Das Bild zeigt eine junge Frau, die mit der Nintendos Spielkonsole  Switch spielt.
Spiele wie "Mario Kart 8 Deluxe" zählen zu Dauerbrennern auf der Hybridkonsole Nintendo Switch. Sind die Tage der Konsole trotzdem schon angezählt?
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Fast sieben Jahre nach der Markteinführung steht fest, dass die Nintendo Switch ein echter Bestseller ist. Bis zum Jahresende 2023 wurden fast 140 Millionen Exemplare der Konsole verkauft – damit ist die Konsole auf gutem Weg, den DS als meistverkaufte Konsole Nintendos abzulösen. Fakt ist aber auch, dass die Verkaufszahlen zuletzt rückläufig waren und – für Interessentinnen und Interessenten noch wichtiger – dass im Frühjahr 2025 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Nachfolger veröffentlicht wird.

Daher scheint die Frage heuer also durchaus berechtigt, ob sich ein Kauf der Konsole überhaupt noch auszahlt. Der nächste Anlass kommt bestimmt, und tatsächlich gibt es noch genügend Leute, die vor dieser Entscheidung stehen – und wenn es "nur" in der Rolle von Eltern ist, deren Spross sich nichts mehr wünscht als die Konsole, die auch der Nachbarssohn hat. Der rhetorische Charakter der Frage nach einem Kauf ist bei genauerer Betrachtung auch geringer, als es scheint. Und dennoch gibt es genügend Argumente, die gegen einen Kauf sprechen. Ein Überblick.

Der Kauf der Switch lohnt sich, weil …

… die (exklusive) Spielebibliothek gigantisch ist

Einer der größten Vorteile der Nintendo Switch ist ihre umfangreiche und vielfältige Spielebibliothek. Besser noch: Sie umfasst zahlreiche Titel, die es nirgendwo anders gibt. Die Exklusivtitel von Nintendo bieten oft einzigartige Spielerlebnisse, die sich seit Jahren zu Recht großer Beliebtheit erfreuen, mit "Super Mario" samt Spin-offs, "The Legend of Zelda" oder auch "Pokémon" seien nur die prominentesten Beispiele genannt.

Das Bild zeigt unterschiedliche Nintendo-Charaktere als amiibo-Figuren.
Erst vor kurzem wurden wieder zwei Starttermine für Spiele mit Mario und seinen Freunden auf der Switch enthüllt. Für das Online-Abo erscheinen außerdem bald drei weitere Game-Boy-Klassiker mit Mario.
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Die ständige Erweiterung dieses Angebots durch neue Releases ist bis zuletzt hoch geblieben, wird in nächster Zeit aber sicher eine Spur nachlassen. Die gute Nachricht überwiegt: Der Gesamtkatalog ist groß genug, um jahrelang mit hochwertiger Spielekost versorgt zu sein. Zudem dürfte die Switch auch als Konsole für Indie-Games noch über 2024 hinaus eine hervorragende Figur abgeben.

… sie familienfreundlich ist

Nintendo hat immer ein starkes Augenmerk auf familienfreundliche Inhalte gelegt, und die Switch setzt diese Tradition weitgehend fort. Zwar wurde das Nintendo-Qualitätssiegel in den letzten Jahren durch die weit geöffneten Schleusen des E-Shops gehörig aufgeweicht. Mit einer breiten Palette von Spielen, die für jüngere Spieler geeignet sind, sowie Titeln, die das gemeinsame Spielen fördern, ist die Konsole dennoch für Familien geeignet wie keine andere.

Das bezieht sich allerdings nicht nur auf die Spiele selbst: Auch die Möglichkeit, dass sich der Joycon-Controller für zwei Spieler von der Konsole entkoppeln lässt, kann das Zusammenbringen von Menschen für gemeinsame Spielabende automatisch erleichtern. Darüber hinaus bietet die Switch Funktionen für elterliche Kontrolle, mit denen Eltern den Zugang zu bestimmten Spielen beschränken und auch die Spielzeit ihrer Kinder überwachen können.

… die Handhabung unkompliziert und sehr flexibel ist

Um mit der Switch zurechtzukommen, benötigt man keinerlei Vorkenntnisse. Die einfache Einrichtung und simple Benutzerführung machen die Switch zu einer guten Wahl für fast alle Altersgruppen, von jüngeren Kindern bis zu älteren Erwachsenen, die vielleicht nicht so vertraut mit Videospielekonsolen sind. Die Konsole mag zwar einfach gestrickt sein, aber genau das lässt sich auch als Vorteil sehen. Immer noch hervorragend ist der nahtlose Wechsel zwischen tragbarem und stationärem Spiel, der namensgebend für das System ist. Diese Flexibilität erweitert die Spieloptionen erheblich und erlaubt es den Benutzern, ihre Spiele überallhin mitzunehmen. Hat da jemand "Mario Kart auf der Toilette" gesagt?

… der Einstieg relativ günstig ist

Sollte man noch kein Spielsystem zuHause haben, bietet die Switch im Vergleich zu anderen Konsolen der aktuellen Generation immer noch ein recht gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der günstigere Preis macht die Konsole besonders attraktiv für Gelegenheitsspieler oder Familien, die einfach nicht bereit sind, einen hohen Betrag für eine Spielekonsole auszugeben – und eingesehen haben, dass Tablet oder Smartphone kein befriedigender Ersatz für Konsolen oder PCs sind.

… sich die Konsole gut wiederverkaufen lässt

Die anhaltende Beliebtheit der Nintendo Switch sorgt dafür, dass sie einen relativ guten Wiederverkaufswert behält. Für Käufer bedeutet das eine geringere finanzielle Belastung, falls sie sich entscheiden, die Konsole in der Zukunft zu verkaufen. Das mag besonders in einer Zeit attraktiv sein, in der sich ein Nachfolger der Konsole bereits abzeichnet, man aber dennoch vom bestehenden Angebot Gebrauch machen möchte.

