Wien – Die inklusive Plattform "Andererseits" bringt ein neues Magazin auf den Markt, es ist in leichter Sprache verfasst. In der ersten Ausgabe wird etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen gefragt, wie es Menschen mit Behinderungen in Österreich geht, und der Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Josef Hader verrät, was ihm peinlich ist. Kleiner Spoiler: Viel, aber im Konkreten schildert Hader auch eine Begegnung mit sehbehinderten Menschen bei einem seiner Auftritte als Kabarettist.

Das erste Magazin von
Die erste Ausgabe von "Andererseits".
Andererseits

40.000 Stück gedruckt

Das Magazin erscheint mit einer Auflage von 40.000 Stück und soll für alle kostenlos sein, die es brauchen. "Deswegen schicken wir es an 35.000 Menschen, die in sozialen Einrichtungen arbeiten", teilt "Andererseits" via X mit.

Die ersten zwei Ausgaben werden auch mithilfe einer Medienförderung der Wirtschaftsagentur Wien realisiert. Die Projektförderung beträgt 95.000 Euro und träg 60 Prozent der Kosten, sagt "Andererseits"-Mitgründerin und Geschäftsführerin Clara Porák zum STANDARD. Der Rest soll über die Schienen Abos, Einzelverkauf und Werbung finanziert werden. Der STANDARD berichtet bereits über die Pläne für das Magazin. "Andererseits" soll viermal im Jahr erscheinen. Für die zweite Ausgabe ist ein Schwerpunkt auf die EU-Wahl geplant, die dritte Ausgabe fokussiert auf die Nationalratswahl.

"Recht auf unabhängige Informationen"

"In Österreich brauchen etwa 700 000 Menschen leichte Sprache. Bisher gibt es für diese Menschen jedoch kein unabhängiges journalistisches Magazin, in dem sie sich informieren können", begründet Clara Porák den Schritt in Richtung Print. "Wir wollen das ändern, weil wir glauben, dass alle ein Recht auf unabhängige Informationen haben. Deswegen haben wir viele Monate an unserem ersten gedruckten Magazin in einfacher und leichter Sprache gearbeitet."

Themenpalette

Weitere Themen des ersten Magazins sind die Probleme eines Jugendlichen, der nicht mehr in die Schule gehen darf. In Österreich haben Jugendliche mit Behinderung das Recht auf neun Jahre Schule. Danach ist es von der Schule abhängig, ob sie weitermachen dürfen oder nicht. Ein Betroffener erzählt von seinem Leben in einer Werkstätte und ein anderer Mitarbeiter berichtet von seiner Begegnung mit einer "Berührerin".

1.400 von 2.000 Abos

Bei "Andererseits" arbeiten seit der Gründung im Jahr 2020 Menschen mit und ohne körperliche oder geistige Behinderung journalistisch zusammen. Das Medium wird über Abos und Förderungen finanziert. Eine Abo kostet zwischen sieben und 50 Euro pro Monat. Die Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende April insgesamt 2.000 Abonnentinnen und Abonnenten zu generieren, um ihren Journalismus betreiben zu können. Derzeit sind es 1.400.

Seit seiner Gründung hat "Andererseits" bereits mit einigen Geschichten für Furore gesorgt. So recherchierte das Medium gemeinsam mit der Investigativplattform "Dossier", welche Firmen im Jahr 2020 die Ausgleichstaxe zahlten, anstatt Menschen mit Behinderungen im Unternehmen zu beschäftigen. Das bisher größte Echo hat eine im Jahr 2022 veröffentlichte Dokumentation hervorgerufen, die sich kritisch mit "Licht ins Dunkel" befasste. (omark, 19.3.2024)