Olga Voglauer (Grüne), Patrick Jonke (Team Kärnten) und Julian Geier (ÖVP) sprechen sich gegen Jürgen Dumpelnik als Magistratsdirektor aus.
Franz Miklautz

Eines ist klar: Die Sache wird für Wirbel sorgen. Um den Wunschkandidaten der SPÖ, Jürgen Dumpelnik, auf dem Sessel des Klagenfurter Magistratsdirektors in letzter Minute zu verhindern, greift die Bürgermeisterpartei Team Kärnten (TK) zu einem ungewöhnlichen Manöver. Ausgehend von einer Drei-Parteien-Pressekonferenz am Dienstag soll der Coup folgendermaßen ablaufen: Stadtchef Christian Scheider bringt Dumpelnik am Mittwoch als aussichtsreichsten Kandidaten in den Stadtsenat ein. Dann geht der Antrag in den Gemeinderat. Und genau dort plant das TK einen "Überraschungsangriff". Per Abänderungsantrag soll die Wahl Dumpelniks noch einmal auf Messers Schneide gebracht werden. Die Bürgermeisterpartei will nämlich Claudia Koroschetz reaktivieren.

Die 44-jährige Juristin war schon einmal Magistratsdirektorin. Sie übernahm das Zepter von Peter Jost, als dieser von 2010 bis 2013 vom damaligen (und heutigen) Bürgermeister Scheider suspendiert worden war. Als Jost rehabilitiert wieder zurückkam, musste Koroschetz in eine Abteilungsleiterposition weichen. Vom Coup erwartet sich das TK vermutlich, dass die FPÖ bei der Wahl Dumpelniks einen Rückzieher machen könnte. Koroschetz war im Jost-Interregnum blaue Wunschkandidatin gewesen.

FPÖ als Zünglein an der Waage

Die Freiheitlichen hatten sich vor rund zwei Wochen im Verbund mit SPÖ und Neos für Dumpelnik ausgesprochen, womit der 45-jährige ehemalige steirische Landtagsdirektor eine knappe Mehrheit von 24 bis 25 Stimmen (von 45) hätte. TK-Clubobmann Patrick Jonke bestätigt den bevorstehenden Coup nicht, dementiert ihn aber auch nicht. Und erklärt vielsagend: "Koroschetz wäre schon objektiviert." Ob sie selbst ins Rennen will, ist noch nicht bekannt. Finale Gespräche mit ihr werden erst am Dienstagnachmittag geführt.

Dumpelnik war ex aequo mit Michael Zernig, dem Amtsleiter der Marktgemeinde Ebenthal, als Erster aus dem Hearing hervorgegangen. Dritter wurde der Manager Karl Klein. Auch Zernig wird wie Dumpelnik eine Nähe zur SPÖ nachgesagt. Wobei sich Beobachter nach dem Hearing von Dumpelnik beeindruckt zeigten. Er spiele "in einer eigenen Liga", sagten sogar Vertreter von Parteien, die ihn nicht inthronisieren wollen.

Dumpelniks Nähe zu Liesnig

Nun könnte ihm aber eine Nähe zu Klagenfurts Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ) heftige Probleme machen. Zwischen den beiden Herren besteht eine jahrelange Freundschaft, aus der weder Liesnig noch Dumpelnik einen Hehl machen. Überdies machten die beiden gemeinsame Geschäfte: Liesnig und Dumpelnik waren Teilhaber der gOLD Consulting, eines Beratungsunternehmens. Der rote Vizebürgermeister hatte sich aber bei Amtsantritt aus der Gesellschaft verabschiedet.

"Sushi-Deal": Drei Parteien gegen Dumpelnik

Bei der Drei-Parteien-Pressekonferenz am Dienstag sprachen sich die Klubobleute Patrick Jonke (TK), Julian Geier (ÖVP) und Grünen-Bundesgeneralsekretärin Olga Voglauer, die dem Treffen zusätzliche Bedeutung verlieh, gegen Dumpelnik aus. Jonke bezeichnete die Präferenz für Dumpelnik als "Sushi-Deal" zwischen SPÖ und FPÖ, da das Übereinkommen in einem entsprechenden Lokal zustande gekommen sein soll. Weiters berichtete Jonke von Posten, die die SPÖ dem TK im Vorfeld angeboten habe, sollte Dumpelnik zum Zug kommen. Auch Geier berichtete über solche Vorgänge. Er pocht wie Voglauer auf eine Neuausschreibung. Die Grünen-Generalsekretärin kritisierte das abgelaufene Verfahren als "intransparent" und sagte, in Klagenfurt gehe es zu "wie in Tarvis am Markt". Damit ist wohl der Abtausch von Gefälligkeiten gemeint. Geier wies auch darauf hin, dass keine Nachfolge beschlossen werden solle, solange der Rechtsstreit mit dem pensionierten Magistratsdirektor Jost nicht gelöst sei. Er will bekanntlich zurück in sein Amt, obwohl er bereits 65 Jahre alt ist.

Ausschreibungskosten verdoppelt

Indes zeigen STANDARD-Recherchen, dass die Ausschreibungskosten doppelt so hoch waren wie ursprünglich angeboten. Das Offert der Wiener Executive-Search-Firma vom 21. Juli des Vorjahrs lautet samt Umsatzsteuer auf 12.720 Euro. Es wurde von Bürgermeister Scheider am 8. November 2023 bestätigt. Die tatsächliche Abrechnungssumme machte allerdings 25.188 Euro aus. Der Headhunter begründet die Mehrkosten mit Zusatzleistungen. So lautete das Angebot auf fünf Bewerber, der politische Wille drängte aber auf acht Kandidaten. Womit Hearings, Kandidatenberichte, Abstimmungen und Unterlagen ausgeweitet werden mussten und Dienstleistungen erbracht worden seien, die im Angebot nicht vorgesehen waren. (Franz Miklautz, 2.4.2024)