Zwei Monate Wartezeit auf ein MRT "empfinde ich schon als recht lang", schrieb ein Leser aus Linz dem STANDARD. Ende März erhielt er die Überweisung, Ende Mai ist sein Termin. Ein anderer Mann schildert, er habe sich am Sprunggelenk verletzt und in einem Wiener Krankenhaus sei ein Röntgen gemacht worden. Er sei dann dort dazu aufgefordert worden, sich gleich für die kommenden Tage im niedergelassenen Bereich ein MRT zu organisieren. Nach Anrufen in drei Instituten mit Kassenvertrag habe er, trotz Schmerzen, frühestens einen Termin in zwei Wochen erhalten. Nur dank Kontakten habe er dann doch noch schneller eine Untersuchung bekommen.

MRT Magnetresonanz Untersuchung
Auf eine MRT-Untersuchunug im einem Diagnosezentrum muss man oft einige Wochen warten, das Symbolbold zeigt einen Hirnscan in einem Krankenhaus.
Foto: Heribert Corn

Geschichten wie diese kommen einem derzeit wieder öfter unter. Vor sieben Jahren war es schon einmal so, da wurden dann auch Schritte dagegen gesetzt, die zu langen Wartezeiten eigentlich einen Riegel vorschieben sollten. Inzwischen scheint es aber wieder zu stärkeren Engpässen insbesondere bei MRTs auf Kasse zu kommen. Die Institute müssen ihre Wartezeiten auf Kassentermine denn auch öffentlich machen – eine Liste ist hier einsehbar. Am Dienstag galt beispielsweise auf ein MRT im Diagnosezentrum Urania in Wien 59 Tage Wartezeit, im Diagnosezentrum Meidling 43 und im Diagnosezentrum Hernals 40 Tage Wartezeit.

Im Jahr 2017 war es bereits zu ähnlichen Zuständen gekommen. Unter der damaligen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) vereinbarten Wirtschaftskammer und Sozialversicherungen daraufhin, dass Patienten für CT-Untersuchungen binnen maximal zehn Arbeitstagen und für MRT-Untersuchungen maximal binnen 20 Arbeitstagen einen Termin bekommen müssen, in dringenden Fällen schneller. Die Lage verbesserte sich daraufhin, viele Untersuchungsinstitute hatten aufgrund gedeckelter Verträge die technisch möglichen Kapazitäten ohnehin nicht ausgereizt. Wobei auch jetzt wer privat bezahlt schneller drankommt. Denn die Zahl der Geräte mit Kassenabgeltung ist im Großgeräteplan des Österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) vorgegeben und damit beschränkt.

Radiologen fordern Aufstockung

Was ist der Grund für die nun wieder so langen Wartezeiten für Kassenpatientinnen und -patienten bei MRTs? Aus Sicht der Radiologen ist es die geringe Zahl der Geräte. Nach Angaben von Gerhard Zier, Vorsitzender des Fachausschusses für Bildgebende Diagnostik der Fachgruppe Gesundheit in der Wirtschaftskammer Wien, hat sich die Zahl in Wien nämlich seit 2009 nur um ein Gerät erhöht, während die Zahl der Zuweisungen jährlich um mindestens fünf Prozent gestiegen sei, wie er der Presse sagte.

Der Anstieg der Zuweisungen in Wien sei laut Zier vor allem mit dem Fortschritt der Medizin, der älter werdenden Bevölkerung und dem unverändert starken Zuzug nach Wien erklärbar, sowie dem Umstand, dass Prostata-MRTs zur Kassenleistung wurden. Außerdem würden Untersuchungen aus den Spitälern wegen des dortigen Personalmangels ausgelagert, sagte Zier weiter. Jetzt seien "alle Geräte, die es außerhalb der Krankenhäuser gibt, 100 Prozent voll ausgelastet", pflichtete Radiologe Franz Frühwald, Leiter eines Diagnoseinstituts in St. Pölten, seinem Kollegen Zier am Dienstag laut APA bei.

Feindbild Großgeräteplan

Oben genannter Großgeräteplan wird wohl Thema bei der nächsten Sitzung der Bundeszielsteuerungskommission, in der Vertreter der Bundesländer, der Sozialversicherung und vom Bund sitzen, die Ende Juni anberaumt ist. Zumindest wenn es nach dem Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) ginge, der die Situation in der Presse "unerträglich" nannte und sich für eine Abschaffung des Großgeräteplans aussprach. Andreas Huss, Obmann-Stellvertreter der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), will wiederum auf die Länder einwirken, damit angeblich nicht ausgelastete Geräte in Krankenhäusern mehr genutzt werden.

Bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) heißt es auf Nachfrage zu dem Thema am Dienstag, man habe von der Bundeszielsteuerungskommission den Auftrag bekommen, Maßnahmen und Ideen zu prüfen. Dem komme man nach, sagte eine Sprecherin. Es sei zum Beispiel denkbar, über Kooperationen mit den Ländern bezüglich nicht ausgelasteter Geräte in den Spitälern zu sprechen.

Statistisch an der Spitze

Ein Aufstocken der Gerätekapazität würde Patienten zwar entgegenkommen, das Grundproblem wird dabei aber nicht gelöst, denn es dürfte auch an der Überweisungsfreude mancher Haus- und Fachärzte liegen: Österreich ist bei MRT-Untersuchungen nämlich Spitzenreiter im internationalen Vergleich mit 33 anderen Ländern, wie aus der OECD-Vergleich Untersuchung Health at a Glance 2023 hervorgeht. Es hat demnach international gesehen nicht nur ohnehin schon eine relativ hohe Dichte an MRT-/CT-Geräten: Da liegt Österreich auf Rang 13. Bei der Zahl der MRT-/CT-Untersuchungen pro 1000 Einwohner ist Österreich auf Rang 5 hinter den USA, Luxemburg, Korea und Frankreich und wenn man MRTs gesondert betrachtet, führt es diese Statistik sogar an. (Gudrun Springer, 7.5.2024)