Meer im Vordergrund, am Horizont halb im Nebel das AKW, umgeben von Kränen.
Das AKW Fukushima vom Meer aus gesehen.
AP/Eugene Hoshiko

Erneut hat ein Erdbeben die Region um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima heimgesucht. Die Betreiber unterbrachen daraufhin am Freitag vorübergehend die kontrollierte Ableitung von Kühlwasser ins Meer. Zwar habe es "keine Anomalien" an der Anlage zur Verdünnung und Ableitung von behandeltem Wasser gegeben, teilte die Betreiberfirma Tepco im Onlinedienst X mit. Aber "um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir den Betrieb der Anlagen in Übereinstimmung mit den vordefinierten Betriebsverfahren ausgesetzt".

Kurz nach Mitternacht (Ortszeit) hatte sich vor der Küste der nordöstlichen Region Fukushima ein Erdbeben der Stärke 5,8 ereignet, wo sich das 2011 durch einen Tsunami schwer beschädigte AKW befindet. Einige Stunden später wurde jedoch Entwarnung gegeben. Es sei keine austretende Strahlung festgestellt worden, die Messwerte seien im normalen Bereich, erklärt Tepco. Die Wasserableitung sollte daraufhin am Freitag fortgesetzt werden.

Verseuchtes Wasser durch Reaktorkühlung

Auch die japanische Atomaufsichtsbehörde teilte kurz nach dem Beben mit, dass weder in der zerstörten Anlage Fukushima Daiichi noch in der Schwesteranlage Fukushima Daini Anomalien festgestellt worden seien. Seit August 2023 leitet Tepco einen Teil des ehemaligen Kühlwassers aus dem Atomkraftwerk ins Meer. Dafür wird es in mehreren Schritten aufbereitet, gefiltert und verdünnt. Weil die Speicherkapazitäten für das radioaktive Wasser in der Anlage nicht ausreichen, sollen über Jahrzehnte insgesamt mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter ins Meer geleitet werden. Die geschmolzenen Reaktorkerne müssen seit dem Unglück fortwährend gekühlt werden.

Beim Filtern des Wassers werden radioaktive Rückstände entfernt. Übrig bleibt das radioaktive Wasserstoffisotop Tritium, das eine vergleichsweise geringe Halbwertszeit von zwölf Jahren hat und sich im Meer abbauen wird.

Im März 2011 traf nach einem schweren Erdbeben ein Tsunami die japanische Ostküste. 18.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Welle führte zum Versagen des Kühlsystems des AKWs Fukushima Daiichi. In drei der sechs Reaktoren kam es daraufhin zur Kernschmelze. Die Folge war der schlimmste Reaktorunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986. (red, APA, 15.3.2024)