Die rote Vier deutet es bei der Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender von A. Lange & Söhne an: Wir haben ein Schaltjahr.
Die rote Vier deutet es bei der Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender von A. Lange & Söhne an: Wir haben ein Schaltjahr.
Lange Uhren GmbH

Komplikationen haben einen schlechten Ruf. Sie sind gleichbedeutend mit Problemen. Auf die Uhrmacherei bezogen, ist alles, was über die reine Darstellung von Stunden, Minuten und Sekunden hinausgeht, eine Komplikation. Die Herausforderung liegt darin, ein Problem technisch zu lösen. Das gilt zum Beispiel für die Datumsanzeige. Wenn unser Kalender auf Monaten mit derselben Anzahl von Tagen beruhen würde, wäre die Sache relativ easy. Man bräuchte nur eine Tagesscheibe mit 31 Tagen, ein Zahnrad mit 31 innenliegenden Zähnen, das in 24 Stunden eine volle Drehung ausführt. Fertig. Ein Vorgang, der sich dann Tag für Tag wiederholen würde. Für alle Zeiten.

Dem legendären Uhrmacher Kurt Klaus verdankt IWC Schaffhausen den ewigen Kalender, der in dieser Portofino Perpetual Calendar seinen Dienst versieht. Er ist so programmiert, dass er bis 2100, einem Jahr ohne Schalttag, ohne manuelle Eingriffe weiterläuft.
Dem legendären Uhrmacher Kurt Klaus verdankt IWC Schaffhausen den ewigen Kalender, der in dieser Portofino Perpetual Calendar seinen Dienst versieht. Er ist so programmiert, dass er bis 2100, einem Jahr ohne Schalttag, ohne manuelle Eingriffe weiterläuft.
IWC Schaffhausen

Wie wir wissen, haben Monate allerdings nicht immer die gleiche Anzahl von Tagen. Trotz aller Bemühungen von Papst Gregor XIII. – er reformierte 1528 den von Julius Cäsar eingeführten Julianischen Kalender – ist es bis heute so, dass vier unserer Monate nur aus 30 Tagen bestehen. Dann hätten wir aber noch den Februar, der drei Jahre lang 28 und im vierten Jahr 29 Tage hat. Das heißt, fünfmal im Jahr muss man selbst Hand anlegen, um immer das richtige Datum auf dem Ziffernblatt zu haben. Zumindest bei Uhren mit einer einfachen Datumsanzeige. Die nächste Stufe sind dann schon Uhren mit einem Jahreskalender, sie berücksichtigen auch die unterschiedliche Länge der Monate.

In blitzblauer Keramik präsentiert sich die Royal Oak Ewiger Kalender. Das Uhrwerk berücksichtigt automatisch die Anzahl der Tage eines jeden Monats und zeigt auch in Schaltjahren das aktuelle Datum korrekt an. Wird die Uhr regelmäßig aufgezogen, muss das Datum bis 2100 nicht manuell angepasst werden und bleibt mit dem gregorianischen Kalender in Einklang.
In blitzblauer Keramik präsentiert sich die Royal Oak Ewiger Kalender. Das Uhrwerk berücksichtigt automatisch die Anzahl der Tage eines jeden Monats und zeigt auch in Schaltjahren das aktuelle Datum korrekt an. Wird die Uhr regelmäßig aufgezogen, muss das Datum bis 2100 nicht manuell angepasst werden und bleibt mit dem gregorianischen Kalender in Einklang.
Audemars Piguet

Ganz am oberen Ende der Skala (auch preislich) stehen jene Ticker, die die Schaltjahre mit einbeziehen: Uhren mit ewigem Kalender. "Der Ewige Kalender [...] ist eine Komplikation, die für viele unerschwinglich bleiben wird, da Armbanduhren mit dieser Komplikation selbst auf dem Gebrauchtmarkt kaum unter 10.000 Euro erhältlich sind", befindet Ryan Schmidt, Verfasser des Standardwerks "Armbanduhren: Funktionen, Technik, Design". (Ein Wälzer, der jedem Uhrenliebhaber respektive -nerd hiermit ans Herz gelegt sei.) Der Grund wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass ein solcher ewiger Kalender intelligent genug ist, zu unterscheiden, wann ein Monat nur 30 Tage lang ist und wann ein reguläres Schaltjahr stattfindet.

