Der islamische Fastenmonat Ramadan ist zu Ende gegangen. Es war eine Periode der Spiritualität und des sozialen Lebens für viele Muslime und Musliminnen weltweit – und der erhöhten politischen und militärischen Eskalationsgefahr im Nahen Osten. Israel drohte vor Ramadan-Beginn, in dieser Zeit die Bodenoffensive in Rafah zu starten. Das hätte zu einer Explosion der Spannungen auf dem Tempelberg in Jerusalem führen können. Jene arabischen Staaten, die mit Israel aufrechte – und auch angesichts des Gazakriegs nicht in Zweifel gezogene – Friedensverträge haben, hätten mit wachsenden internen Schwierigkeiten rechnen müssen.

Auf dem Tempelberg in Jerusalem werden anlässlich des Ramadan-Endes Süßigkeiten verteilt.
AFP/AHMAD GHARABLI

Die US-Regierung hat mit recht robuster Rhetorik und Mitteln wie einer Uno-Sicherheitsratsresolution den Druck auf Israels Premier Benjamin Netanjahu erhöht. Zum Ende des Ramadan befinden sich nun weniger israelische Truppen als zu dessen Beginn im Gazastreifen, Israel lässt auch mehr humanitäre Hilfe zu. Die Hamas mag gehofft haben, dass sie im Ramadan die radikalen Elemente im Westjordanland zum offenen Krieg anstacheln kann. Das ist misslungen, was ihr Interesse an einem "Deal" mit Israel wieder etwas erhöht.

In der "New York Times" kann man über den Weg iranischer Waffen über Syrien und Jordanien bzw. den Libanon nach Israel und in das Westjordanland nachlesen. Teheran weiß, warum Israel vor kurzem das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus angegriffen und den höchsten iranischen Revolutionsgardengeneral in Syrien getötet hat. Aber diese Rechnung ist noch offen. Das bedeutet, dass nicht nur die Chancen auf eine Heimkehr von Hamas-Geiseln nach Israel und auf eine Atempause für die Bevölkerung in Gaza steigen. Auch ein direkter militärischer Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran könnte bevorstehen. (Gudrun Harrer, 10.4.2024)