Porträt He Jiankui
Der chinesische Wissenschafter He Jiankui hat zwei Jahre nach seiner Entlassung aus der Haft angekündigt, seine Forschung nun weiterzuführen.
APA/AFP/GREG BAKER

Als He Jiankui 2018 verkündete, dass erstmals genmanipulierte Babys auf die Welt gekommen waren, löste das eine weltweite Debatte aus. Der chinesische Biophysiker, der unter Umgehung sämtlicher medizinischer und ethischer Vorschriften das Erbgut von Embryonen mit der Genschere Crispr/Cas9 verändert hatte, wurde scharf kritisiert, von seiner Uni entlassen, unter Hausarrest gestellt und 2019 zu drei Jahren Haft verurteilt. 2022 kam er nach gut zwei Jahren Gefängnis frei. Nun ist er zurück in der Forschung: In drei Laboren in China, die er nach seiner Entlassung aus der Haft gegründet hat, will er sich der Erforschung von Alzheimer und seltenen genetischen Erkrankungen wie der Duchenne-Muskeldystrophie widmen.

Dabei werde er weiter mit Geneditierung von menschlichen Embryonen arbeiten, genmanipulierte Babys werde er dabei aber nicht schaffen, ließ er im Interview mit einer japanischen Zeitung wissen. "Wir werden verworfene Embryonen verwenden und uns sowohl an nationale als auch internationale Regeln halten", sagte He.

Kinder erfreuen sich "perfekter Gesundheit"

Die insgesamt drei geneditierten Kinder würden sich "perfekter Gesundheit" erfreuen und hätten keine Probleme bei ihrem Heranwachsen. Die 2018 geborenen Zwillinge Lulu und Nana würden den Kindergarten besuchen. Ein drittes Mädchen wurde 2019 geboren, die Identitäten der drei Kinder sind unbekannt. Reue zeigte der verurteilte Wissenschafter keine, im Gegenteil. Er sei "stolz" auf seine Arbeit.

He Jiankui hatte ab 2016 mit seinem Team von der Southern University of Science and Technology in Shenzhen die DNA von Embryos im Zuge der In-vitro-Fertilisation (IVF) mithilfe der Crispr/Cas9-Technologie (siehe Wissen unten) so verändert, dass sie gegen eine Infektion mit HIV besser geschützt sein sollten. Er arbeitete für insgesamt acht Paare, bei denen die Väter mit HIV infiziert waren. Letztendlich wurden drei Babys tatsächlich geboren. Die Eltern sollen dem Experiment zugestimmt haben, weil sie nach chinesischen Vorschriften keinen Zugang zu IVF gehabt hätten.

"Zu übereilt" vorgegangen

Hes Vorgehen wurde international verurteilt. Forscherinnen und Forscher betonten, dass das Experiment weder ethisch noch medizinisch gerechtfertigt gewesen sei, die Eltern auch aufgrund gefälschter Dokumente nicht ausreichend zugestimmt hatten und die Genom-Editierung auch Fehler ins Erbgut geschleust haben könnte. Außerdem gab es Befürchtungen, dass dieser Tabubruch den Weg zu maßgeschneiderten "Designerbabys" ebnen könnte.

Das Ergebnis der Sequenzierungen der Genome der Kinder habe gezeigt, dass es keine anderen Modifikationen als die beabsichtigten gegeben habe, sagte He. Das beweise, das die Geneditierung ungefährlich war. "Ich bin stolz, dass ich Familien helfen konnte, die gesunde Kinder wollten", sagte He, wie der "Guardian" berichtete. Er sei überzeugt, dass die Gesellschaft letztlich die Gen-Manipulation von menschlichen Embryonen akzeptieren werde, um Behandlungen für genetische Krankheiten zu finden. Was seine verurteilte Forschungstätigkeit betrifft, bedauere er, dass er "zu übereilt" vorgegangen sei. (kri, 2.4.2024)