Ankündigungen sind so eine Sache: Sie können einen Aufwind bringen, Aufmerksamkeit auf eine Sache lenken, Menschen dazu motivieren, sich einem Ziel zu verschreiben. Sie können aber auch schiefgehen. Im Jänner machte Dominik Wlazny jedenfalls eine Ansage: Die Bierpartei will bei der Nationalratswahl 2024 kandidieren. Wlazny soll Spitzenkandidat werden. Allerdings hat die Sache einen Haken: Die Partei wolle nur dann antreten, wenn sie ausreichend finanzielle Unterstützung erfährt.

Dominik Wlazny will am Mittwoch einen Zwischenstand zur Kandidatur bekanntgeben.
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Das von Wlazny ausgegebene Ziel: Bis Ende April sollen 20.000 Mitglieder die Bierpartei unterstützen – oder eine dementsprechende finanzielle Unterstützung zusammenkommen. Bei einem Mitgliedsbeitrag von rund 59 Euro pro Jahr geht es also insgesamt um rund 1,2 Millionen Euro. Auf Großspender will Wlazny aber verzichten, denn die würden abhängig machen, erklärte er im Jänner.

Auf den ersten Blick ging die Strategie auf: In den ersten 24 Stunden habe die Bierpartei 2.216 neue Mitglieder und mehr als 1.000 Unterstützerinnen und Unterstützer dazubekommen, teilte Wlazny am Tag nach seiner Ankündigung auf Instagram mit. Nach rund zwei Wochen das nächste Update: Ein Drittel des Ziels sei erreicht worden – das wären dann rund 6.700 neue Leute.

Unter der Hälfte

Und dann? Dann dürfte ein wenig die Luft draußen gewesen sein. Vor rund einer Woche stand die Bierpartei bei rund 8.500 neuen Mitgliedern – also noch nicht ganz der Hälfte. Am Mittwoch lädt Wlazny zu einer Pressekonferenz, um eine "Erklärung zum aktuellen Stand der Bierpartei und zur Nationalratswahl 2024" abzugeben. Und aller Wahrscheinlichkeit nach, um erneut die Werbetrommel zu rühren.

Denn sollte es die Bierpartei nicht schaffen, die 20.000er-Marke zu knacken, steht Wlazny vor einem Dilemma: Trotzdem kandidieren oder sich an die eigene Vorgabe halten? Denn selbst wenn es mit den Mitgliedern noch nicht geklappt hat und der Antritt noch nicht fix ist: Umfragen prognostizieren der Partei den Einzug in den Nationalrat. In der Sonntagsfrage des Linzer Market-Instituts im Auftrag des STANDARD kam die Bierpartei im März auf rund fünf Prozent. Andere Institute sehen die Bierpartei sogar bei bis zu acht Prozent.

Das Potenzial der Bierpartei sieht auch Politikberater Thomas Hofer – "vorausgesetzt, er bleibt bei seiner Linie", sagt er dem STANDARD. "Er steigt sehr hoch in den Wahlkampf ein: Sieben bis acht Prozent muss er erst einmal halten." Wie Wlazny das schaffen kann? "Wenn er glaubt, dass er als Politiker antreten sollte, dann macht er den ersten Fehler", sagt Hofer. Das beginne beim Outfit. Dass Wlazny 2022 als Bundespräsidentenkandidat den Kapuzenpulli gegen ein Sakko getauscht hat, gefiel dem Politikberater nicht. Das sei nicht authentisch gewesen. Denn der Sänger der Band Turbobier wird als Gegenpol zu eingesessenen Parteien gesehen. In dieser Rolle könnte er beispielsweise Junge ansprechen, die das Establishment ablehnen, sowie Nichtwählerinnen und Nichtwähler abholen. Und Leute erreichen, die zwar etwas anderes als die eingesessenen Parteien wollen, "aber vielleicht gar nicht wissen, was sie genau wollen". Dafür müsse er sich selbst allerdings treu bleiben – nicht nur im Auftreten.

Auch dem Ruf nach einem genaueren Wahlprogramm nachzukommen fände Hofer strategisch kontraproduktiv. Denn: Je konkreter Programme werden, desto mehr werden sie hinterfragt. "Wlazny muss im Ungefähren bleiben", sagt Hofer.

Konkurrenz für KPÖ

Denn allein um die Inhalte geht es im Wahlkampf nicht. Wlazny hat einen Bekanntheitsbonus – so wie ihn auch KPÖ-Bürgermeisterkandidat Kay-Michael Dankl in Salzburg hatte. Und auch die Bundes-KPÖ kratzt laut Umfragen am Einzug in den Nationalrat.

Im direkten Match Bierpartei gegen KPÖ sieht Hofer Wlaznys Partei vorn: Auch wenn die KPÖ das tiefergehende Wahlprogramm habe, "der Faktor Personalisierung spricht sicher für die Bierpartei – außer Dankl würde sich doch noch dazu entscheiden, für den Nationalrat zu kandidieren". Das schloss Dankl jedoch schon aus. Geht es nach ihm, wird er in den kommenden Jahren als Vizebürgermeister der Stadt Salzburg ein Wohnressort leiten. (Oona Kroisleitner, 27.3.2024)