Oleg Deripaska bei einem Wirtschaftsforum in St. Petersburg
Oleg Deripaska bei einem Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg.
REUTERS/Maxim Shemetov

Nun also befindet sich die Strabag, größter Baukonzern Österreichs und einer der wichtigsten in Europa, nicht mehr im Teilbesitz des russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten Oleg Deripaska, der in der EU und USA Sanktionen unterliegt. Deripaska hat seinen 24,1 Prozent schweren Anteil am Konzern, den er über die Firma MKAO Rasperia Trading Limited mit Sitz in der russischen Stadt Kaliningrad hält, an eine russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen. So gab es die Strabag am Mittwoch in einer Aussendung bekannt.

Wer hinter dieser Iliadis steht, ist derzeit unbekannt. Die Strabag jedenfalls geht sicherheitshalber davon aus, dass das Aktienpaket weiterhin als sanktioniert gilt. "Insbesondere eine sanktionsrechtliche Prüfung kann daher derzeit nicht erfolgen, sodass die Gesellschaft weiterhin davon ausgeht, dass die Strabag-Aktien der MKAO Rasperia Trading Limited gemäß der EU-Sanktionsverordnung eingefroren sind", lässt der Konzern in der Aussendung wissen.

Zwischenstation

Jedenfalls dürfte besagte Iliadis nur eine Zwischenstation sein – denn in letzter Konsequenz, so der Plan, soll der Strabag-Anteil bei der Raiffeisen Bank International (RBI) landen. Die Iliadis wird ihn an die Bank weiterverkaufen. Hintergedanke: Die Raiffeisen macht dann formell keine Geschäfte mit Deripaska oder einer Gesellschaft unter seiner Kontrolle, wenn die Iliadis dazwischengeschaltet ist. Die Iliadis JSC habe mit Deripaska nichts zu tun und sei auch sonst nicht einer den Sanktionen unterworfenen Person zuzuordnen, ließ die Großbank Ende 2023 wissen.

Damals hatte das Finanzinstitut angekündigt, den Deripaska-Anteil der Strabag über ihre russische Tochter, die Raiffeisen Russland, erwerben zu wollen. Als möglicher Kaufpreis für das Aktienpaket wurden 1,5 Milliarden Euro genannt. Die Raiffeisen Russland soll dann nach Vorstellung der RBI das Aktienpaket in Form einer Sachdividende an die Konzernmutter in Wien übertragen.

Hoher Gewinn

Warum das alles? Die traditionell gut verdienende RBI-Tochter in Russland – im Jahr 2022 betrug der Gewinn zwei Milliarden Euro – sitzt mit all ihrem Geld in Moskau fest. Die Mittel sind eingefroren, ein Transfer in den Westen würde den Sanktionen entgegenstehen. Der Strabag-Deripaska-Deal jedoch bietet einen möglichen Ausweg. Die RBI käme zwar immer noch nicht an das Geld heran, aber an – wertvolle – Strabag-Anteile.

Dies sei sanktionskonform, betont die RBI vergangene Woche. Man habe alle geltenden Sanktionen genau geprüft, ehe die Transaktion im Dezember angekündigt worden war. Ob der Deal allerdings nicht doch auf Widerstand stößt, ist offen. Die Tageszeitung "Die Presse" berichtete Anfang März etwa über Treffen zwischen der RBI und Vertretern der US-Finanzaufsichtsbehörde wegen des geplanten Kaufs der Strabag-Anteile. Zugleich warnte das US-Finanzministerium die Bank, dass sie Gefahr laufe, "vom US-Finanzsystem abgeschnitten zu werden" – wenn sie zur Finanzierung des russischen Militärs beitrage, wie es als Begründung hieß.

Derzeit jedenfalls weiß man noch nicht, wie es mit dem Transfer der Strabag-Anteile von der Iliadis an die RBI-Russland-Tochter aussieht. Ob der zweite Teil des Deals wie geplant stattfinden werde, sei noch offen, hieß es vonseiten der Strabag. (Joseph Gepp, APA, 27.3.2024)