunden (gemessen an der jährlichen Tarifarbeitszeit) geleistet, in Deutschland mit sieben Feiertagen 1681 und in Österreich 1725. Im EU-Schnitt fallen demnach mit neun Feiertagen 1726 Jahresarbeitsstunden an. Trotz der vielen Feiertage werde hierzulande mehr gearbeitet als etwa in der Eurozone, so Schuberth.

Auch Monika Köppl-Turyna vom arbeitgebernahen Institut Eco Austria hält die Frage der Feiertage für sekundär. Die Diskussion über die Arbeitszeit müsse man auf mehreren Ebenen führen – beginnend mit Sollarbeitszeit (Arbeitsstunden, die Beschäftigte innerhalb eines bestimmten Zeitraums leisten müssen, Anm.), Teilzeitbeschäftigung aufgrund von Betreuungspflichten oder Anreizen im Steuersystem. Ganz wichtig sei die Lebensarbeitszeit, "die in Österreich besonders kurz ist". Gerald Hanisch, Chef von Rubble Master, einem Linzer Unternehmen im Bereich des Baustoffrecyclings, hält von einer Debatte über Feiertage wenig. "Feiertage sind gelernt, die würde ich gar nicht hinterfragen." Mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung kann der Unternehmer aber auch nicht mit. "Österreich ist keine Insel der Seligen. Warme Eislutscher verteilen, das geht heute nicht mehr." (Regina Bruckner, 9.5.2024)