Bayern Tuchel Rangnick
Man kennt sich: Thomas Tuchel (seinerzeit Mainz-Trainer) und Ralf Rangnick (seinerzeit Hoffenheim-Trainer) trafen sich etwa im Oktober 2009.
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München – Mit den Hashtags "KoanRangnick" und "rotgegenrangnick" wird auf X (vormals Twitter) aktuell Stimmung gegen einen Wechsel von Ralf Rangnick zum FC Bayern München gemacht. Der derzeitige ÖFB-Teamchef gilt nach den Absagen von Leverkusen-Meistertrainer Xabi Alonso, Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann und Aston-Villa-Coach Unai Emery als heißer Kandidat auf die Nachfolge von Thomas Tuchel.

Moniert wird, dass der ÖFB-Teamchef mit seiner Red-Bull-Vergangenheit nicht zu den Bayern passe und wegen des Engagements mit dem österreichischen Nationalteam bei der EM im Sommer erst hernach zur Verfügung stehe und daher keine oder nur sehr eingeschränkt Zeit für die Kadererstellung und Vorbereitung habe.

Es wurde sogar eine Online-Petition mit dem Titel "Wir wollen Juppel (Thomas Tuchel) und keinen Rangnick!" gestartet, die sich Tuchels Verbleib in München über den Sommer hinaus wünscht. Bis Freitagabend wurden bereits mehr als 14.000 Unterschriften gesammelt.

Tuchel hat für die Online-Petition in der heißen Endphase der Saison in der deutschen Bundesliga keine Funken Aufmerksamkeit übrig. Er wich der Frage nach seinem möglichen Nachfolger Rangnick humorvoll aus. "Das ist nicht nur der krachmachende Nachbar, das ist der Nachbar um drei Uhr in der Nacht, diese Frage", sagte Tuchel am Freitag und lächelte.

"Nicht mein Thema"

Zuvor hatte der Coach darüber philosophiert, dass seine Bayern jegliche Nebengeräusche ausblenden müssten angesichts der entscheidenden Saisonphase mit dem Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid (Hinspiel am Dienstag, 21 Uhr, Prime Video). Er selbst nehme sich beim Thema Rangnick daher "die Freiheit, meinen Kopfhörer auf Noise-Cancelling zu stellen und es zu ignorieren. Das Thema wird mir nicht helfen für morgen oder Dienstag – und es ist nicht mein Thema", sagte der zum Ende der laufenden Saison scheidende Trainer.

"Es kann in den nächsten elf Tagen um nichts anderes gehen als Fußball", sagte Tuchel vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr, Sky) und betonte: "Für alles andere gibt es keine Kapazität – egal ob angenehm oder unangenehm." Auch er selbst "erlaube" sich keine Ablenkung: "Wir sind im absoluten Fokus."

Angesichts der vielen Themen rund um den Verein meinte Tuchel: "Es ist nicht nur die laute Straße, wir haben auch noch ein paar Nachbarn, die Krach machen." Dabei habe der FC Bayern schon gegen Frankfurt "eine Prüfung zu schreiben" mit dem Ziel, die Qualifikation für die Königsklasse vorzeitig klarzumachen. Daher gelte: "Ohrstöpsel rein und lernen." Allerdings sei es auch so: "Wir brauchen uns nicht das Märchen zu erzählen, dass wir zu 100 Prozent nur an Frankfurt denken." Real sei "ein Hintergrundgeräusch. Das ist, wie wenn Sie an einer laut befahrenen Straße wohnen." Entweder man gewöhne sich daran und finde seine Wohnung gut – oder man störe sich "permanent daran".

Rangnick nur dritte Wahl

Uli Hoeneß hat indes bestätigt, dass Rangnick bei der Trainersuche des FC Bayern nur die dritte Wahl ist. Bei einem Podiumsgespräch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erzählte der Ehrenpräsident des Rekordmeisters am Freitag, dass die Münchner ihre Offerte zunächst an Alonso und dann an Nagelsmann gerichtet hatten. Erst als diese beiden absagten, sei der aktuelle ÖFB-Teamchef kontaktiert worden.

"Wir haben nie gleichzeitig mit drei Trainern gesprochen", schilderte Hoeneß. "Wenn wir mit jemandem sprechen, musst du ihm das Gefühl geben, er ist der Mann. Wenn er Ja sagt, dann ist es perfekt. Wenn er Nein sagt, dann geht es weiter." So gelangten die Bayern nach zwei Absagen schließlich zu Rangnick.

Der ÖFB-Teamchef wägt seine Entscheidung aktuell ab. Hoeneß geht davon aus, dass der 65-Jährige in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen wird. "Ich denke, dass innerhalb einer Woche ein Ja oder ein Nein kommt", prognostizierte der 72-jährige Aufsichtsrat und Ex-Manager des FC Bayern.

"Hetzjagd"

Daneben bezeichnete Hoeneß die Spekulationen und Meldungen über den Stand der Trainersuche der Münchner als "Hetzjagd, die jeden Tag veranstaltet wird" und ergänzte, dass die Vorbereitung zur neuen Saison schließlich erst am 1. Juli beginne. Er bestritt Berichte, wonach Bayern mit dem früheren Weltfußballer Zinedine Zidane verhandelt habe. "Ich bin überzeugt, mit dem hat kein Mensch gesprochen." (APA, dpa, sid, red, 26.4.2024)