Ein Musterzimmer ist schon eingerichtet, ansonsten wird im künftigen Studierendenwohnhaus in St. Marx im 3. Wiener Gemeindebezirk noch fleißig gearbeitet, sowohl außen als auch innen. Im Herbst soll aber alles bezugsfertig sein, dann wird Wien um ein weiteres gewerbliches Wohnhaus für Studierende reicher sein. Errichtet wird es von der Raiffeisen Property Holding International (RPHI), Betreiber wird Milestone sein, ein Unternehmen der Value One Holding. Sie betreibt bereits zwei Häuser in Wien und ist auch in anderen österreichischen Städten und europäischen Ländern aktiv. Die Preise in den bisherigen Häusern in Wien beginnen bei etwas mehr als 800 Euro pro Monat.

Ein Musterzimmer ist im neuen Milestone in St. Marx schon eingerichtet.
Putschögl

418 Zimmer entstehen in der Karl-Farkas-Gasse, 18 davon werden behindertengerecht ausgestattet, also etwa mit größeren Bädern, um Wendekreise für Rollstühle zu gewährleisten. Laut Peter Jäger, Mitarbeiter Asset Management und Vertrieb bei RPHI, der den STANDARD durch die Baustelle führt, wird es im Erdgeschoß Gastronomie geben, außerdem einen Fitnessraum, dessen Benützung im Mietpreis inkludiert ist. Geplant sind im Haus zudem diverse Musik- und Mehrzweckräume sowie eine große Terrasse. Im hinteren Teil des Bauprojekts sind darüber hinaus noch 48 Serviced Apartments vorgesehen, überbaut mit Büros (hier wird die RPHI selbst ihre Zentrale haben), und im Erdgeschoß soll es hier noch einen "kleinen Nahversorger" geben. Das Geschäftslokal hat 70 Quadratmeter.

Links der neue "Milestone"-Riegel in St. Marx, rechts im Hintergrund das Wohnprojekt "Anton", dahinter verläuft der Anton-Kuh-Weg, nach dem Letzteres benannt wurde.
Putschögl

Die Lage des Hauses erscheint auf den ersten Blick etwas fragwürdig, schließlich geht man von hier aus mindestens zehn Minuten zur nächsten U-Bahn-Station. Allerdings ist es von hier aus beispielsweise zum neuen Biologiezentrum der Uni Wien vorne an der Schlachthausgasse nur ein Katzensprung. Außerdem ist das Media Quarter Marx um die Ecke, ebenso die Marx-Halle und diverse Lokale rundherum – und irgendwann sollte quasi direkt vis-à-vis vom neuen Studierendenwohnhaus ja auch die neue Wien-Arena kommen. Das wird aber noch dauern. "Stadtquartier at Wien Arena" nennt sich aber jedenfalls das gesamte Entwicklungsgebiet der RPHI hier. Nebenan, an der Baumgasse, baut der Entwickler schon am künftigen "European Handball House", der Zentrale der European Handball Federation (EHF), des Dachverbands der europäischen Handballverbände. Und vorne an der Karl-Farkas-Gasse sind außerdem noch zwei Hotelgebäude geplant, die sind aber ebenso wie die Wien-Arena noch Zukunftsmusik.

Auch gemeinnützige bauen neue Häuser

Das neue Milestone-Haus ist nur das jüngste Beispiel in einer ganzen Reihe neuer und "chicer" Studierendenwohnhäuser, die in den vergangenen Jahren in Wien entstanden sind und durch die man als Beobachterin oder Beobachter den Eindruck bekommen könnte, dass die gewerblichen Anbieter in diesem Segment den alteingesessenen gemeinnützigen Heimen den Rang ablaufen. Ganz so weit ist es aber noch nicht.

Milestone wird inklusive dem neuen Haus in Wien dann knapp 1.200 Plätze betreiben, in ganz Österreich werden es dann etwas mehr als 1.700 sein. Auch die größten Häuser gewerblicher Anbieter, die in den vergangenen Jahren in Wien entstanden – das District Living im DC Tower 3 auf der Donauplatte (832 Einheiten), The Social Hub beim Praterstern (818 Einheiten) oder das The Fizz in der Dresdner Straße (632 Zimmer) – können von der Summe her mit den größten gemeinnützigen Anbietern noch nicht mithalten. Ein Kunststück, sind diese doch meist schon seit vielen Jahrzehnten am Markt.

