"PUBG", vormals bekannt als "Player Unknown's Battlegrounds", feiert dieses Frühjahr sein siebenjähriges Bestehen. Und geht in sein drittes Jahr seit der Umstellung auf das Free-2-Play-Modell Anfang 2022. War das Game, welches das Battle-Royale-Genre entscheidend mitformte, in Sachen Spieleraufkommen lange auf dem absteigenden Ast, sind die Aussichten mittlerweile zumindest stabil. Zwischen 2020 und 2023 lag der Durchschnitt gleichzeitiger Teilnehmer pro Tag auf Steam häufig unter 200.000. Nun liegt man aber – mit steigender Tendenz – seit fünf Monaten klar über dieser Marke.

Ein Trend, den man mit weitreichenden Neuerungen fortführen will. Die Entwickler der PUBG Studios, die Teil des koreanischen Krafton-Konzerns sind, haben nun ihre Roadmap für 2024 vorgestellt. Diese bezieht sich auf die PC- und Konsolenversion (Xbox, Playstation), nicht aber auf "PUBG Mobile" für iOS und Android.

Unreal Engine 5

Dabei bestätigen sich auch vorangegangene Spekulationen, das der technische Unterbau des Spieles erneuert wird. "PUBG" läuft aktuell mit einem älteren Build der Unreal Engine 4. Hier mit dem Releasezyklus Schritt zu halten war bislang eine große Herausforderung für das Studio, da man die Engine in großen Teilen modifiziert hat und diese Änderungen beim Sprung mit überführt werden müssen. Teilweise wurden dabei Eigenlösungen für eigentlich in die Engine integrierte Features entwickelt, deren Praktikabilität immer wieder hinterfragt wurde. Die Entwickler gaben allerdings auch selbst zu, damals mit wenig Erfahrung an die Umsetzung von "PUBG" gegangen zu sein. Bei Krafton, das damals noch Bluehole hieß, hatte man vor der Entwicklung vor allem an klassischen MMOs gearbeitet.

PUBG | Dev Talk: 2024 Roadmap
PUBG: BATTLEGROUNDS

Der Sprung zur Unreal Engine 5 eröffnet nicht nur neue grafische und technische Möglichkeiten, sondern auch eine Chance, viele dieser Altlasten abzulegen. Gleichzeitig will man den Schritt auch nutzen, um User-Generated Content einzuführen. Spielerinnen und Spieler sollen Möglichkeiten erhalten, eigene Inhalte ins Game zu bringen, was im Gegenzug mehr Teilnehmer anziehen soll. In welchem Umfang das genau geschehen soll, verrät man aber noch eben so wenig, wie einen Zeitplan für den Wechsel auf die Unreal Engine 5. Sagen lässt sich daher nur, dass beides jedenfalls noch im Laufe diesen Jahres erfolgen soll.

Zerstörbare Umgebungen

In spielerischer Hinsicht will man sich offenbar eine Scheibe bei Spielen wie "Battlefield" abschneiden. Ein Fokus wird die Schaffung von zerstörbaren Umgebungen sein. Ein Feature, das in "PUBG" bis jetzt nur in sehr limitiertem Umfang existiert. Dazu gibt es nach wie vor auch sehr widersinnige Elemente, wie etwa unzerstörbare Campingstühle, die unverrückbar auf der Karte platziert sind.

Künftig sollen Teile von Gebäuden ebenso zerstörbar sein und Spieler Eingriffe vornehmen können, die ihnen taktische Vorteile bieten - etwa die Errichtung von Barrieren oder die Schaffung neuer Angriffswege. Auf einem Screenshot im Blogbeitrag zur Roadmap ist ein Spieler mit Spitzhacke zu sehen, der gerade einen Graben auszuheben scheint. Erste Neuerungen dieser Art sollen bereits per monatlichem Patch im April aufschlagen und weitere Ergänzen später folgen.

Überhaupt soll das Gameplay dynamischer werden, indem man den Teilnehmern höheren Bewegungsspielraum gibt. Erst zuletzt wurde "PUBG" um "Co-Op Climbing" erweitert, was Spielern ermöglicht, durch Aufstützen und Hochziehen höhere Hindernisse zu überwinden oder auf bislang nicht erreichbare Dächer zu gelangen. Derzeit erwägen die Entwickler die Einführung einer tragbaren Zipline, die es Spielern ermöglichen würde, schnell landschaftlichen Erhöhungen zu erreichen. Dazu will man auch den Fokus auf Gegenstände legen, die nicht direkt Einwirkung auf Kämpfe haben. Als Beispiel nennt man Reparaturkits zur Instandsetzung von Schutzausrüstung oder Fahrzeugen, die vor einem Jahr bereits testweise eingeführt wurden und künftig zum normalen, auffindbaren Loot gehören sollen.

