St. Pölten – Normalerweise sorgt der Verband sozialdemokratischer Gemeindevertreter in Niederösterreich (NÖ GVV) selten für Aufregung im Land. Schließlich ist die Organisation deutlich weniger groß und einflussreich als der ÖVP-Gemeindebund. Auch zum Abschied von Langzeitpräsident Rupert Dworak gab es ausschließlich lobende Worte für den scheidenden Bürgermeisterpräsidenten. Sein nun designierter Nachfolger allerdings ist wesentlich umstrittener.

Andreas Kollross im Parlament
Andreas Kollross wird erst am Mittwoch bekanntgeben, ob er wieder für den Nationalrat kandidiert.
APA/EVA MANHART

Es handelt sich um Andreas Kollross, Bürgermeister von Trumau. Ihn hat der Vorstand des NÖ GVV am Dienstag einstimmig als neuen Präsidenten auserkoren, final gewählt wird Kollross bei einer Landeskonferenz im Juni.

"Falsch gelebte Vorbildfunktion"

Die Frauenorganisation der ÖVP Niederösterreich findet die Wahl "beschämend". Immerhin hat Kollross, der für die SPÖ auch im Nationalrat sitzt, Ende vergangenen Jahres einen Tweet abgesetzt. Inspiriert vom Film "Braveheart" fantasierte er scherzhaft über ein Vergewaltigungsrecht für Bürgermeister. Kollross entschuldigte sich mehrfach, doch der Fehltritt hängt ihm bis heute nach.

"In der SPÖ Niederösterreich wird man augenscheinlich befördert, wenn man für Chauvinismus, Sexismus und eine falsch gelebte Vorbildfunktion steht", sagt Silke Dammerer, Landesobfrau der ÖVP-Frauen. Er sei "kein Vorbild, er ist ein Schreckgespenst und steht für alles, gegen das wir in unserer Gesellschaft leider nach wie vor ankämpfen müssen".

Entscheidung über Mandat folgt

Kollross' Tweet war es auch, der Spekulationen über seinen Wiederantritt bei der Nationalratswahl auslöste: Im März war aus SPÖ-Kreisen zu hören, dass Kollross keinen Platz mehr auf der SPÖ-Liste für die Wahl bekommen würde. Kollross selbst sagte damals zum STANDARD, er würde das noch im März entscheiden. Mittlerweile ist der April ins Land gezogen, Kollross will seine Entscheidung aber erst am Mittwoch kundtun: Da tagen die Gremien, sagt Kollross, und die "FreundInnen in der Partei" möchte er zuerst informieren. (sefe, 2.4.2024)