Streamliner Perpetual Calendar Concept Smoked Salmon: Im Jahr 2005 markierte H. Moser & Cie. seine Rückkehr in die Welt der Haute Horlogerie mit der Perpetual 1, einer Uhr mit ewigem Kalender, die sich durch einen blitzschnellen Datumswechsel um Mitternacht auszeichnete. Heuer überführt die Manufaktur diese große Komplikation in die minimalistische Modelllinie Streamliner.
Streamliner Perpetual Calendar Concept Smoked Salmon: Im Jahr 2005 markierte H. Moser & Cie. seine Rückkehr in die Welt der Haute Horlogerie mit der Perpetual 1, einer Uhr mit ewigem Kalender, die sich durch einen blitzschnellen Datumswechsel um Mitternacht auszeichnete. Heuer überführt die Manufaktur diese große Komplikation in die minimalistische Modelllinie Streamliner.
H. Moser & Cie

Warum kommt jetzt aber auch noch das Adjektiv "regulär" ins Spiel? Das hat wieder mit dem Gregorianischen Kalender zu tun: Das astronomische Jahr, die Zeit, in der die Erde die Sonne umrundet, ist 365,2422 Tage lang. Mit dem Julianischen Kalender wollte man dieser Zahl durch die Einführung eines Schaltjahres so nah wie möglich kommen, sodass das Jahr im Julianischen Kalender eine Durchschnittslänge von 365,25 Tagen bekam. Dies bedeutete jedoch, dass der Julianische Kalender immer noch ein wenig schneller als der astronomische Kalender verlief, um etwa 0,75 Tage pro Jahrhundert oder elf Minuten pro Jahr. "Der Gregorianische Kalender verkürzte die durchschnittliche Jahreslänge auf 365,2425 Tage, indem die Schaltjahresregel ignoriert wird, wenn a) ein neues Jahrhundert beginnt oder b) das Datum nicht durch 400 geteilt werden kann", schreibt Schmidt. Diese Kalenderformel sei immer noch nicht perfekt, verkleinere aber die Abweichung auf lediglich einen Tag in 3.322 Jahren.

Für Frederique Constant durfte Peter Speake die Mechanik der Slimline Perpetual Calendar Manufacture freilegen. Das Modell gehört, nebenbei gesagt, zu den günstigsten Uhren mit dieser großen Komplikation.
Für Frederique Constant durfte Peter Speake die Mechanik der Slimline Perpetual Calendar Manufacture freilegen. Das Modell gehört, nebenbei gesagt, zu den günstigsten Uhren mit dieser großen Komplikation.
Frederique Constant

Vor diesem Hintergrund wird einem bewusst, welch technische Meisterleistung Uhren mit ewigem Kalender sind und warum der ewige Kalender im Uhrenjargon unter die Kategorie "große Komplikation" fällt. Uhren dieser Kategorie benötigen nur im jeweils ersten Jahr in drei von vier Jahrhunderten eine Korrektur. "Am Morgen nach dem 28. Februar 2100 wird das Datum auf den 1. März springen, dies wird auch in den nächsten beiden Jahrhunderten bis 2400 der Fall sein, dann wiederum ist ein wohlverdientes Jahrhundert Pause", hält Schmidt mit einem Anflug britischen Humors fest. Anders gesagt: Darum können sich dann die Erben kümmern.

Quantième Perpétuel 7327 von Breguet: Die Marke war in den 1920ern knapp hinter Patek Philippe mit den ersten Armbanduhren mit ewigem Kalender am Start. Das Uhrwerk dieses Modells verfügt über ein mechanisches
Quantième Perpétuel 7327 von Breguet: Die Marke war in den 1920ern knapp hinter Patek Philippe mit den ersten Armbanduhren mit ewigem Kalender am Start. Das Uhrwerk dieses Modells verfügt über ein mechanisches "Gedächtnis" von vier Jahren bzw. 1.461 Tagen. Der Mechanismus basiert auf einem Übersetzungssystem auf der Basis des Stundenrads und einer großen Wippe, die jeden Tag in das gesamte Uhrwerk eingreift. Das Werk besteht aus insgesamt 294 Einzelteilen.
Breguet

In der Geschichte der Uhrmacherei kommt dem englischen Uhrmacher Thomas Mudge die Ehre zu, die erste Uhr mit ewigem Kalender entwickelt zu haben. Mitte des 18. Jahrhundert war das, als die Armbanduhr sozusagen noch im Säuglingsalter und Damen der höheren Gesellschaft vorbehalten war. Die erste Armbanduhr mit einem ewigen Kalender wurde schließlich von Patek Philippe im Jahr 1925 auf den Markt gebracht. Die technische Herausforderung lag darin, ein mechanisches Programm zu entwickeln, das die unterschiedlichen Längen aller 48 Monate im gesamten Vierjahreszyklus abbildet.

