Am schlechtesten hat die Alte Donau in Wien abgeschnitten, als vergangenen Sommer sieben beliebte österreichische Badegewässer auf Mikroplastik untersucht wurden. 4,8 Mikroplastikpartikel pro Liter schwimmen im beliebten Altarm der Donau. Insgesamt fanden sich Partikel von 15 unterschiedlichen Plastikarten, die zum Beispiel in Reifen, Kleidung, Verpackungen oder Baumaterial vorkommen.

Im Vergleich zur im Pazifik treibenden Plastikmüllinsel – die mittlerweile so groß ist wie Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien zusammen – ist das weniger fatal. Doch der Trend ist überall auf der Welt der gleiche: Die Plastikflut nimmt zu. Weil das Problem der Plastikverschmutzung anscheinend greifbarer und leichter nachzuvollziehen ist als der Klimawandel, sprechen sich auch mehr Menschen dagegen aus – das unterstreicht auch eine repräsentative Umfrage von Greenpeace.

Plastikmüll ordentlich verpackt in gelbe Säcke, wartet der gesammelte Plastikmüll auf seine Wiederverwertung. Bad Reichenhall Bayern Deutschland
UN-Schätzungen zufolge entstehen jährlich zwischen 350 und 400 Millionen Tonnen Plastikmüll, die Umwelt und Mensch belasten.
IMAGO/Rolf Poss

Die NGO hat 20.000 Menschen in 19 Ländern befragt, und demnach wollen 82 Prozent, dass weniger Plastik hergestellt wird, 90 Prozent fordern Mehrweglösungen statt Einwegverpackungen. In Österreich sieht die Zustimmung mit 84 bzw. 88 Prozent ähnlich aus. Solche Ergebnisse aus westlichen Industriestaaten sind nichts Ungewöhnliches, aber Greenpeace hat auch Menschen in China und Indien befragt – auch dort antworteten die Befragten ähnlich. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass vor allem Menschen im Globalen Süden, die am stärksten von verschmutzten Flüssen und Meeren betroffen sind, die Produktion eindämmen wollen.

Eine Milliarde Tonne Plastikmüll

Schätzungen der OECD zufolge entstehen weltweit jährlich mehr als 300 Millionen Tonnen Plastikmüll. Ohne drastische Maßnahmen könnte sich diese Menge bis 2060 auf rund eine Milliarde Tonnen jährlich verdreifachen.

"Plastik müllt unsere Meere zu und verpestet unsere Felder. Die Menschen in Österreich und weltweit haben den Ernst der Lage erkannt. Es gibt Alternativen zu Einwegplastik, wir müssen sie nutzen und der Umweltverschmutzung der Konzerne endlich einen Riegel vorschieben", sagt Greenpeace-Sprecherin Jasmin Duregger. Hierzulande würden sich 76 Prozent von 1.000 Befragten dafür aussprechen, etwa Verpackungen aus Einwegplastik für Lebensmittel, Kleidung oder im Versandhandel weltweit gänzlich zu verbieten. Um Mehrwegsysteme umsetzen zu können, seien laut Umfrage leichte Verfügbarkeit, fairer Preis und Komfort am wichtigsten.

Schwieriges Plastikabkommen

Greenpeace hat diese Umfrage wohl nicht ganz grundlos gerade jetzt durchgeführt. Die vorletzte von fünf Verhandlungsrunden für ein globales Uno-Plastikabkommen steht bevor. Von 23. bis 29. April werden Gespräche in Kanada fortgesetzt, um sich auf einen internationalen Vertrag zu einigen, der der Plastikverschmutzung ein Ende setzen soll. Doch die Ausgangslage ist schwierig, denn die dritte Verhandlungsrunde im Herbst ist gescheitert.

Was heißt das? Im Frühjahr 2022 haben sich mehr als 170 Staaten darauf geeinigt, bis Ende 2024 einen Vertrag auszuarbeiten, der die weltweite Verschmutzung durch Kunststoff beenden soll. Konkret bedeutet das: Es sollen verbindliche Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen festgelegt werden – von den Mengen, in denen einzelne Materialien hergestellt werden, über das Design von Plastikprodukten bis hin zur Entsorgung und Wiederaufbereitung von Plastikmüll.

Eine Frau mit einem Kind trägt Bananen am Kopf und watet durch Plastikmüll am Strand.
Nachdem Kunststoffe in den 1960er-Jahren ihren Siegeszug angetreten hatten, ertrinkt der Planet heute buchstäblich in Plastik. Vor allem arme Länder im Süden leiden unter der Situation, und es ist kaum Besserung in Sicht.
AFP/JOHN WESSELS

Dritte Runde gescheitert

Eigentlich sollte es eine Rohversion des Vertrags seitens der UN-Umweltorganisation Unep längst geben, doch bisher sind die Positionen der Unterzeichnerstaaten noch zu weit voneinander entfernt. Die Ausgangslage blieb seit Herbst also de facto dieselbe, es gab nur minimale Kompromisse. Aus Verhandlungskreisen hört man, dass zahlreiche Länder bereit wären, sich noch öfter als geplant an den Verhandlungstisch zu setzen, um bis Jahresende ein Ergebnis zu erzielen.

Dafür müssten alle an einem Strang ziehen, doch die Positionen liegen weit auseinander. Einerseits ist da die "High Ambition Coalition", der 50 Länder einschließlich der EU, Ruanda, Norwegen und Ecuador angehören und die die Plastikverschmutzung bis 2040 praktisch auf null setzen sowie die Produktion von Primärplastik massiv verringern möchte. Ihr steht die vom Iran ausgerufene "Allianz für nachhaltiges Plastik" gegenüber. Dazu zählen unter anderem Saudi-Arabien, China, Russland und Kuba. Vor allem Letztere wollen, dass sich am Status quo möglichst wenig ändert. (Andreas Danzer, 4.4.2024)