Rund 5,2 Millionen Autos kommen in Österreich auf 7,6 Millionen Erwachsene. Vor allem auf dem Land ist der eigene Pkw für viele nicht wegzudenken. Fast neun von zehn Menschen in Österreich sind der Ansicht, dass man auf dem Land ein Auto braucht. Die Nation sieht sich selbst als Autoland – das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des STANDARD. Demnach stimmt eine überwiegende Mehrheit von 74 Prozent dieser Aussage zu. Vor allem die Wählerschaften von ÖVP und FPÖ fühlen sich dieser Aussage verbunden. Nur in größeren Städten ist die Haltung distanzierter, wie die Umfrage unter 800 repräsentativ ausgewählten Personen zeigt, die das Market-Institut Anfang Februar durchgeführt hat.

Stau im Reiseverkehr vor Salzburg.
Ohne das eigene Auto geht es für viele Menschen im Land nicht - aus sehr unterschiedlichen Gründen.
APA/FRANZ NEUMAYR

Der Hang zum Auto zeigt sich nicht nur in der Umfrage, sondern auch in Österreichs Emissionsstatistik: Rund ein Drittel der Gesamtemissionen im Land wird dem Verkehr zugeschrieben. Es ist auch jener Sektor, in dem ein Emissionsabbau besonders schleppend voranschreitet. Den sinkenden CO2-Ausstoß in vielen Bereichen wie der Stromerzeugung oder der Industrie stehen jahrzehntelang gestiegenen Emissionen im Verkehrssektor gegenüber – das verhagelt Österreich die Gesamt-Klimabilanz. Um die von der EU gesetzten Klimaziele zu erreichen, wird es auch in Österreich eine Verkehrswende brauchen.

Haltestellen in Wohnnähe gewünscht

Was aber wäre notwendig, damit mehr Menschen in Österreich auf ökologischere Mobilitätsformen umsteigen würden? Auch das wollte DER STANDARD in der Umfrage wissen. Dabei ganz vorne: wenn der Öffi-Verkehr besser ausgebaut und getaktet wäre. Rund 73 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihr Auto eher schon oder auf jeden Fall in der Garage stehen lassen würden, wenn es eine Haltestelle in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohn- oder Arbeitsort gäbe.

Auch eine kürzere Öffi-Fahrzeit im Vergleich zum Pkw würde eine deutliche Mehrheit zum Umstieg motivieren. Knapp 40 Prozent würden "auf jeden Fall" öfter auf ihr Auto verzichten, wenn der öffentliche Verkehr gratis wäre. Für acht Prozent wäre nicht einmal das ein Argument, weniger zu fahren. Die Antworten beziehen sich auf die 651 Befragten, die mehrfach im Monat hinter dem Steuer sitzen.

Zwiegespalten sind die befragten Autofahrerinnen und Autofahrer, was höhere Spritpreise angeht: Würde der Diesel- und Benzinpreis auf über drei Euro je Liter steigen, würde beinahe die Hälfte der Befragten eher schon oder sicher öfter aufs Auto verzichten. Die andere Hälfte kann sich das kaum oder gar nicht vorstellen. Für rund 45 Prozent der Befragten würde auch eine innerstädtische City-Maut dazu führen, den Pkw vermehrt stehen zu lassen.

Großteil würde auch ohne Pendlerpauschale fahren

Spannend ist auch, welcher Punkt in der Umfrage auf die größte Ablehnung stieß: DER STANDARD wollte wissen, ob die Befragten auf ihren Pkw verzichten würden, wenn Autofahrerinnen und Autofahrer keinen Anspruch mehr auf die Pendlerpauschale hätten. Die Frage der Ökologisierung der Förderung zählt zu den größten Streitpunkten der Koalition. Die ÖVP warf den Grünen zuletzt vor, sie würden die Förderung streichen wollen, diese kontern, dass nur von einer Ökologisierung die Rede sei – wie auch im Koalitionsabkommen vereinbart.

