Nicht nur bei großen Tech-Riesen wie Microsoft, Google oder Amazon hagelte es im letzten Jahr Entlassungen. Auch in der Games-Branche setzte eine Reihe größerer Firmen massenhaft Mitarbeiter vor die Tür. Auch Anfang 2024 setzte sich die Entwicklung fort. Da ein Mitarbeiterabbau, dort eine Studioschließung. Ende Februar hatte "Kotaku" bereits mehr als 8.100 betroffene Arbeitsplätze in der Branche dokumentiert.

Doch wie gerechtfertigt sind diese Maßnahmen? In Rundschreiben an ihre Angestellten beteuern die Unternehmen gerne, dass der Stellenabbau unumgänglich sei, um die eigene Firma wirtschaftlich für die Zukunft abzusichern. Starke Zweifel daran hegt allerdings Tarn Adams, einer der Macher von "Dwarf Fortress".

"Dwaf Fortress" hat sich in 17 Jahren eine eingeschworene Fangemeinde erarbeitet.
Bay12 Games

Verlieren macht Spaß

"Dwarf Fortress" ist, vereinfacht gesagt, eine Zwergenkolonie-Simulation und eines der erfolgreichsten Indie-Games. Während der Name heute vielen Spielern geläufig ist, war das lange nicht der Fall. Das Licht der Welt erblickte der ursprünglich gemeinsam von Tarn und seinem Bruder Zach Adams entwickelte Titel nämlich schon 2006. Als sehr anspruchsvolles Spiel, das im Original mit ASCII-Darstellung auskommt, aber gleichzeitig sehr komplex und herausfordernd ist, war es lange ein nischiger Geheimtipp. Das inoffizielle Motto seiner Fans lautet "Verlieren macht Spaß". Es gibt nämlich keine Siegbedingungen, was bedeutet, dass jede Zwergenfestung irgendwann einmal fällt.

2022 veröffentlichte man schließlich gemeinsam mit dem Studio Kitfox Games auch eine Bezahlversion des eigentlich kostenlosen Games. Diese brachte eine moderne grafische Darstellung und einen neuen Soundtrack mit und fand viele Fans, nicht nur unter der bestehenden Gemeinde der "Dwarf Fortress"-Jünger.

Dwarf Fortress Steam Edition - Launch Trailer
Kitfox Games

"Die sollen alle Dreck fressen"

Tarn Adams hat das Game zum Millionär gemacht und ihm auch Verantwortung über einige Mitarbeiter beschert. Was auch bedeutet, dass er sich überlegen muss, was passiert, sollte sich sein Spiel in Zukunft wieder schlechter verkaufen. Dennoch kann er den Massenentlassungen in der Branche nichts abgewinnen. Seine Überlegungen haben ihm nicht mehr Empathie für "die Leute, die andere Leute entlassen", beschert, zitiert "PC Gamer" seinen Auftritt auf der Game Developers Conference.

Das Gegenteil ist offenbar der Fall. "Die sollen alle Dreck fressen", resümiert er. "Das sind schreckliche Menschen." Und weiter: "Diese Entscheidungen haben keinen praktischen Grund. Es klingt, als wären sie angetrieben von gierigen, gierigen Leuten, die einfach an irgendeinem Risikokapitalding verdienen möchten."

Opfer der Gier

Der Fisch stinkt seiner Meinung nach vom Kopf. Die Entlassungen seien letztlich mit Finanzierungsstrukturen, schlechten Anreizen und Dummheit begründet. Am Ende würden Manager Leute entlassen, ohne die das Unternehmen "auseinanderfällt", nur damit irgendwer kurzfristig daran verdient oder "den passenden Wind für seinen goldenen Fallschirm bekommt".

Ob er selbst sich eines Tages in der Rolle wiederfindet, in der er aus wirtschaftlichen Gründen Leute entlässt, bleibt abzuwarten. Auf absehbare Zeit ist davon nicht auszugehen, denn laut Adams läuft die Weiterentwicklung von "Dwarf Fortress" auf Hochtouren. Für das Spiel steht im April mit dem "Adventure Mode" das nächste große Update an, das Spielern eine Reihe neuer Möglichkeiten bescheren soll. (red, 21.3.2024)