ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wendet sich zur bevorstehenden Veröffentlichung des Transparenzberichts an die Belegschaft
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wendet sich anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung des Transparenzberichts an die Belegschaft.
Heribert Corn

Wien – Der ORF veröffentlicht am Dienstag einen Transparenzbericht, der unter anderem Mitarbeiter mit einem Brutto-Jahresgehalt inklusive Zulagen von 170.000 Euro im Jahr oder höher namentlich ausweist. Laut krone.at und oe24.at ist Radiomoderator Robert Kratky Spitzenreiter bei den Verdiensten mit 455.000 Euro Jahresgehalt. Platz zwei belegt demnach der ORF-Sicherheitsbeauftragte Pius Strobl mit 440.000 Euro. Platz drei nimmt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann ein mit 420.000 Euro. Unter TV-Journalisten bzw. "ZiB"-Stars findet sich laut krone.at "Armin Wolf mit 250.000 Euro (also 18.000 Euro plus 2500 Euro für Nebenjobs pro Monat) und Hans Bürger mit 195.000 Euro" sowie Auslandskorrespondenten wie Christian Wehrschütz und Ernst Gelegs.*

Das öffentlich-rechtliche Medienhaus ist seit Inkrafttreten einer ORF-Gesetzesnovelle zu Jahresbeginn dazu verpflichtet. Schon vor Monaten kursierten Zahlen, wonach ORF-Generaldirektor Weißmann nicht der Spitzenverdiener in dem Milliardenunternehmen ist. Auf Anfrage bestätigte der ORF die kolportierten Gehälter nicht und verwies auf die anstehende Veröffentlichung am Dienstag.

Bruttogehälter

Der ORF muss den Transparenzbericht wie auch den Jahresbericht über die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags bis Ende März ans Bundeskanzleramt schicken und anschließend auf einer Website "leicht, unmittelbar und ständig zugänglich" veröffentlichen. Der Bericht weist die Bruttogehälter von ORF-Mitarbeitern sowie freien Dienstnehmern in sieben Gehaltsklassen aus, wobei auch nach Alter und Geschlecht gegliedert wird. Auch Nebeneinkünfte müssen angeführt werden. Personen mit einem Brutto-Jahresgehalt inklusive Zulagen von 170.000 Euro im Jahr oder höher werden zudem in einer eigenen Tabelle inklusive Namensnennung ausgewiesen.

Der ORF-Betriebsrat geht wegen vermuteter Verfassungswidrigkeit bei Gericht dagegen vor, konnte aber zumindest die erstmalige Veröffentlichung offenbar nicht abwenden. Zusätzlich muss der ORF in dem Bericht die erzielte Reichweite von seinen jeweiligen Angeboten, Werbeeinnahmen, Werbeausgaben und die Kosten sämtlicher Eigen- und Auftragsproduktionen ausweisen.

Weißmann-Appell an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

In einer Mail an die Mitarbeiter und Mitarbeiter appelliert ORF-Generaldirektor Weißmann angesichts der Veröffentlichung, "sich nicht an dieser zu erwartenden Neiddebatte zu beteiligen, sondern – wenn Sie darauf angesprochen werden – mit einordnenden Argumenten, die wir auch dem Bericht voranstellen werden und die ich Ihnen beiliegend übermittle, darauf zu reagieren. Ich bitte Sie weiters, sich nicht provozieren zu lassen, weder im persönlichen Gespräch noch auf Social Media."

Der ORF werde zu "einzelnen Vertragsinhalten nicht Stellung nehmen, und das sollten auch Sie nicht tun". Der ORF stehe "unter Druck, sowohl von privaten Mitbewerbern – die selbst wiederum unter großem wirtschaftlichem Druck stehen – wie auch in der politischen Debatte", schreibt Weißmann in der Mail, die dem STANDARD vorliegt. Die Veröffentlichung der Gehälter werde "ihr Übriges dazu beitragen, diese Debatten und Polemik weiter zu verschärfen". Persönlich an den Zahlen schmerze ihn, ein "evidenter Gender-Pay-Gap bei uns im Haus". Gleichstellung und Diversität stünden ganz oben auf seiner Agenda, schreibt der ORF-General. "Über Jahrzehnte gewachsene Strukturen – und auch Vertragsverhältnisse – lassen sich aber nicht in zwei Jahren verändern."

*Update 13:32

(APA, red 29.3.2024)