Die Ankündigung der Regierung, den Wohnbau beleben zu wollen, ging vorerst nach hinten los. Weil die Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr für den ersten Eigenheimkauf demnächst gestrichen werden, wird von Interessentinnen und Interessenten gerade noch abgewartet. Kaufanbote werden erst gar nicht mehr gestellt oder sogar zurückgezogen, berichten Branchenvertreter.

Der Immobilienmarkt kam fast völlig zum Erliegen.
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"Super Paket, aber ..."

Die Führungsriege der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer trat vor wenigen Tagen vor die Presse, um das Wohnbaupaket grundsätzlich zu loben, es sei eine super Sache; nur möge man es bitte rasch umsetzen und dabei auch an die gewerbliche Immobilienwirtschaft denken, sagte Fachverbandsobmann Gerald Gollenz vergangene Woche. Letzteres betraf die "Wohnbaumilliarde", die den Ländern zur Verfügung gestellt werden soll.

Die Umsetzung ist nun in die Gänge gekommen: Ab 1. April fallen für Immobilien bis zu einem Wert von 500.000 Euro beim Kauf keine Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühren an (Details siehe hier). Und auch über die Details der versprochenen günstigen Darlehen für Eigenheimerwerber wird politisch diskutiert. Springt der Markt nun also wieder an?

"Vakuumphase"

Das bleibt abzuwarten. Kaufpreise von Neubauwohnungen und Zinsen sind nach wie vor recht hoch; bei den Zinsen könnte sich aber auch gegen Mitte des Jahres etwas tun.

Karina Schunker von EHL Wohnen sieht aktuell eine gewisse "Vakuumphase", in der sich der Markt aktuell befinde. Sie habe zwar schon noch Besichtigungen, sagt sie, "doch der letzte Schritt zum Kaufanbot ist oft sehr zögerlich". Die Menschen würden stark hinterfragen, ob nun gerade wirklich der richtige Zeitpunkt sei, eine Immobilie zu kaufen. Immerhin wurde jüngst aber auch eine Lockerung der KIM-Verordnung, die die Wohnkreditvergabe seit August 2022 stark einschränkt, empfohlen.

Freiwillige Rabatte

Bis sie in Kraft gesetzt wird, dürfte es noch bis zum Sommer dauern. Manche Bauträger wurden deshalb erfinderisch und bieten Interessentinnen und Interessenten nun von sich aus Rabatte an. Etwa die Buwog, die schon vor Bekanntwerden der Regierungspläne einen "Wohnbonus" für Käuferinnen und Käufer ankündigte. Ein Nachlass vom Bruttokaufpreis in Höhe der Grunderwerbsteuer von 3,5 Prozent wird gewährt, zeitlich befristet bis Juni und auf maximal 25.000 Euro beschränkt.

Und auch die 3Si Gruppe hat sich etwas einfallen lassen. Der Wiener Bauträger "erlässt" die Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr beim Ankauf einer Immobilie (bzw. gewährt einen Rabatt in dieser Höhe, die Steuer muss natürlich noch bezahlt werden), gültig ab sofort.

"Verkauf ist extrem eingebrochen"

Überlegungen in diese Richtung gibt es auch beim Bauträger "Die Wohnkompanie" (DWK). Denn der Verkauf sei "extrem eingebrochen", sagt Geschäftsführer Roland Pichler dem STANDARD. Früher habe man zwei bis drei Abschlüsse pro Woche verzeichnen können, "jetzt sind es zwei bis drei pro Monat". Was ihn besonders ärgert, ist, dass Nachhaltigkeit zu wenig im Fokus der Interessentinnen und Interessenten ist. "Bei unserem Holzbauprojekt im zehnten Bezirk kommt es seit Monaten zu keinem Abschluss", bei einem "herkömmlichen" Wohnprojekt im 14. Bezirk sei es nicht ganz so schlimm.