Akademikerhilfe und Stuwo voran

Die meisten Heime in Österreich betreibt aktuell die Akademikerhilfe, nämlich 31, gefolgt von der Jungarbeiterbewegung (ÖJAB) mit 23 und der Stuwo (Gemeinnützige Studentenwohnbau AG) mit 21 Heimen. Nach der Anzahl der Heimplätze liegt allerdings die Stuwo mit 4.560 auf Platz eins vor der Akademikerhilfe (4.202), gefolgt von der ÖJAB (4.182), wie eine Auflistung des OeAD-WV (Österreichischer Akademischer Austauschdienst – Wohnraumverwaltung) zeigt. Der OeAD selbst ist in der Rangliste auf Rang sechs zu finden, was die Anzahl der Heime betrifft (14 Stück, gleichauf mit der Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten, Wihast) bzw. auf Rang sieben nach der Anzahl der Betten (1.637).

Insgesamt gab es per Ende 2022 in ganz Österreich 46.843 Heimplätze in 329 Studierendenheimen; mit 23.344 befindet sich ziemlich genau die Hälfte der Plätze in Wien, die zweitmeisten gibt es mit 8.402 in der Steiermark (verteilt auf 68 Heime), gefolgt von Oberösterreich mit 4.885 (28).

In der Strozzigasse bietet die Stuwo nun auch Galeriewohnungen an: Unten wird gekocht, oben geschlafen.
STUWO Student Housing

Und auch die gemeinnützigen Betreiber rüsten weiterhin auf – auch wenn man mit Einzelprojekten an die Dimensionen der gewerblichen Anbieter nicht herankommt. Doch die Stuwo hat beispielsweise erst im vergangenen Herbst neue Heimplätze in ihrem schon etwas älteren Haus in der Strozzigasse 6–8 im 8. Bezirk fertiggestellt. Ganz dem Trend zufolge bzw. "dem Wunsch der Studierenden nach Privatsphäre entsprechend", wie Vorständin Valerija Karsai betont, sind es hauptsächlich Einzelzimmer, die es hier nun gibt, allerdings werden auch Doppelzimmer-Apartments und Galeriewohnungen angeboten. Bei Letzteren befindet sich der Schlafbereich auf einer zweiten Etage.

Neben Sauna, Waschküche, Lern- und Musikräumen sowie Gemeinschaftsküchen ist auch ein Fitnessraum vorhanden. Vor allem Letzteres wird zunehmend zum Muss in Studierendenheimen, wie erst kürzlich vom STANDARD berichtet. Hier färben die gewerblichen Anbieter zweifellos auf die gemeinnützigen ab; mitunter auch, was die Preise betrifft. Diese starten in der Strozzigasse bei 469 Euro pro Person im Pärchen-Apartment; 531 Euro kostet ein WG-Zimmer im Drei-Personen-Apartment, eine Kleinwohnung gibt es ab 619 Euro.

Neues Haus auch für Innsbruck

Bedarf an neuen Heimplätzen für Studierende gibt es aber nach wie vor, insbesondere natürlich in Österreichs teuerster Stadt Innsbruck. In der Karmelitergasse, gleich in der Nähe des Hauptbahnhofs, baut die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) seit Oktober 2023 an einem neuen Haus. Im Herbst 2025 soll es fertig sein, es wird dann vom bereits erwähnten Heimbetreiber OeAD-WV betrieben werden. Es ist ein "Passivhaus Plus", das heißt: Es wird ein gut gedämmtes Haus mit Passivhaushülle und begrüntem Dach sein, das mit einer vollflächigen Photovoltaikanlage am Dach für eine – übers ganze Jahr betrachtet – ausgeglichene Energiebilanz sorgt, auch was den Haushaltsstrom betrifft. Das Haus in Innsbruck wird das 15. der OeAD-WV in ganz Österreich sein; das 16. ist für 2026 in Dornbirn geplant.

Das OeAD-Wohnheim in der Innsbrucker Karmelitergasse ist in Bau.
OeAD-WV

Von den etwa 4.800 Quadratmetern an Bruttogeschoßfläche werden etwas mehr als 1.000 Quadratmeter auf Allgemeinflächen entfallen, auf die Wohnnutzfläche der Zimmer rund 3.150 Quadratmeter. Boulderwand, Ski- und Snowboardraum, Lern- und Musikübungsräume, diverse Chill-out- und Partyzonen sowie ein Fitnessraum: Auch hier werden nicht allzu viele Wünsche der späteren Bewohnerinnen und Bewohner unerfüllt bleiben. Jedenfalls was die Ausstattung ihres Hauses betrifft. (Martin Putschögl, 28.3.2024)