Eine Frau hält ein paar Münzen in der Hand, ihre Geldbörse ist offen. Es liegen ein paar Münzen darin.
Immer mehr Menschen tun sich schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Die Inflation und die Zinsanstiege haben, gepaart mit Arbeitslosigkeit oder geringem Einkommen, die Überschuldung nach oben getrieben.
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Wien – Die hohe Inflation, kombiniert mit der schwächelnden Wirtschaft, hat im Vorjahr dazu geführt, dass viele Menschen immer schlechter mit ihrem Einkommen auskommen. Die Folge sind nicht selten hohe Schulden. Die Überschuldung wird aber auch angetrieben von übertriebenen Konsumverhaltung, wie die Schuldnerberatung Niederösterreich mitteilt.

Im Vorjahr haben so viele Menschen wie noch nie bei der niederösterreichischen Schuldnerberatung Hilfe gesucht. Die Verschuldung betrug im Schnitt 74.000 Euro. "Wir kommen an unsere Kapazitätsgrenzen", sagt Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich. 9071 Personen wurden im Vorjahr betreut – das ist ein absoluter Höchststand. Positiv ist laut Lackenberger aber, dass sich die Menschen nun früher an die Beratung wenden. Dadurch ist die durchschnittliche Verschuldung leicht gesunken.

Doch Teuerung und Inflation seien nach wie vor spürbar, weshalb sowohl Land als auch Bund "ein großes Bündel an Maßnahmen in allen Lebensbereichen geschnürt haben, um die Menschen zu entlasten und die Teuerung abzufedern", sagte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Die Politik könne aber nicht alles abfedern. Die Zahl der Erstkontakte steigt auch heuer weiter. Dadurch ergeben sich mittlerweile auch längere Wartezeiten. In Wr. Neustadt bekommen Betroffene den nächsten Termin für ein Erstberatungsgespräch erst Ende Juli, in St. Pölten und Horn muss man bis Ende Juni warten, und in Zwettl und Amstetten beträgt die Wartezeit zwei bis drei Wochen.

Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen, Shopping

Die häufigsten Gründe für eine Überschuldung sind Arbeitslosigkeit und ein geringes Einkommen. Auch Scheidungen oder Trennungen können den Finanzhaushalt ordentlich durcheinanderwirbeln. Aber auch übertriebenes Konsumverhalten erkennen die Berater immer wieder als Grund für eine Schuldenfalle. Dennoch sei es so, "dass die meisten Betroffenen unverschuldet in diese Lage geraten", sagt Teschl-Hofmeister. 42,3 Prozent aller Menschen, die zur Schuldnerberatung kommen, haben ihren Arbeitsplatz verloren. Immerhin knapp 30 Prozent gehen einer Vollbeschäftigung nach. Bei Jüngeren ist auch das Handy eine häufige Verschuldungsfalle, hinzu kommt der Konsumzwang. Die jüngste Klientin war zuletzt erst 18 Jahre, die älteste 87 Jahre alt.

Ein besseres Wissen über die Finanzen soll hier helfen, damit es gar nicht erst so weit kommt. Das Land Niederösterreich setzt daher nun auch verstärkt auf Prävention. "Gemeinsam mit der Bildungsdirektion und der Arbeiterkammer bieten wir in zwölf Pilotschulen das Projekt Finanzführerschein an. Jugendliche lernen so, mit Geld umzugehen", sagt Teschl-Hofmeister.

Doch nicht nur in Niederösterreich hat sich die Lage zugespitzt. Laut dem Schuldenreport 2024 haben im Vorjahr österreichweit um 17 Prozent mehr Erstkontakte als 2022 stattgefunden. Das ist der Höchstwert seit zwölf Jahren. Für jede achte Person, die in die Schuldenberatung kam, waren hohe Lebenshaltungskosten und Wohnungskosten ein Überschuldungsgrund. Dieser Wert ist zweieinhalb Mal so hoch wie im Jahr zuvor und spiegelt vor allem die Teuerungen wider. (bpf, 30.4.2024)