Nintendo ist für sein drakonisches Verhalten gegenüber Urheberrechtsverletzungen bekannt.
AFP/RICHARD A. BROOKS

"Suyu", ausgesprochen "sue-you" (Englisch für "ich verklage dich"), erhob sich aus der Asche des Codes von seinem Open-Source Vorgänger Yuzu. Das Entwicklerstudio des bisher beliebtesten Switch-Emulator stellt seinen Betrieb ein. Grund war eine Klage Nintendos, wie DER STANDARD berichtete. In einem gerichtlichen Vergleich erklärten sich die Personen hinter dem Projekt bereit, 2,4 Millionen Dollar Strafe an Nintendo zu zahlen. Zusätzlich musste die gesamte Internetpräsenz des Emulators und des Entwicklerstudios gelöscht werden.

Suyu will nicht die gleichen Fehler wie sein Elternteil im Geiste machen. Eine Reihe an Änderungen sowie die strikte Entscheidung, nicht gewinnorientiert zu sein, sollen den juristischen Drohgebärden des japanischen Spieleherstellers zuvorkommen.

Aus der "legalen Grauzone" herauskommen

"Suyu befindet sich derzeit in einer rechtlichen Grauzone, aus der wir uns herauszuarbeiten versuchen", sagte der Mitwirkende und Discord-Moderator mit dem Usernamen Sharpie kürzlich in einem Interview mit dem amerikanischen Tech-Blog Ars Technica. "Es gibt mehrere Pläne und Möglichkeiten, wie es weitergehen soll. Die Dinge werden noch organisiert und geplant", so der Mitentwickler.

Auf der GitLab-Seite des Projekts gibt es einige Hinweise darauf, wie es das neue Team anders als das gescheiterte Yuzu-Vorhaben machen will. Ganz oben in der README-Datei schreiben sie in einer Notiz: "Wir unterstützen oder dulden keine Piraterie in irgendeiner Form. Um Suyu nutzen zu können, brauchst du Keys von deinem echten Switch-System und Spiele, die du legal erworben und bezahlt hast. Wir haben nicht die Absicht, mit diesem Projekt Geld oder Gewinn zu machen."

Hier wird schon der erste Unterschied zwischen den Projekten klar. Um diese Programme zum Laufen zu bringen, müssen Verschlüsselungscodes, genannt Keys, eingeben werden. Diese Keys kann man nur auf originaler Hardware finden und sind für den Kopierschutz zuständig. Während Yuzu noch integrierte Keys in ihrem Emulator und verschiedenste Guides zur Spielpiraterie anbot, sind die Programmierer von Suyu weit vorsichtiger. Diesen beiden Sachverhalten galt nämlich der Hauptfokus Nintendos bei der Klage.

Bastler-Hit in bester Lage

Noch können nur erfahrene Nutzer auf den derzeitigen Build von Suyu zurückgreifen. Offiziell sind gar nur potenzielle Mitwirkende zugelassen, die eine Lizenzvereinbarung unterschrieben und sich bereiterklärt haben, einigen "Best Practices" zu folgen. Die Webseite warnt vor einem Download zusätzlich, dass die aktuelle Version noch unzuverlässig sei und erst vom Nutzer selbst zusammengebaut werden müsse. In den meisten Fällen "sei man besser dran", eine ältere Version von Yuzu oder RyuJinx zu benutzen.

Obwohl das Projekt erst wenige Tage alt ist, konnte es schon eine beeindruckende Anzahl an Menschen für das Projekt begeistern. Fast 20.000 Personen versammeln sich auf dem eingerichteten Discord-Server, um mitzuwirken oder zu spielen. Laut Sharpie hatte das Team eigentlich eine langsamere Einführung des Programms beabsichtigt und wurde von der regen Beteiligung fast ein wenig überrumpelt.

"Wir wollten anfangs unter dem Radar fliegen, bis wir zumindest herausgefunden haben, was wir tun müssen, um dieses Projekt am Leben zu erhalten", so Sharpie weiter. "Es ist bereits viel weiter verbreitet, als es für den derzeitigen Entwicklungsstand ideal ist." Dennoch sollte die gesteigerte Aufmerksamkeit dem Projekt weitere talentierte Coder hinzufügen. Es bleibt abzuwarten, ob das Projekt unter dem argwöhnischen Blick Nintendos weiterhin existieren darf. (gld, 14.3.2024)