Roscoe wurde von einem Mann mit einem Gewehr dreimal angeschossen und ist nicht mehr einsatzfähig.
Massachusetts State Police

Es ist eine der schwierigsten Situationen für Polizeieinheiten, wenn sich eine bewaffnete Person in einem Haus verbarrikadiert und das Feuer auf die Beamten eröffnet. So geschehen in Barnstable (Massachusetts). Ein Mann hatte sich Anfang März in einem Haus verbarrikadiert und das Feuer auf die Polizistinnen und Polizisten eröffnet, wie jetzt bekannt wurde. Ein SWAT-Team wurde gerufen, ebenso das Bombenkommando. Dieses verfügt nämlich über Aufklärungsroboter, die seit einiger Zeit von der Polizei eingesetzt werden.

Diese übernehmen üblicherweise Aufklärungsaufgaben, die für Menschen zu gefährlich sind. Die Roboter können aber auch mit Menschen in Kontakt treten und eine Art "Vermittlerfunktion" erfüllen. Also schickten die Einsatzkräfte insgesamt drei Roboter los: zwei Pacbot 510 mit Raupenantrieb und einen "Spot", den vierbeinigen hundeartigen Roboter von Boston Dynamics. Diese sollten den Verdächtigen im Haus aufspüren und seine Position für die geplante Erstürmung des Hauses übermitteln.

Roscoe wurde dreimal getroffen

Der Roboter mit dem Namen Roscoe wurde in den Keller geschickt. Während der Roboter mithilfe seines Greifarms einen Kasten öffnete, tauchte plötzlich der Verdächtige aus einem Schlafzimmer auf. Er trug ein Gewehr, feuerte aber nicht auf den Roboter, sondern schubste ihn um und lief die Treppe nach oben. Was der Verdächtige nicht gewusst hat: Spots können ohne fremde Hilfe wieder aufstehen. Ein Polizeibeamter steuerte den Roboter nach oben, um den Verdächtigen zu verfolgen. Als der offensichtlich überraschte Verdächtige feststellte, dass Roscoe hinter ihm auf der Treppe war, stieß er den Roboter erneut um und zielte mit dem Gewehr auf ihn. In diesem Moment riss die Verbindung ab.

Wie sich später herausstellte, hatte der Täter dreimal auf Roscoe geschossen und ihn dadurch außer Gefecht gesetzt. Außerdem feuerte der Verdächtige noch auf einen der Pacbot-Roboter, verfehlte diesen aber und traf den Swimmingpool im Garten. Die Einsatzkräfte griffen daraufhin zu konventionelleren Methoden: Sie warfen Tränengasgranaten in das Haus und stürmten es. Der Verdächtige ließ sich ohne weitere Gegenwehr festnehmen.

Roscoe blieb vorerst zurück, der Roboter wurde forensisch untersucht und tags darauf von dem bedienenden Polizisten zum Hersteller Boston Dynamics gebracht. Das Unternehmen möchte den Schaden genau analysieren und die eingedrungenen Projektile entfernen. Der Hersteller wird den Roboter für Forschungszwecke behalten, die Polizei bekommt im Tausch dafür einen neuen Spot.

"Der Einsatz von Roscoe in der Wohnung des Verdächtigen ermöglichte nicht nur die äußerst wichtige Räumung von Räumen und die Erkundung der Lage, sondern verhinderte auch, dass in dieser Phase des Einsatzes menschliches Personal oder ein echter Hund eingesetzt werden musste und dass ein Polizeibeamter oder ein K9-Partner in einen Schusswechsel verwickelt werden konnte", teilte die Polizei von Barnstable mit.

Roboter in der Kritik

Roboter werden immer häufiger in der öffentlichen Sicherheit eingesetzt. Im Herbst 2023 sorgten die New Yorker Verkehrsbetriebe für eine Kontroverse, weil sie einen Roboterpolizisten namens K5 zur Überwachung der U-Bahn-Station Times Square angeschafft haben. Der Roboter fährt vollautomatisch und soll so als direkter Ansprechpartner und Überwachungsorgan dienen. Datenschutzorganisationen witterten einen Schritt zur Massenüberwachung und kritisierten den Einsatz von K5 scharf.

Auch in München wird über den Einsatz eines Roboteraufpassers nachgedacht. Ein Roboterhund soll testweise beim Schutz von Münchner S-Bahnen vor Sprayern und Vandalismus helfen. Die Maschine soll auf Abstellgleisen der S-Bahn in der Landeshauptstadt patrouillieren und dank künstlicher Intelligenz Unregelmäßigkeiten erkennen. (pez, 2.4.2024)