PUBG Studios

Bessere Bots

Eine weitere Änderung an der spielerischen Front betrifft die Möglichkeiten der Wiederbelebung. Alle großen Maps (8 x 8 Kilometer) sollen in Zukunft das Bluechip Recall-System verwenden. Bei diesem können Teammitglieder den namensgebenden Bluechip eines gefallenen Mitstreiters aufsammeln und an bestimmten Stellen auf der Karte nutzen, um ihn oder sie zurück ins Spiel zu holen. Das bisher auf zwei der Maps (Vikendi, Taego) eingesetzte "Comeback Royale", eine Art Mini-Battle-Royale unter ausgeschiedenen Spielern, über das man sich zurück kämpfen kann, wird ausgemustert.

Last but not least verspricht man auch erheblich bessere Bots. Die computergesteuerten Gegner sorgten bei ihrer Einführung für Protest seitens mancher "PUBG"-Veteranen, die Aufregung hat sich aber mittlerweile gelegt. Genutzt werden sie für den anfängerfreundlichen "Casual"-Modus sowie das Auffüllen von Non-Ranked-Servern an Randzeiten mit geringem Spieleraufkommen. Üblicherweise sind sie leichte Beute, gut von echten Spielern zu unterscheiden und selten eine Gefahr. Das will man ändern. Abseits des "Casual"-Modus sollen sie in Hinkunft das Verhalten menschlicher Teilnehmer besser imitieren, ohne aber neuere Teilnehmer abzuschrecken. Als Beispiel nennt man, dass sie künftig etwa Rauchgranaten werfen, um Mitglieder des eigenen Teams unter Sichtschutz aufzuheben.

Goodbye, Testserver

Wovon man absieht, ist die Ankündigung einer neuen Map. Erst Ende 2023 prämierte mit "Rondo" das Schlachtfeld mit der bislang größten Landmasse, auf dem man auch mit allerlei neuen Gameplay-Features experimentiert. Stattdessen verspricht man, bestehende Maps mit neuen Erfahrungen anzureichern. Die Rede ist von interaktiven Elementen, die spezifisch mit dem Spielmodus, dem Theme der aktuellen Spielsaison oder mit einer Werbekooperation zu tun haben. Was man sich darunter vorstellt, können Spieler bereits ab 13. März sehen. Dann wird nämlich die erste "PUBG"-Map überhaupt, Erangel, anlässlich des siebten Geburtstags um solche Elemente ergänzt.

Auch neue Waffen kündigt man nicht explizit an, stellt sie aber in Aussicht. Man will "neue Möglichkeiten schaffen" und die Meta (die allgemeine Wahrnehmung, welche Waffen gerade besonders gut sind und welche nicht) verändern, in dem man eine größere Auswahl schafft. Anpassungen der Waffen hinsichtlich ihrer Eigenschaften soll es künftig im Zweimonatstakt geben. Geplante Änderungen sollen zunächst in den Arcade-Modi von "PUBG" Einzug halten, um das Feedback auszuloten, ehe sie in den normalen Battle-Royale-Betrieb integriert werden. Das gilt auch schon für das angekündigte Rebalancing der Maschinenpistolen im nächsten Patch (28.2).

Eine eigene Testserver-Version von "PUBG" wird es hingegen nicht mehr geben. Stattdessen will man eine eigene Testumgebung direkt ins Hauptspiel integrieren, mit denen man Spielern eine schnelle Möglichkeit geben möchte, neue Änderungen und Inhalte vorab auszuprobieren.

PUBG Studios

Neue Anticheat-Maßnahmen

Schließlich spricht man auch noch das vielleicht leidigste Thema von Online-Multiplayer-Shootern an. Man berichtet, 2023 deutliche Erfolge im Kampf gegen Cheater erzielt zu haben, was sich im Vergleich zum Vorjahr auch an einer 33-prozentigen Steigerung permanenter Sperren zeigt. Heuer will man nicht nur die eigene Anticheat-Lösung Zakynthos weiter verbessern, sondern auch neue Maßnahmen zu setzen, um Aimbots, ESP-Systemen und anderen unlauteren Mitteln beizukommen. Konkret geht es um Deep-Learning-Modellen, die die Muster beim Einsatz solcher Werkzeuge kontinuierlich erfassen sollen und die laut den Entwicklern seit kurzem im Einsatz sind. Konsolenspielern verspricht man einen stärkeren Einsatz gegen Teilnehmer, die auf Xbox und Playstation mit Tastatur und Maus spielen.

Bislang fokussierte man die Anticheat-Bemühungen vor allem auf den Ranked-Modus, nun will man auch in ungewerteten Partien ("Normal Matches") verstärkt nach Betrügern suchen. Dazu arbeitet man auch an Maßnahmen, um es überführten und gesperrten Spielern schwerer zu machen, mit einem neuen Account schnell wieder ins Spiel einzusteigen. Weitere Details hierzu wollen die Entwickler bald in einem separaten Blogbeitrag nennen. (gpi, 11.3.2024)