Rund 34 Prozent der Befragten gaben an, sie würden "sicher nicht" auf das Autofahren verzichten, wenn sie keinen Anspruch mehr auf eine Pendlerpauschale hätten. Rund 27 Prozent würden eher weniger auf das Autofahren verzichten. Für lediglich sieben Prozent wäre das ein Grund, Wegstrecken vermehrt anders zurückzulegen. Anders sieht es aus, wenn berufliche Wege ganz wegfielen – dann würden 42 Prozent auf jeden Fall oder eher auf das Auto verzichten.

Auto weckt Emotionen

"Für viele Menschen hat das eigene Auto eine sehr hohe Bedeutung", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer. Zwei Drittel würden ohne Wenn und Aber sagen, dass man durch das Auto unabhängiger und flexibler sei. "Der emotionaler formulierten Aussage, dass das Auto ein Gefühl von Freiheit vermittle, stimmen dagegen nur drei von zehn Befragten völlig zu." Dabei gibt es kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern oder den Altersgruppen, sagt der Meinungsforscher: "Eher ist es so, dass Freiheitliche auf die freie Fahrt pochen, vielen Grünen ist dieser Aspekt dagegen wenig wichtig."

Die Market-Umfrage zeigt, dass es aber eher rationale Argumente sind, die für das Auto ins Treffen geführt werden: Etwa die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage völlig zu, dass man ohne eigenes Auto kaum größere Einkäufe – etwa Getränkekisten – heimbringen kann; nur unter Wienerinnen und Wienern sowie Grünen gibt es eine nennenswerte Minderheit, die dem gar nicht zustimmt. Ebenfalls rund die Hälfte der Befragten meint, dass für sie ein Auto keine andere Bedeutung denn als Transport- und Fortbewegungsmittel hätte. Nur fünf Prozent bezeichnen ein Auto auch als Statussymbol.

Nur Hälfte glaubt an Klimaschaden durch Autos

Dass Autofahren einfach Spaß mache, wird von 29 Prozent als völlig zutreffend genannt. Pfarrhofer verweist darauf, dass dies in hohem Maße mit der Weltsicht der freiheitlichen Wählerschaft übereinstimmt: "Die FPÖ hat sich in den vergangenen Jahren stark als Autofahrerpartei positioniert – und die Menschen, die freiheitlich wählen, haben tatsächlich eine starke Bindung ans Auto." Sieben von zehn FPÖ-Wählern, aber nur 25 Prozent der SPÖ-Wähler stimmten völlig mit der Aussage überein, dass die Autofahrer von der Politik zu sehr mit Steuern und Verboten drangsaliert würden. Freiheitliche halten sich laut der Umfrage für überdurchschnittlich gute Autofahrer, den meisten von ihnen sind auch Lärmbelastung oder Klimawandel egal. Wer zur ÖVP, den Grünen oder den Neos neigt, folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Devise, dass man möglichst sparsam unterwegs sein sollte. Wie schädlich das Verkehrsmittel für das Klima ist, dürfte vielen nicht bewusst sein: Nur rund die Hälfte meint, dass Autofahren schlecht oder wahrscheinlich schlecht für das Klima ist.

Was aber wären die Alternativen zum Autofahren, die Menschen in Österreich für ihre Lebenssituation als brauchbar einstufen? Auf Platz eins liegt mit Abstand zu Fuß gehen, gefolgt von Rad fahren. Auf Platz drei und vier liegen Bus und Zug. Der von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) vorgeschlagene Plan, vermehrt auf Mitfahrgelegenheiten zu setzen, findet hingegen wenig Zustimmung: Für zwei Drittel der Befragten kommen diese eher nicht infrage. Geringer ist die Akzeptanz nur bei Carsharing-Modellen, die allenfalls von jungen, städtischen Autofahrern in Betracht gezogen werden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann sich gar nicht vorstellen, diese zu nützen. Das kann natürlich auch an deren mageren Verfügbarkeit auf dem Land liegen.

Egal, wie gut die Alternativen sein mögen, für viele Menschen am Land geht es ohne Auto gar nicht: Demnach würde jeder und jede Fünfte nicht einmal dann aufs Autofahren verzichten, wenn sie den Führerschein verlieren würden. (Nora Laufer, Philip Pramer, Conrad Seidl, 5.4.2024)