Protestteilnehmende vor der Columbia University in New York
Protestteilnehmende vor der Columbia University in New York.
IMAGO/Andrea Renault

New York – US-Präsident Joe Biden hat am Sonntag den dramatischen Anstieg des Antisemitismus mit eindringlichen Worten kritisiert. Biden äußerte sich anlässlich des bevorstehenden jüdischen Pessach-Feiertages, insbesondere aber aufgrund der Zustände an einigen Universitäten wie der New Yorker Columbia University, wo antiisraelische Studentenproteste bedenkliche Auswüchse verursachten.

Der Präsident warnte in seiner Erklärung vor einem "alarmierenden Anstieg des Antisemitismus". "Schweigen ist Komplizenschaft" hielt Biden fest. "In den vergangenen Tagen haben wir Schikanen und Gewaltaufrufe gegen Juden gesehen. Dieser offensichtliche Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich – und er hat auf dem Universitätsgelände oder sonstwo in unserem Land absolut keinen Platz."

Unumstößliches Engagement

Sein Engagement für die Sicherheit des jüdischen Volkes, die Sicherheit Israels und sein Existenzrecht als unabhängiger jüdischer Staat sei unumstößlich, sagte Biden. Bereits einige Stunden zuvor hatte das Weiße Haus eine eigene Erklärung veröffentlicht, in der es die Zustände auf dem Campus der Columbia University verurteilte: "Während jeder Amerikaner das Recht auf friedlichen Protest hat, sind Aufrufe zu Gewalt und körperlicher Einschüchterung gegen jüdische Studenten und die jüdische Gemeinschaft offensichtlich antisemitisch, gewissenlos und gefährlich – sie haben auf keinem College-Campus oder irgendwo in den Vereinigten Staaten etwas zu suchen", sagte der stellvertretende Pressesprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates. "Es ist verabscheuungswürdig, die Rhetorik terroristischer Organisationen zu wiederholen, insbesondere nach dem schlimmsten Massaker am jüdischen Volk seit dem Holocaust. Wir verurteilen diese Aussagen auf das Schärfste".

Rabbi warnt Studenten

Zuvor warnte ein Rabbi seine jüdischen Studenten aufgrund der antiisraelischen Demonstrationen vor dem Aufenthalt auf dem Campus der Columbia University. Rabbi Elie Buechler schrieb, es schmerze ihn zutiefst "Ihnen sagen zu müssen, dass ich Ihnen dringend empfehle, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren und dort zu bleiben, bis sich die Lage auf dem Campus und in der Umgebung dramatisch verbessert hat."

In der Nacht auf Sonntag war es bei Demonstration zu heftigen antisemitischen Äußerungen gekommen, wie zahlreiche Videos auf der Plattform X (vormals Twitter) zeigen. In einem ist zu hören, wie Teilnehmer rufen: "We say justice, you say how? Burn Tel Aviv to the ground" (deutsch: "Wir sagen Gerechtigkeit, ihr sagt wie? Brennt Tel Aviv bis auf den Grund nieder"). In einer anderen Aufnahme werden die jüdischen Studierenden aufgefordert, zurück nach Polen zu gehen.

Aus Sicht des Rabbis haben die Ereignisse deutlich gemacht, dass weder die Universität noch die Polizei für die Sicherheit jüdischer Studierender garantieren könnten. Am Montag findet der Unterricht an der Universität nur virtuell statt. Dadurch erhofft die Hochschulleitung, die Spannungen auf dem Campus zu deeskalieren.

Mehrere Festnahmen

Bereits am Donnerstag hatte die Polizei ein propalästinensisches Zeltlager auf dem Campus geräumt und gut 100 Teilnehmer festgenommen. Diese hatten sich trotz mehrfacher Aufforderung geweigert, das Lager aufzulösen, wie ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz sagte. Berichten zufolge war unter den Festgenommenen auch die Tochter der prominenten demokratischen Abgeordneten Ilhan Omar.

Columbia-Präsidentin Nemat "Minouche" Shafik hatte die Polizei selbst um Hilfe gebeten. "Ich habe diesen außergewöhnlichen Schritt unternommen, weil dies außergewöhnliche Umstände sind", schrieb sie in einer Mitteilung. "Die Personen, die das Lager errichtet haben, haben gegen eine lange Liste von Regeln und Richtlinien verstoßen." Laut Berichten hat sich die Lage seitdem verschlimmert.

Die antisemitischen Umtriebe an den US-Universitäten sind seit dem Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas in Israel am 7. Oktober ein offen zutagegetretenes Problem. Die Direktorinnen dreier Eliteuniversitäten - University of Pennsylvania, Harvard und Massachusetts Institute of Technology - hatten sich bei einer Kongressanhörung im vergangenen Herbst nicht klar von an ihren Institutionen getätigten Aufrufen zum Völkermord an Juden distanziert. Die Zustände an den US-Universitäten der Ivy League wurde etwa zur selben Zeit auch von der israelischen Satireshow "Eretz Nehederet" ("Es ist ein wundervolles Land") aufs Korn genommen.

Welcome to Columbia Untisemity
Pro Hamas college students sketch as aired on the Israeli satire TV show "What a Wonderful Country" on channel Keshet 12. #ColumbiaUntisemtiy
ארץ נהדרת

Die Satiriker ließen zwei Studenten der "Columbia Untisemity" ein Interview mit einem Hamasterroristen führen und zeigten dabei die Absurdität der Situation auf, dass sich selbst als liberal und progressiv verstehende Personen mit islamistischem Terrorismus gemein machen. (red, APA, 22.4.2024)