Die Malerin, Designerin und Kolumnistin Maya Altenburger-Schwitzer hat keine Angst vor Farben, Kitsch und wilden Ornamenten. Ihr Leben in visueller Opulenz empfindet die Tirolerin als Privileg.

"Manchmal schaue ich mich um und frage mich, worauf das alles zurückzuführen ist. Die Farben, die Formen, die Kunst, der Kitsch, die überbordenden Ornamente … Aber Fakt ist: Ich bin in so einer Umgebung bereits aufgewachsen. Ich bin im Schloss Aschach in Volders geboren, und wenn man als kleines Kind von riesigen Gemälden, Gobelins und 100 Quadratmeter großen Teppichen umgeben ist, dann macht das was mit einem. Hinzu kommt, dass mein Urgroßvater Colonel in Indien und Großbritannien war, und bei uns auf dem Dachboden gab es noch Holztruhen und Überseekoffer mit allerhand indischen Stoffen, Uniformen, Handschuhen, Spitzenschirmen, Fächern, Knöpfen, und damit habe ich früher stundenlang ‚feine Dame‘ gespielt. Was für ein Fundus an Inspirationen!

Viel Kunst und Raumhöhen bis zu neun Metern: Maya Altenburger-Schwitzer in ihrem Haus in Vomp.
Ludwig Winkler

Ich denke, dass mich diese wunderschönen, überbordenden Bilder beeinflusst haben. Für mich selbst bin ich irgendwie ganz normal, ich kenne es nicht anders, aber viele andere bezeichnen mich, meine Kunst und mein Wohnen als exaltiert und überfüllt. Ich liebe es, mit Stil, Schock und Verkleidung zu spielen, und das schlägt sich nicht nur in meiner Mode, sondern natürlich auch im Wohnen nieder. Wenn ich durchs Haus spaziere oder mein Ankleidezimmer betrete, dann fühle ich mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal in seinem Leben in einem riesigen Spielzeuggeschäft steht – im Harrod’s, im Lego-Store, im Toys R Us. Große Kulleraugen, viel Freude im Herzen.

Das Haus ist ein ehemaliges
Das Haus ist ein ehemaliges "Scheidungshaus" aus den 1970er-Jahren.
Ludwig Winkler

Das Haus ist recht bunt, viele gemusterte Kissen, eine Mischung aus Samt, Plüsch und Leder, allerlei Kitsch und Mitbringsel von diversen Reisen – und natürlich viel Kunst an den Wänden, wobei wir die meisten Künstlerinnen und Künstler persönlich kennen, sofern sie noch leben. Andere Zeichnungen und Gemälde sind etwas älter und stammen aus der Region. Besonders gern aber habe ich, wie oben auf den Galerien die Pflanzen herumstehen und wie ich manchmal, wenn es mich grad freut, einen balinesischen Sonnenschirm auf die Galerie stelle, in Gelb, in Rot, in einem knalligen Orange. Ich kann nur sagen: Danke an meinen Mann Reinhard, der das alles hier aushält und der zulässt, dass ich das Haus nach meinem Geschmack gestalten kann.

Das Haus haben Maya Altenburger-Schwitzer und ihr Mann Reinhard vor 30 Jahren
Das Haus haben Maya Altenburger-Schwitzer und ihr Mann Reinhard vor 30 Jahren "zu einem damals günstigen Preis" erworben.
Ludwig Winkler

Wir wohnen hier in Vomp, oben am Berg, mit Blick auf Schwaz und Kellerjoch. Das Haus selbst stammt aus den Siebzigerjahren, ein Scheidungshaus, das kurzfristig verkauft werden musste. Reinhard und ich sind zum Glück nicht abergläubisch, und so haben wir das Haus vor etwa 30 Jahren zu einem damals günstigen Preis gekauft. Es war alles fixfertig, mit dunkelgrünen Teppichen und Vorhängen, beigen Schilftapeten, dunklen Mahagonimöbeln bis zur Decke und allerhand schmiedeeisernen Details. Heute finden das viele wieder schick, aber wir haben es einfach schrecklich gefunden. Also: Kommando umbauen!

Im Großen und Ganzen haben wir das Haus so belassen, wie es war, haben lediglich die Oberflächen verändert, also das Dunkle entfernt und stattdessen alles weiß ausgemalt und einen massiven Terrakottaboden eingezogen. Irgendwie schaut’s immer noch aus wie voll die Siebzigerjahre, aber halt etwas leichter und luftiger. Das Beste am Haus sind die Aussicht aufs Inntal und die riesige Raumhöhe im Wohnzimmer – sieben, acht, neun Meter hoch, einfach großartig.

Im Großen und Ganzen wurde das Haus belassen, wie es war - nur die Oberflächen wurden verändert.
Ludwig Winkler

In meinem Alter, so scheint es, kehre ich nach all den Jahren nun wieder dorthin zurück, wo ich herkomme. Im Sommer, wenn es heiß wird, ziehen wir nach Eraclea in der Nähe von Jesolo, wo wir ein kleines, historistisches Schlösschen haben. Da bin ich ganz weg vom Fenster, da kann ich dann im Pyjama im Garten herumhüpfen, wie ich will, ohne dass mich irgendwer sieht. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich ein schönes Leben führe. Ich habe das Glück, so zu wohnen und so zu leben, wie ich es als Kind gelernt habe und es mir immer schon erträumt habe. Das ist ein großes Privileg." (18.3.2024)