Im Herbst setzte Pichler auf eine "Black Friday"- bzw. "Halloween-Aktion": ein fünfprozentiger Rabatt bis Jahresende 2023 bei drei Wohnprojekten. Funktioniert habe das eher mittelprächtig, sagt er. Für Aufsehen hat es dennoch gesorgt: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Bauträgerschaft hätten sich bei ihm nach der Aktion erkundigt.

Ein Markt wie vor zehn Jahren

Und auch jetzt überlegt Pichler, in diese Richtung wieder etwas zu machen. Denn die Lage sei so wie vor etwa zehn Jahren, erinnert sich der erfahrene Entwickler. "Damals musste man sich sehr bemühen um Käuferinnen und Käufer." Dann kam der Bauboom, angefeuert durch niedrige Zinsen, der Rest ist bekannt: Anlegerinnen entdeckten den Wohnungsmarkt, die Preise zogen stark an.

Der Bauträger "Die Wohnkompanie" startet auf der Wiener Immobilienmesse an diesem Wochenende die Pre-Sale-Phase für das Wohnprojekt Subin23 in der Ketzergasse im 23. Bezirk.
John Boss Rendering

Mit der Zinswende und der KIM-Verordnung änderte sich das fundamental. Nun brauche man für Projekte auch wieder gewisse Vorverwertungen, um eine Finanzierung zu bekommen. Eine solche Pre-Sale-Phase für zwei neue Projekte läutet Pichler auf der Wiener Immobilienmesse ein (siehe unten). In der Ketzergasse im 23. Bezirk sind 38 freifinanzierte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen geplant, in der Aspernstraße im 22. Bezirk 35 freifinanzierte Eigentumswohnungen, mit Fertigstellung für 2025 bzw. 2026. Das kann sich aber – je nach Vorverwertung – noch nach hinten verschieben.

Wiener Immobilienmesse am Wochenende

Die Wiener Immobilienmesse findet dieses Wochenende statt - wobei es gleich ein Messe-Triple ist, das die Wienerinnen und Wiener erwartet und in dieser Form zum zweiten Mal stattfindet. Schon seit Mittwoch läuft in den Hallen A und B der Wiener Messe die Wohnen & Interieur, am Donnerstag gesellte sich in den Hallen C und D die Ferienmesse hinzu – und am Samstag und Sonntag steigt im Conference-Center der Messe Wien parallel zu all dem die Wiener Immobilienmesse. Mit einem Ticket können alle drei Messen besucht werden.

60 Aussteller sind für die Immobilienmesse angemeldet, nicht alle davon Bauträger oder Makler; stark vertreten ist etwa auch das Segment Finanzierung. Neben großen gewerblichen Bauträgern wie Buwog, Glorit, Die Wohnkompanie, Mischek und Seeste sind auch ein paar gemeinnützige Bauträger vertreten.

Küchen, Handwerk, Design

Was die gleichzeitig stattfindende Einrichtungsmesse Wohnen & Interieur betrifft, bezeichnet Veranstalter RX Austria & Germany die Küchenwelt in Halle A als Herzstück. Hier werden Küchentrends zu sehen und auch zu erleben sein, heißt es in der Messevorschau. Außerdem werden in der Cookingstation auch ein paar Prominente auftreten und mit den Messebesuchern etwas kochen.

In der Halle B dominieren Handwerk und Design. Von handgefertigten Möbelstücken über außergewöhnliche Dekorationsgegenstände bis hin zu innovativen Wohnaccessoires reicht die Bandbreite, wobei man hier auch direkt mit den Designern und Künstlerinnen in Kontakt treten können wird. Auf einer Sonderschaufläche werden außerdem junge Möbeldesigner aus Österreich präsentiert, die sich ganz dem Thema nachhaltiges Design verschrieben haben. Im Rahmen eines Design-Sales gibt es am letzten Messetag auch das eine oder andere Unikat zu erwerben. (Martin Putschögl, 16.3.2024)