Vom Schreibtisch bis zum Klobesen, vom Raumtrenner bis zum Sideboard war in der Signa-Zentrale alles Designerware. "Das Unternehmen war kein normales", sagte Sanierer Erhard Grossnigg kürzlich im Interview mit meiner Kollegin Renate Graber. "Schauen Sie sich nur hier im Büro um: Alles handgefertigt oder Spezialanfertigung, vier Millionen Anschaffungswert für ein paar hundert Quadratmeter. Im Palais Harrach drüben war es noch viel ärger."

Vor wenigen Wochen wurde das komplette Interieur aus René Benkos Büro im Palais Harrach auf der Auktionsplattform aurena.at versteigert.
APA/AURENA.AT/AURENA.AT

Der ganze Pomp wurde bekanntlich vor einigen Wochen über eine Online-Plattform versteigert. "Benko wollte es schön haben - oder protzen", sagte Grossnigg. "Da hat offenbar jemand gefehlt, der gesagt hätte: 'Hearst, Bua!'"

Damit ist viel, aber noch nicht alles gesagt. Im Immobilienboom des vergangenen Jahrzehnts, der nun vorbei ist, war die Signa nämlich nicht das einzige Unternehmen, wo man die Bodenhaftung verloren hat. Einerseits ganz buchstäblich - indem viele Bauträger in den letzten Jahren die Grundstückspreise in Höhen getrieben haben, die sich nun als komplett unwirtschaftlich herausstellen. Andererseits auch im Sinne einer gewissen Hybris. Auf der jüngsten Wiener Immobilienmesse hat ein Maklerunternehmen ein sündhaft teures Oldtimer-Cabriolet ausgestellt, um damit seine Immobilien zu bewerben. Müsste ich gerade all mein Erspartes zusammenkratzen, um überhaupt erst einmal einen Kredit für eine Immobilie zu bekommen, wäre ich davon einigermaßen irritiert.

Zeiten haben sich geändert

Auch in anderen Bereichen war zuletzt schon stark zu merken, dass manchen Marktteilnehmern die Demut vor den Kundinnen und Kunden abhandengekommen ist. Nur ein kleines Beispiel, aber aus meiner Sicht symptomatisch: In manche Wohnungseigentumsverträge wurde frech hineingeschrieben, dass die Eigentümer jahre- oder sogar jahrzehntelang beleuchtete Werbung für den Bauträger an ihrem Haus dulden oder sogar bezahlen müssen, obwohl der Bauträger nach dem Abverkauf der Wohnungen mit dem Haus nichts mehr zu tun hat. Anlegern war das egal. Aber die Zeiten haben sich geändert. (Martin Putschögl, 29.3.2024)