Belgrad – In Serbien sind Journalisten nach Angaben des Europäischen Journalistenverbands (EFJ) einer Welle von Drohungen und Gewalt ausgesetzt. Die Zahl der Drohungen und Gewalttaten gegen Journalisten insbesondere im Norden Serbiens habe ein "noch nie dagewesenes" Ausmaß erreicht, erklärte der EFJ am Donnerstag. Der Verband forderte die Behörden in Belgrad auf, die Vorfälle zu untersuchen.

Allein in der Stadt Novi Sad seien binnen zehn Tagen "nicht weniger als sieben Journalisten bedroht und angegriffen" worden. Die Art der Gewalt reiche dabei von körperlichen Angriffen, verbaler Gewalt und Online-Belästigung bis hin zu Todesdrohungen. Die Arbeitsfähigkeit serbischer Journalisten sei dadurch "stark beeinträchtigt", ihre Sicherheit stehe "auf dem Spiel".

Todesdrohungen

Als Beispiele nannte der Verband Angriffe im Zusammenhang mit der Berichterstattung über eine Demonstration am 8. März sowie tausende Todesdrohungen gegen zwei Journalisten in Online-Netzwerken.

Auch nach Angaben der Chefin der Gewerkschaft Unabhängiger Journalisten, Tamara Filipovic, nehmen die Drohungen und Beleidigungen gegen Journalisten in Serbien zu. "Wenn man bedenkt, dass Serbien ein Land ist, in dem in den vergangenen drei Jahrzehnten drei Morde an Journalisten nicht bestraft wurden, sind wir jedes Mal sehr besorgt, wenn eine Drohung gegen einen Journalisten nicht verfolgt wird", erklärte sie.

Anfang Februar hatte ein Berufungsgericht vier ehemalige Geheimdienstmitarbeiter freigesprochen, die in erster Instanz wegen des Mordes an einem bekannten Oppositionsjournalisten im Jahr 1999 verurteilt worden waren. Im Ranking der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) über den Stand der Pressefreiheit lag Serbien 2023 auf dem 91. von 180 Plätzen. (APA, AFP, 22.3.2024)