Beim Bergwandern in der Schweiz sein Smartphone zu benutzen kann teuer werden.
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Was kostet ein am Mobiltelefon verschicktes Selfie an die Lieben daheim? Nun, in Europa meist gar nichts, so man die gigabytegroßen Datenvolumina der heimischen Mobilfunkanbieter nicht restlos ausgeschöpft hat. Das fällt ein vergleichsweise winziges Foto – mögen es zwei Megabyte sein – wirklich nicht ins Gewicht, der EU-Roamingverordnung sei dank. Doch im Herzen von Europa gibt es ein Land, in dem manche Mobilfunkanbieter noch immer der mittlerweile gesetzlich verbotenen Tarif-Wegelagerei anhängen: die Schweiz. Da kostet das oben beschrieben Selfie schon einmal 60 Euro. Nicht umsonst sagt das Bordpersonal manchmal schon vor der Landung in Zürich durch, dass man mobile Daten abschalten soll.

Streit mit T-Mobile

Dieser Hinweis dürfte an einem US-Amerikaner leider spurlos vorübergegangen sein. Nun genießen Menschen mit einem Tarif aus den USA freilich nicht die Vorzüge des EU-Roamingabkommens, aber die Summe, die ein Mann aus Florida an seinen Mobilfunker überweisen soll, erstaunt dann doch. Ein dreiwöchiger Urlaub mit seiner Frau in der Schweiz kostete Rene Remund nämlich 143.442,74 Euro – nur die Roaminggebühren, wohlgemerkt. Dabei haben die Remunds eigentlich gar nicht so viele Daten verbraucht. Sie schickten Textnachrichten und Fotos nach Hause, und der eine oder andere Anruf war auch dabei. Das alles schlug mit einem Datenverbrauch von 9,5 Gigabyte zu Buche, was für drei Wochen nicht außergewöhnlich hoch ist. Wie "Phone Arena" berichtet, stellte T-Mobile Remund dafür den besagten Betrag in Rechnung, für den man auch 3,75 Pfund (1,7 Kilo) reines Gold kaufen kann.

Laut eigenen Angaben hat sich Remund vor dem Reiseantritt noch bei der Hotline erkundigt, ob in seinem Tarif auch Auslandsroaming in der Schweiz inkludiert ist. Ein Mitarbeiter habe ihm bestätigt, dass dem so sei und er unbeschwert in den Urlaub fahren könne. Als Remund die Abbuchung bemerkte, rief er bei T-Mobile an, woraufhin ein Mitarbeiter die Rechnung angeblich noch einmal überprüfte und ihm erklärte, dass er keinen Fehler in der Abrechnung erkennen könne und alles korrekt abgerechnet worden sei. Erst als Remunds Fall mediale Aufmerksamkeit erlangte und mehrere Medien darüber berichteten, ruderte die USA-Niederlassung von T-Mobile zurück und überwies den vollen Betrag zurück.

Gerade Reisen in die Schweiz können auch für EU-Bürger extrem teuer werden. Denn obwohl das Land mitten in Europa liegt, ist es bekanntlich nicht Teil der EU. Dementsprechend gilt auch das regulierte EU-Roaming nicht. Diese auch als "Roam like at Home" bezeichnete Regulierung schreibt Mobilfunkern vor, dass sich die Qualität und die Kosten der Mobilfunkanbindung im EU-Ausland nicht wesentlich von den Heimattarifen unterscheiden dürfen, so es die technischen Voraussetzungen dafür gibt. Schließlich kann ein Serviceprovider kein 5G-Netz zur Verfügung stellen, wenn es im Zielland nur 4G-Infrastruktur gibt. Zwar dürfen die einzelnen Telekom-Unternehmen eigene Datenlimits setzen, müssen aber darauf hinweisen. Danach darf der Preis zwei Euro pro Gigabyte (oder einen Euro ab 2027) nicht überschreiten.

Es gibt aber auch Nicht-EU-Länder, die sich dennoch dem Roamingabkommen angeschlossen haben: In Island, Liechtenstein und Norwegen surft man mit einem Tarif aus einem EU-Land ebenfalls zu vergünstigten Konditionen.

So spart man Roaminggebühren im Ausland

Doch was tun, um böse Überraschungen zu vermeiden? Gerade für Reisen in die Schweiz haben österreichische Mobilfunkanbieter Sonderlösungen im Angebot. Diese wirken aber auch nicht immer wie ein Schnäppchen: So kostet ein Roamingpaket für die Schweiz mit eher mageren 250 Megabyte Datenvolumen bei A1 9,90 Euro. Noch teurer ist T-Mobile, hier kostet ein aus der Schweiz verschicktes oder empfangenes Megabyte 11,26 Euro. Drei bietet ein Extrapaket für die USA, die Türkei, die Schweiz und Großbritannien an, das 83 Cent am Tag kostet.

Günstiger als die meisten Roamingtarife kommt man aber mit einem eSIM-Tarif, den man vorab online bestellt. Wie genau das funktioniert, hat DER STANDARD hier zusammengefasst. Die Kurzversion: Mit einer eSIM kann man Datenkontingente vorab im Ausland kaufen. Im Fall der Schweiz beginnen die Tarife bei 4,50 Euro für ein Gigabyte bei Anbietern wie Alosim und Airalo und fünf Euro bei Red Bull Mobile. Eine Woche unlimitiertes Surfen über Holafly kostet in der Schweiz 27 Euro. (pez, 18.4.2024)