Beerdigung, Bestattung, Sarg
Sarah Rezac steht trauernden Angehörigen bei der Planung von Bestattungen bei.
Nina Schrott

"Vor zehn Jahren habe ich als Sekretärin bei der Bestattung Himmelblau begonnen, da gab es das Unternehmen noch nicht lange. Zwei Jahre darauf habe ich umgesattelt und bin Bestattungsberaterin geworden. Die Gründer haben mir vorgeschlagen, es einmal mit der Beratung zu versuchen. Am Anfang war ich mir unsicher, ob das etwas für mich ist. Heute bin ich extrem froh, dass ich es gemacht habe. Mittlerweile bin ich sogar stellvertretende Leiterin vom Beratungsteam. Die Arbeit nah am Kunden gefällt mir richtig gut. Ich bin gern die Person, die in der schwierigen Zeit eine Stütze ist.

Als Bestattungsberaterin arbeite ich mit den Angehörigen. Um die Verstorbenen kümmern sich unsere Bestattungsfachkräfte. Sie holen die Toten am Sterbeort ab, reinigen sie und ziehen sie an. Bis zur Verabschiedung liegen sie dann in den Kühlkammern nahe den Friedhöfen. In kleineren Betrieben, wie es sie oft auf dem Land gibt, macht das alles eine Person, bei uns ist das aber klar getrennt. In meinem Alltag habe ich deshalb kaum mit Leichen zu tun. Ich kann mich allerdings schon daran erinnern, als ich meinen ersten Toten gesehen habe. Davor war ich sehr nervös, aber es war überhaupt nicht schlimm. Das war eine ältere Person, und sie hat sehr friedlich ausgesehen.

Zum Staub zurück

Im Trend liegen momentan Naturbestattungen. Danach fragen immer mehr Leute. Eine Beisetzung außerhalb vom Friedhof geht nur nach einer Kremation, die Urne wird entweder vergraben oder der Inhalt verstreut. Das kann zum Beispiel im Wald sein. Dort platziert man die Urne meist neben einem Baum. Die Asche kann auch auf der Donau verteilt werden. Das hat es früher kaum gegeben. Man soll jetzt allerdings nicht glauben, dass man die Asche von Verstorbenen einfach überall verstreuen darf. Da gibt es fix vorgegebene Orte. Die Urne der Oma in Eigenregie im Wienerwald zu vergraben ist natürlich nicht erlaubt.

Urne, Beerdigung, Bestattung
Dekorative Hüllen für die Aschenkapsel gibt es mittlerweile für jeden Geschmack.
Nina Schrott

Als ich angefangen habe, gab es noch viel mehr Erd- als Feuerbestattungen. Die Entscheidung zugunsten einer Kremation hat für manche Familien sicher mit dem Platzangebot zu tun. Preislich ist es nur minimal günstiger, das ist sicher nicht ausschlaggebend. Mit einer Urne ist man eben flexibler. Man kann einen Teil der Asche auch zu Hause aufbewahren oder einen Edelstein daraus machen lassen. Das kommt immer mehr, ist allerdings recht kostspielig.

Gratwandern

Meist habe ich ein bis zwei Kundentermine am Tag, für die wir jeweils um die zwei Stunden einplanen. Hin und wieder gibt es Fälle, in denen ich die Beratung digital mache. Normalerweise kommen die Kunden aber zu uns ins Büro. Dann wird das ganze Begräbnis von A bis Z besprochen – Musik, Trauerrede, Aufbahrung, Parten, Blumen, Feuer- oder Erdbestattung. In den zehn bis vierzehn Tagen, die in Wien zwischen Tod und Beisetzung vergehen, organisiere ich die gesamte Veranstaltung. Außergewöhnliche Wünsche gibt es selten. Einmal habe ich eine Beerdigung in einem Mausoleum im ersten Bezirk geplant, das war schon etwas Besonderes.

Heutzutage gibt es mehr Trauerfeiern, die nichts mit der Kirche zu tun haben. Diese finden dann meist in einer Halle beim Friedhof statt und werden von einem freien Trauerredner begleitet. Wenn ich eine solche Verabschiedung plane, kriege ich den Redner über eine Agentur. Oft sind solche Verabschiedungen etwas lockerer und persönlicher gestaltet. Was sich allgemein wenig verändert, ist die Musik. Die meisten Angehörigen bleiben beim altbewährt Klassischen.

Wenn junge Menschen versterben, fällt es mir am schwersten, die Arbeit in der Arbeit zu lassen. Empathielose Menschen, an denen alles abprallt, sind in dem Job eindeutig falsch. Mitgefühl kann man auch nicht lernen. Mit den Angehörigen allzu sehr mitleiden sollte man aber auch nicht. Es ist eine ständige Gratwanderung zwischen Mitfühlen und professioneller Distanz. Schwierig ist es halt, wenn man Eltern gegenübersitzt, deren Kind gerade – aus welchem Grund auch immer – gestorben ist. Das geht mir auf eine andere Art nahe. Und das wird vermutlich auch so bleiben." (Nina Schrott, 17.4.2024)