House-Speaker Mike Johnson.
House-Speaker Mike Johnson wurde zu einem zentralen Akteur in Sachen Hilfe für die Ukraine.
AP/J. Scott Applewhite

Nun sag, wie hältst du's mit Donald Trump? Das ist die Gretchenfrage, auf die es bei den US-Republikanern seit vielen Jahren immer wieder hinausläuft. Auch im Fall von Mike Johnson, dem Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, ist das nicht anders.

Stabil und aus einem Guss ist Johnsons Verhältnis zu Trump allerdings nicht. Noch 2015 bezeichnete er diesen als Hitzkopf, dem der moralische Kompass für das Präsidentenamt fehlen würde. Fünf Jahre später aber war er einer der Drahtzieher bei den Versuchen, die Anerkennung des Wahlsiegs Joe Bidens zu torpedieren. Und bei beiden Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump gehörte Johnson zum Team von dessen Verteidigern.

Nun, knapp weitere vier Jahre später, die nächste Wendung: Indem er ein Paket zur Abstimmung brachte, durch das unter anderem mehr als 60 Milliarden Dollar für die von Russland angegriffene Ukraine lockergemacht wurden, stellte sich Johnson zwar nicht direkt gegen Trump, aber doch gegen jene ultraloyalen Trump-Fans aus den eigenen Reihen, die ihm künftig das Leben schwermachen könnten.

Konservativ und religiös

Dabei ist der 52-jährige Jurist aus Louisiana eigentlich aus genau jenem Holz geschnitzt, das den radikalkonservativen Flügel der US-Republikaner in seinem innersten Wesen ausmacht: Immer wieder argumentierte Johnson, der vor seinem Einstieg in die Politik als Anwalt arbeitete, gegen mehr Rechte für Homosexuelle, trat für ein landesweites Abtreibungsverbot ein und gegen die Anerkennung des menschengemachten Klimawandels.

Unterlegt ist das alles mit seiner Antwort auf die andere, die echte Gretchenfrage, nämlich die nach der Religion. Der verheiratete Vater von vier Kindern sieht sich als tiefreligiösen Christen und gilt als Vertreter des Kreationismus, einer Strömung, die die Evolutionstheorie ablehnt.

Erst 2015 war Johnson erstmals ins Regionalparlament von Louisiana gewählt worden, seit 2017 ist er Kongressabgeordneter in Washington. Parteiinterne Grabenkämpfe bei den Republikanern spülten ihn voriges Jahr schließlich an die Spitze des Repräsentantenhauses. Seine Entscheidung, die Abstimmung über die Ukraine-Hilfen zuzulassen, und das Abstimmungsergebnis selbst zeigten nun vor allem eines: In zentralen Fragen ist es möglich, eine parteiübergreifende Koalition zu bilden. Die wirklich radikalen Republikaner, sie bleiben dann auf der anderen Seite des Grabens. (Gerald Schubert, 22.4.2024)