Johannes Volkmann ist nun das jüngste Mitglied im CDU-Bundesvorstand.
Johannes Volkmann ist nun das jüngste Mitglied im CDU-Bundesvorstand.
REUTERS/Lisi Niesner

Szenen vom CDU-Parteitag im Berliner Estrel-Hotel: Die 1001 Delegierten der CDU sind nach fast zehn Stunden Reden und Debatte schon ein bisschen erschöpft. Viele daddeln am Handy oder tratschen mit dem Sitznachbarn. Aber es müssen noch 26 Beisitzer und Beisitzerinnen für den CDU-Bundesvorstand gewählt werden, und sie alle stellen sich kurz vor.

Doch als die Parteitagsleitung Johannes Volkmann für seinen Redebeitrag aufruft, ist das Interesse im Saal wieder da. "Mein Name ist Johannes Volkmann", sagt der 27-Jährige und berichtet auch, dass er aus dem hessischen Lahn-Dill-Kreis kommt, wo er CDU-Vorsitzender ist.

Kein Wort fällt zu seinem berühmten Großvater, aber es weiß ohnehin jeder, wer da spricht – zumal auch die äußerliche Ähnlichkeit zwischen Volkmann und Helmut Kohl unübersehbar ist. Aber der Enkel will nicht ständig mit seinem vor sieben Jahren verstorbenen Opa verglichen werden. Der hat die CDU von 1973 bis 1998 geführt, Kanzler war er von 1982 bis 1998. Auch auf der Website Volkmanns findet sich kein Hinweis auf jenen Mann, der lange als "Übervater" der CDU galt.

Die Lehre des Großvaters

Vom STANDARD gefragt, ob er von seinem Großvater etwas gelernt habe oder beherzige, verweist Volkmann auf Kohls Außenpolitik und sagt: "Kein Appeasement gegenüber Autokraten. Wenn manche Anlauf nehmen, um die europäische Friedensordnung umzustoßen, ist es eine Lehre aus seiner Politik, dafür zu kämpfen, dass Deutschland standhaft bleibt." Und dass die Ukraine alle Mittel bekommen müsse, "um diesen Krieg zu gewinnen".

Volkmann ist der Sohn von Kohls ältestem Sohn Walter Kohl und Christine Volkmann. Seine Eltern haben ihm bewusst den Nachnamen der Mutter gegeben. Lange wusste außerhalb der Politik kaum jemand etwas vom Opa.

2017, als Kohl in seinem Bungalow in Ludwigshafen verstarb, wollte sich Walter Kohl von seinem Vater verabschieden. Johannes Volkmann war auch dabei. Doch ihnen wurde von Kohls zweiter Frau, Maike Richter-Kohl, kein Einlass gewährt. Schließlich bat die Polizei die Hinterbliebenen zu gehen. Die Verwerfungen in der Familie Kohl sorgten jahrelang für Schlagzeilen in Deutschland.

Helmut Kohl (re.), hier mit dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog, hat die deutsche Politik jahrzehntelang geprägt. Das Foto wurde 1998 aufgenommen.
Helmut Kohl (re.), hier mit dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog, hat die deutsche Politik jahrzehntelang geprägt. Das Foto wurde 1998 aufgenommen.
Nicole Maskus

Über all dies will Volkmann, der im hessischen Lahnau-Atzbach bei Wetzlar aufgewachsen ist, nicht sprechen, er möchte mit seinen politischen Ideen wahrgenommen werden. In der Jungen Union (JU) hat er sich schon mit zwölf Jahren engagiert. "Mich hat als Schüler die Schließung meiner Grundschule gegen den überwältigenden Willen meiner Gemeinde politisiert", erzählt er.

Und warum hat er sich für die die CDU entschieden – jene Partei, die sein Großvater jahrzehntelang geprägt hat? Da zählt Volkmann einiges auf, was seinem Verständnis entspricht: "Allem voran ein klares Bekenntnis zum geeinten Europa und einem wehrhaften westlichen Bündnis." Gut findet er auch "das Wohlstandsversprechen der sozialen Marktwirtschaft und den Einsatz für einen starken Staat, der gegen Extremismus und Kriminalität konsequent durchgreift".

Kandidat bei Günther Jauch

Dass er mit der Ampel aus SPD, Grünen und FDP wenig anfangen kann, macht er in seiner kurzen Vorstellungsrede deutlich: "Die Ampel hat meiner Generation nichts mehr anzubieten, außer vielleicht Cannabis. Deshalb muss sie weg." Das kommt bei den Delegierten gut an, es gibt viel Applaus. Überhaupt ist Volkmann auf dem Parteitag ein gefragter Delegierter. Journalisten und Parteifreunde wie -freundinnen scharen sich um ihn.

Im Fernsehen war er übrigens schon mal, im Jahr 2021. Damals saß Volkmann auf dem RTL-Ratestuhl bei Günther Jauch und Wer wird Millionär?. Auch da gab er nichts von seiner berühmten Familie preis. Es war Moderator Jauch, der die Verbindung zu Opa Kohl herstellte. Schließlich ging Volkmann mit 64.000 Euro nach Hause, von dem Geld kaufte er sich ein Auto, einen Teil spendete er auch.

Volkmann hat an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und Soziologie studiert, seinen Master of Science mit den Schwerpunkten chinesisches Recht und neuere chinesische Geschichte machte er an der Universität Oxford in England.

Er arbeitet im EU-Parlament als Büroleiter für den hessischen Abgeordneten Sven Simon. Nun, auf der Bundesebene, will er sich außen- und wirtschaftspolitisch dafür einsetzen, dass Deutschland im Wettbewerb mit China konkurrenzfähiger wird. Seine innenpolitischen Ziele beschreibt er so: "Es muss für die junge Generation wieder einfacher werden, aus eigener Leistung den Aufstieg in die Mittelschicht zu schaffen. Der Erwerb von Wohneigentum ist für viele unbezahlbar geworden."

Nun ist Volkmann das jüngste Mitglied im CDU-Bundesvorstand, er bekam bei seiner Wahl 70 Prozent Zustimmung. Er wird öfter in Berlin sein und zu den Sitzungen im Konrad-Adenauer-Haus kommen. Den Beschluss, die CDU-Zentrale in der Klingelhöferstraße zu errichten, hat die CDU 1997 noch unter Helmut Kohl gefasst. (Birgit Baumann aus Berlin, 8.5.2024)