Der Kauf der Switch lohnt sich nicht, weil …

… die Konsole einfach angezählt ist

Seien wir uns ehrlich: Taufrisch war die Hardware der Switch schon 2017 nicht, als sie veröffentlicht wurde. Fast sieben Jahre später hat sich die Situation logischerweise nicht verbessert – mittlerweile gibt es zwar eine OLED-Version der Konsole mit schickerem Bildschirm, das ändert aber nichts daran, dass es technisch aufwendige Spiele zunehmend schwerer haben auf der Switch.

Das Bild zeigt ein Kind, das auf der Nintendo Switch spielt
Die IPs, mit denen Nintendo seit Jahrzehnten punkten kann, erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Das heißt aber gleichzeitig nicht, dass sie jedem gefallen.
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Nicht umsonst gibt es mittlerweile einige Spiele, die nur noch über Cloud-Streaming realisierbar sind oder schlimmer: gar nicht erst verfügbar sind für die Konsole. Hinzu kommt, dass Spiele, die auf mehreren Plattformen erscheinen, auf der Switch aus technischer Sicht mit den meisten Kompromissen auskommen müssen – bis zu einem Grad, der sie nicht mehr empfehlenswert macht.

… die Abwärtskompatibilität (noch) nicht sicher ist

Damit ist nicht die Abwärtskompatibilität der aktuellen Switch-Konsole gemeint, sondern die ihres Nachfolgers. Der Hintergrund ist simpel: Wird sie nicht gegeben sein, was man gerade bei Nintendo nie ausschließen sollte, bleibt man auf einem Haufen Spiele "sitzen", den man bei einem Wechsel auf die neue Konsole auch an die Frau oder den Mann bringen muss.

Noch mühsamer gestaltet sich die Situation, wenn man die Spiele ausschließlich digital gekauft hat: Ohne sein Konto mitzuverkaufen, steht man dann nämlich vor der Situation, entweder keinen Zugriff mehr auf die Games zu haben, weil man die neue Hardware mit der alten teilfinanzieren möchte. Oder man behält die alte Switch, zahlt dann aber den Vollpreis für den Nachfolger.

… man Ehrenmitglied im "Ich hasse Mario"-Club ist

Wo Nintendo draufsteht, sind Mario, Yoshi, Peach, Donkey Kong, Kirby und wie sie alle heißen nicht weit entfernt. Das mag für Fans und ein junges Publikum ideal sein. Es soll aber auch Leute geben, die die Mario und seine Entourage einfach nicht ausstehen können. Exklusivtitel sind die größte Stärke Nintendos – wer dem inhaltlich nichts abgewinnen kann, sollte tendenziell einen weiten Bogen um die Konsole machen.

… die Konsole ein Online-Muffel ist

Wer mit der Konsole gerne und oft online gehen möchte, wird sein blaues Wunder erleben. Das beginnt schon einmal damit, dass Nintendo bis zum heutigen Tag keinen integrierten Voice-Chat für die Konsole unterstützt, sondern ihn lediglich über eine App anbietet. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das schlichtweg peinlich.

Das Bild zeigt die Nintendo Switch inmitten von Hardware
Wer mit der Switch online gehen will, dürfte sich das eine oder andere Mal über gewisse "Eigenheiten" wundern.
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Aber abgesehen davon bekleckern sich die zwar günstigen, aber dennoch kostenpflichtigen Online-Services von Nintendo nicht gerade mit Ruhm. Und wenn man im E-Shop einmal etwas downloaden möchte, wird man als älteres Semester fast schon an Zeiten erinnert, in denen man das Internet noch bevorzugt mit einem Netscape Navigator ansteuerte. Teilweise kann man dem Aufbau der Seiten buchstäblich zuschauen, das sollte im Jahr 2024 anders aussehen.

… die Freunde auf anderen Konsolen spielen

Ein Punkt, den man generell bei allen Konsolen berücksichtigen sollte: Für Spieler, deren Freunde hauptsächlich auf anderen Plattformen aktiv sind, könnte die Switch eine weniger attraktive Option sein. Die soziale Komponente des Spielens ist für viele verständlicherweise ein wichtiger Aspekt, und die sehr überschaubare Crossplay-Kompatibilität der Switch kann dazu führen, dass man buchstäblich allein bleibt. Generell gilt, dass man sich nie auf Crossplay-Versprechen der Hersteller verlassen sollte.

Es muss nicht immer neu sein

Dass es auf die Frage, ob sich die Anschaffung einer Switch 2024 noch auszahlt, keine letztgültige Antwort gibt, mag vielleicht unbequem oder enttäuschend sein. Tatsächlich hängt die Entscheidung aber einfach sehr stark von den persönlichen Voraussetzungen und Vorlieben ab, zu welchen der genannten Argumente man sich stärker hingezogen fühlt. Eine Pauschalantwort gibt es wie so oft leider einfach nicht.

Neben einer Auflistung der vermutlich wichtigsten Argumente für und gegen die Konsole ist der Überblick aber auch dazu gedacht zu demonstrieren, dass es nicht immer das Neueste vom Neuen sein muss. Das gilt im Übrigen auch für den Kauf der Switch selbst: Mit ein bisschen Geduld finden sich auf dem Gebrauchtmarkt auch sehr gute Angebote, die den Griff zu Neuware überflüssig machen. Sei es, um noch das eine oder andere Zusatzspielchen drauflegen zu können – oder einfach, um das Budget zu schonen. (Benjamin Brandtner, 17.3.2024)