Österreich ist ein Autoland, hierzulande gilt für viele Menschen ein eigener Pkw weiterhin als unerlässlich. Das geht aus einer aktuellen Studie ebenso deutlich hervor wie die Tatsache, dass die Bevölkerung einen eher rückwärtsgerichteten Blick auf die Mobilität hat. Denn für die klimafreundlichen Elektroautos ist Österreich ein steiniges Pflaster, Einschränkungen oder Verteuerungen bei Benzinern und Dieselfahrzeugen stoßen auf entsprechend wenig Verständnis. Auf eine Front der Ablehnung stoßen gar störende Aktionen im Verkehr von Klimaschützenden, vom Volksmund auch salopp als "Klimakleber" bezeichnet.

Eine Frau lädt einen Stromer auf.
Der Absatz von neuen Elektrofahrzeugen ist in Österreich im ersten Quartal um vier Prozent gesunken.
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"Das Statussymbol Auto hat in Österreich einen sehr großen Stellenwert", sagt Doris Wendler, Vorstandsmitglied der Wiener Städtischen Versicherung, die im Februar und März die Studie gemeinsam mit dem Gallup-Institut durchgeführt hat. In Zahlen umgemünzt bedeutet das, dass 62 Prozent dem Auto einen hohen oder sehr hohen Stellenwert beimessen. Dieser Befund unterscheidet sich etwas nach Wohnort, denn im urbanen Raum sinkt dieser Wert auf 57 Prozent, in Wien gar auf 49 Prozent.

Beliebter bei Jungen

Auch in der jüngeren Bevölkerung nimmt die generelle Zustimmung zum Auto verglichen mit früheren Befragungen zu und unterscheidet sich kaum mehr von früheren Generationen: "Der Trend, dass die Jugend Autos völlig verteufelt, ist nicht gegeben, wie es noch in vorherigen Jahren der Fall war", sagt Gallup-Studienleiterin Gabriele Reithner. Speziell auf dem Land gibt es eine starke Verankerung, denn ohne Auto haben alle Menschen weniger Möglichkeiten. Allerdings stehen die Jungen vielen Aspekten der Mobilitätswende zumindest ein bisschen aufgeschlossener gegenüber als die Gesamtbevölkerung.

Das zeigt sich etwa an der Einstellung zum Verbrennerverbot, also dass ab 2035 keine neuen Benziner oder Dieselfahrzeuge neu auf den Markt kommen dürfen. In der breiten Bevölkerung halten es 53 Prozent für wenig oder gar nicht sinnvoll, während nur 24 Prozent eine Sinnhaftigkeit darin erkennen wollen. In der Gruppe der über 50-Jährigen steigt die Ablehnung auf 65 Prozent, bei 17- bis 30-Jährigen beträgt sie jedoch nur 39 Prozent. Dennoch, diese Werte spiegeln auch eine generelle Skepsis gegenüber alternativen Antriebsarten wie Elektromotoren wider.

Der Auspuff eines Autos mit Verbrennungsantrieb.
Alte Liebe rostet nicht: Österreichs Bevölkerung lehnt das Verbrenner-Aus ab 2035 mehrheitlich ab.
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Denn nur 21 Prozent der Befragten würden aus derzeitiger Sicht als Nächstes einen Stromer erwerben, 21 Prozent liebäugeln mit einem Hybridfahrzeug. Allein, das sind deutlich höhere Werte, als es die nackten Zulassungszahlen hergeben. Im ersten Quartal 2024 sind gemäß einer Erhebung der Beratungsfirma EY in Österreich lediglich rund 10.800 rein elektrische Fahrzeuge neu auf die Straße gekommen, das sind um vier Prozent weniger als im Vorjahresquartal.

"Nach einem beeindruckenden Wachstumskurs mit Rekordwerten und der Durchdringung in den Massenmarkt im Jahr 2023 beobachten wir derzeit einen leichten Rückgang bei rein elektrischen Fahrzeugen in Österreich", sagt Experte Johannes Schneider. Er führt die Zurückhaltung auf stark gestiegene Lebenshaltungskosten zurück. Die hohen Anschaffungskosten von Elektroautos schrecken auch in der Gallup-Umfrage sieben von zehn Befragten ab. Einen Preis von bis 20.000 Euro, in dem allerdings noch das Angebot fehlt, würden 45 Prozent akzeptieren. Bis 30.000 Euro wären noch 37 Prozent an Bord, bis zu 50.000 Euro würden nur 13 Prozent lockermachen.

Gegen Tempolimit

Nicht gut weg kommt in Österreich auch ein Tempolimit von 30 km/h in Städten und Gemeinden: 42 Prozent lehnen es tendenziell ab, nur 34 Prozent sehen einen Sinn darin. Umgekehrt ist die Lage in Wien, wo mit 45 Prozent eine relative Mehrheit eine niedrigere Geschwindigkeitsobergrenze befürworten würde. Im Gegenzug sind ländliche Regionen mit 48 Prozent Ablehnung eine Hochburg der Gegner. Ähnlich sieht es bei der CO2-Bepreisung aus, die insgesamt 51 Prozent eher ablehnen, während 24 Prozent dafür sind. Als Daumenregel gilt: Je jünger, desto eher sind die Menschen für einen CO2-Preis – obwohl er auch bei den 17- bis 30-Jährigen nicht mehrheitsfähig ist.

Durchgefallen sind in der Bevölkerung die den Verkehr beeinträchtigenden Aktionen von sogenannten Klimaklebern: Insgesamt empfinden 72 Prozent solche Maßnahmen als negativ, wobei sich dieser Wert in der Kohorte der 51- bis 70-Jährigen auf 83 Prozent erhöht. Gebracht haben sie auch nicht viel, denn nur jeder zwanzigste Mensch in Österreich will wegen der Klimaaktionen sein Auto nun weniger nutzen. (Alexander Hahn, 25.4.2024)