Eine Frau hält ein Bündel 50-Euro-Schein in der Hand.
Geht es um die Veranlagung, trauen sich Frauen weniger zu. Aber wenn sie investieren, haben sich oft mehr Renditeerfolg als Männer.
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Dass Frauen oft weniger Geld zur Verfügung haben, zieht sich bis in ihre Altersvorsorge durch. Frauen sind deswegen oft auch weniger am Kapitalmarkt aktiv. Aber auch deshalb, weil ihnen Finanzwissen fehlt. Das zeigt auch das "Aktienbarometer 2024", eine Umfrage, die vom Aktienforum, der Industriellenvereinigung (IV) und der Wiener Börse erstellt wurde. Demnach schätzen Frauen ihr Finanzwissen als deutlich unausgeprägter ein als Männer.

77 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie aufgrund von mangelndem Finanzwissen von einer Wertpapierveranlagung absehen. Bei Männern beträgt dieser Anteil 61 Prozent. Das schlägt sich auch im Wertpapierbesitz nieder, denn während 19 Prozent der Frauen Wertpapiere für den langfristigen Vermögensaufbau nutzen, tun dies mit 36 Prozent fast doppelt so viele Männer.

Viele Initiativen

"Um die geschlechterspezifische Pensionslücke zu schließen, müssen wir Frauen dabei unterstützen, den Fokus auf ihre private Vorsorge zu legen", sagt Andrea Herrmann, CFO der Wiener Börse. Die Börse unterstützt bereits mehrere Finanzwissen-Initiativen, bietet etwa Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte an oder betreibt die Wiener-Börse-Akademie in Kooperation mit dem Wifi-Management-Forum. Auch ein speziell an Frauen gerichtetes Einstiegsseminar wird angeboten.

Viele Frauen sind auch der Meinung, zu wenig Geld zu haben, damit sich eine Wertpapierveranlagung lohnt – bei Frauen ist es der zweithäufigste Grund für einen Investmentverzicht (73 Prozent). "Dabei können auch kleine, regelmäßig investierte Beträge langfristig einen großen Unterschied ausmachen. Viele Menschen unterschätzen die enorme Auswirkung des Zinseszinseffekts oder sind sich dessen gar nicht bewusst", sagt Angelika Sommer-Hemetsberger, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Wiener Börse.

Positiver Trend

Zur Verdeutlichung: Der Zinseszinseffekt entfaltet seine Wirkung vor allem durch Berücksichtigung eines wichtigen Veranlagungsgrundsatzes: der Langfristigkeit. Anleger eines Sparplans, die seit dem Berechnungsstart 1991 monatlich 30 Euro in ein ATX-Total-Return-Portfolio investiert haben, hielten per 29. Februar 2024 bei 41.608 Euro (vor Abzug von Gebühren und Steuern) – bei einer Einzahlungssumme von 11.970 Euro.

Neben dem Bedarf an Finanzbildung streicht das aktuelle Aktienbarometer auch eine positive Entwicklung hervor: Der Wertpapierbesitz der österreichischen Bevölkerung ist verglichen zum Vorjahr gestiegen. Im Vorjahr gaben 25 Prozent der befragten Personen an, über Wertpapiere zu verfügen, aktuell sind es 27 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Zuwachs an 200.000 Menschen innerhalb eines Jahres.

Frauen traden besser

Dass es sich aber lohnt, wenn Frauen sich an den Kapitalmarkt wagen, zeigen aktuelle Daten des Brokers Trade Republic. Mehr als vier Millionen Kunden veranlagen bei der Plattform, und es zeige sich, dass Frauen die besseren Anleger sind. "Frauen erzielen im Durchschnitt eine um zwei Prozent höhere Rendite", sagt Oswald Salcher, Österreich-Chef von Trade Republic. Das liege daran, dass Frauen ihre Investments breiter streuen und öfter in diversifizierte ETFs investieren und weniger in risikoreiche Veranlagung gehen. Das mache sich im Portfolio bemerkbar. Männer hingegen setzen öfter auf Einzelaktien und gehen in Summe höhere Risiken ein.

Streue man breit, gibt der Kapitalmarkt laut Salcher zwischen sechs und neun Prozent pro Jahr her. Eine Rendite, die vor allem Frauen noch viel zu oft liegen lassen. Denn noch immer bevorzugen Frauen das Sparbuch, das weit weniger abwirft.

"Gehe reich in Pension"

Um die Themen Frauen und Kapitalmarkt miteinander zu verknüpfen, hat Trade Republic eine gemeinsame Kampagne mit dem Label Saint Sass gestartet. Der Strumpfhosenhersteller ist spezialisiert auf Strümpfe mit aufgedruckten Sprüchen. Für die Kooperation wurde der Spruch "retire rich" ("Gehe reich in Pension") gewählt.

"Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit Trade Republic diese Initiative zu starten, die ein lange vernachlässigtes Thema in den Mittelpunkt stellt", teilt Vivien Wysocki, Co-Gründerin von Saint Sass, in einer Aussendung mit. Dass Frauen mit starken Modestatements überzeugen, hätten diese bereits bewiesen. Jetzt sei es an der Zeit, "dass wir Frauen dazu ermutigen, sich für finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge starkzumachen", so Wysocki. (Bettina Pfluger, 8.3.2024)