Die Aerit-Lieferdrohne sieht aus wie eine traditionelle Milchkanne. Sie soll Sturm und Schlechtwetter trotzen können.
Aerit

Warenlieferungen per Drohne sind nicht unbedingt neu, aber in Schweden hat nun der Lieferdienst Foodora gemeinsam mit dem Drohnenhersteller Aerit und dem Mobilfunkanbieter Tele 2 eine der ungewöhnlichsten Formen der luftgestützten Zustellung ins Leben gerufen. Die für Foodora Air entwickelte Drohne hat die Form einer Milchkanne, und die Lebensmittel werden bei der Kundschaft abgeseilt.

Bestellt werden die Speisen, wie bei solchen Systemen, üblich per App. Kundinnen und Kunden können aus dem gastronomischen Angebot der Innenstadt von Värmdö östlich von Stockholm wählen. Dazu zählen ein indisches Restaurant, diverse Fastfoodketten, eine Pizzeria und ein Kaffeehaus. Wird eine Bestellung aufgegeben, wird zuerst überprüft, ob eine freie Flugbahn besteht. Ergibt diese Prüfung grünes Licht, startet die Drohne weitgehend autonom von der Basis bei Hersteller Aerit. Die Drohne fliegt autonom zum Restaurant und wird dort mit Essen bestückt, wie "Heise" berichtet. Anschließend fliegt sie zum Kunden und liefert das Paket in Form eines sechseckigen Kartons ab und tritt den Heimflug an.

Keine Suche nach Landeplatz mehr

Die Nimbi getaufte Drohne hat aber noch eine Besonderheit: Sie landet weder bei der Beladung noch beim Kunden selbst, denn die Ware wird vor Ort abgeseilt, wie aus einem Video von Hersteller Aerit hervorgeht. Das soll gleich mehrere Vorteile bringen: Erstens wird dadurch die Reichweite erhöht, weil der Energiehunger bei Starts und Landungen wegfällt. Außerdem können sich die freiliegenden Rotorblätter nicht in Hindernissen wie Bäumen oder Leitungen verfangen oder gar Menschen verletzten. Außerdem entfällt die sonst oft problematische Suche nach einem geeigneten Landeplatz. Darüber hinaus bleibt Anrainern ungebührlicher Lärm erspart, weil die Drohne ja in der Luft bleibt. Die Lärmbelastung soll bei der Nimbi-Drohne aber ohnehin sehr moderat ausfallen, zumindest gibt der Hersteller den Schalldruck mit 65 dB(A) an, was ungefähr dem Umfeld eines gut besuchten Restaurants entspricht.

Die Drohne steht während des Fluges immer im Kontakt mit der Basis, denn obwohl sie weitgehend autonom fliegt, kann ein menschlicher Operator im Notfall einschreiten und die Steuerung übernehmen.

Testbetrieb läuft

Die Nimbi-Drohne verfügt über sechs Motoren und kann leer etwa 21 Kilometer weit fliegen. Ist die Drohne beladen, kommt sie etwa zwölf Kilometer weit. Der Laderaum in dem Milchkannen-Körper ist etwa zehn Liter groß, und die Drohne kann maximal vier Kilo Last transportieren.

Die Drohne ist laut Angaben des Herstellers auch bei stürmischem Wind einsetzbar, und auch Regen und Schnee sollen die Einsatzmöglichkeiten nicht einschränken. Aktuell ist der Lieferdienst aber nur im Probebetrieb am Wochenende von 11 bis 18 Uhr verfügbar. Der Hersteller will in Zukunft nicht nur Essenslieferungen anbieten, sondern auch andere Waren zustellen. Zur Lieferung braucht man auch keine fixe Adresse, es reicht die Positionsangabe aus dem Smartphone. So kann man sich etwa das Picknick an den Strand zustellen lassen.

Gerade in der Gemeinde Värmdö ergibt eine Zustellung von kleineren Gütern per Drohne durchaus Sinn. Die vier Hauptinseln sind mit Straßen verbunden, viele kleinere Inseln sind jedoch nur über den Seeweg zu erreichen. Außerdem umfasst die schwedische Gemeinde tausende unbewohnte oder nur im Sommer bewohnte Inseln. (pez, 20.3.2024)