Es war eine angekündigte Eskalation: Seitdem die Taliban im August 2021 – nach dem jämmerlichen Abzug der USA und ihrer Verbündeten nach zwanzig Jahren – in Afghanistan wieder die Macht übernommen haben, stiegen die Spannungen mit Pakistan. Dort ist die Sharif-Regierung nach Wahlen, die nicht nach Plan gelaufen sind, erst kurz wieder im Amt und will Stärke zeigen.

Ein pakistanischer Soldat durchsucht einen Passanten, der von Afghanistan aus einreisen will. Die Spannungen an der Grenze zwischen den beiden Staaten steigen. Zu Wochenbeginn kam es zu Gefechten.
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Aber die Probleme sind real: Der Terrorismus der pakistanischen Taliban (TTP: Tehrik-i Taliban Pakistan) nimmt stetig zu; Pakistan beschuldigt die afghanischen Taliban – wohl zu Recht –, TTP-Leuten Unterschlupf zu gewähren. Nach einem TTP-Anschlag auf pakistanische Sicherheitskräfte schlug Pakistan nicht nur im eigenen Taliban-Gebiet zu, sondern auch jenseits der Grenze auf afghanischem Territorium. Es folgte der afghanische Gegenangriff auf pakistanischer Seite.

Auf beiden Seiten der von den Briten 1893 gezogenen umstrittenen Durand-Linie zwischen Pakistan und Afghanistan leben Paschtunen, aus denen die nationalreligiöse Bewegung der Taliban stammt. Es ist nicht allzu lange her, dass Pakistan sich ihrer politisch bedient hat, um strategische Tiefe gegenüber Indien zu gewinnen. Längst sind sie zur Gefahr für Pakistans Stabilität geworden. Der neuen globalen Realität entsprechend wird nun die Pekinger Feuerwehr – die chinesische Diplomatie – ausrücken, um den Brand zu bekämpfen und zwischen Islamabad und Kabul zu vermitteln. (Gudrun Harrer, 20.3.2024)