Die Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne verfolgte einen völlig neuen Weg in der Konstruktion ewiger Kalender. Die Entwicklung der 2012 präsentierten Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender stellte die Konstrukteure vor die große Herausforderung, die Vielzahl der Kalenderindikationen harmonisch in die dezentrale Zifferblattarchitektur der Lange 1 zu integrieren, ohne das Arrangement der überschneidungsfrei angeordneten Anzeigen zu beeinträchtigen.
Die Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne verfolgte einen völlig neuen Weg in der Konstruktion ewiger Kalender. Die Entwicklung der 2012 präsentierten Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender stellte die Konstrukteure vor die große Herausforderung, die Vielzahl der Kalenderindikationen harmonisch in die dezentrale Zifferblattarchitektur der Lange 1 zu integrieren, ohne das Arrangement der überschneidungsfrei angeordneten Anzeigen zu beeinträchtigen.
Lange Uhren GmbH

Auch wenn manche Hersteller ihren eigenen Weg gehen, übernimmt diese Aufgabe klassischerweise ein Programmrad mit 48 unterschiedlich tiefen Ebenen, die den 48 unterschiedlichen Monatslängen im Laufe des Viererzyklus von drei regulären Jahren und einem Schaltjahr entsprechen. Während das Rad sich einmal in vier Jahren um die eigene Achse dreht, werden die Aussparungen von einem federbelasteten Hebel abgetastet. "Es gilt die Regel: Je tiefer die Aussparung, desto eher schaltet der Mechanismus zum ersten Tag des Folgemonats", heißt es dazu etwa bei A. Lange & Söhne. Die tiefsten Aussparungen entsprechen den vier Februaren. "Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass eine von ihnen etwas flacher ausgeführt ist. Sie markiert den Februar des Schaltjahrs mit dem zusätzlichen Kalendertag."

Säkularjahre

Der Mechanismus gibt auf diese Weise die unterschiedlichen Monatslängen ein ganzes Jahrhundert lang richtig wieder. Eine Korrektur ist nur in den Jahren 2100, 2200 und 2300, den sogenannten Säkularjahren, erforderlich. Also in jenen Jahren, die nach der Ausnahmeregel des Gregorianischen Kalenders nicht als Schaltjahre gelten. Voraussetzung dabei ist immer, dass der Zeitmesser regelmäßig aufgezogen wird. Im Fall einer Uhr dieser Art empfiehlt sich tatsächlich die Anschaffung eines Uhrenbewegers.

Die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender stammte von Patek Philippe. Er steckt auch in dem Platin-Gehäuse dieses Schleppzeiger-Chronografen für Linkshänder, Ref. 5373P-001. Das Kaliber CHR 27-525 PS Q ist das flachste Uhrwerk mit Schleppzeiger-Chronograph und ewigem Kalender der Manufaktur.
Die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender stammte von Patek Philippe. Er steckt auch in dem Platin-Gehäuse dieses Schleppzeiger-Chronografen für Linkshänder, Ref. 5373P-001. Das Kaliber CHR 27-525 PS Q ist das flachste Uhrwerk mit Schleppzeiger-Chronograph und ewigem Kalender der Manufaktur.
Patek Philippe

Dass die meisten aktuellen ewigen Kalender nur bis zum 28. Februar 2100 funktionieren, habe bislang wenig gestört, meint dazu "Watchtime". Dort gibt man aber zu bedenken, dass die Zahl der Menschen, die den 1. März 2100 erleben werden, stetig anwachse. Es stellt sich daher die Frage: "Ob wir noch erleben werden, wie die großen Marken darauf reagieren?" Fun-Fact: Bislang gab es nur wenige Hersteller, die einen "ewigen" ewigen oder auch "säkularen" Kalender gebaut haben: etwa 1996 den dänischen Uhrmacher Svend Andersen mit seiner "Perpetual Secular". Gut möglich jedenfalls, dass die technische Entwicklung des ewigen Kalenders, dieser Meisterleistung der traditionellen Uhrmacherei, noch nicht abgeschlossen ist. (max, 29.2.2024)