Limousine und Kombi ziert schon das neue Familiengesicht, das ein ohnehin fesches Auto noch fescher macht.
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"So ein schönes Auto", kommentiert Michael beim frühmorgendlichen Über-den-Weg-Laufen in der Redaktionsgarage. Dazu sollte man wissen: Der Mann ist nicht so rasch zu begeistern, was Design von Autos heutzutage angeht. Zum Porsche Cayenne PHEV beispielsweise, den er gerade testfährt, ist ihm ein solcher Kommentar nicht über die Lippen gekommen.

Und ja, recht hat er, unter den immer seltener werdenden Limousinen, die in Europa erhältlich sind, zählt der 508er gefühlt zu den Top fünf – geschlagen geben muss er sich in dem Punkt konzernintern vielleicht der Alfa-Giulia, was aber auch daran liegt, dass es bei Stellantis sonst kaum noch weitere Limos gibt, zu erwähnen wäre nur noch: DS9.

Matthias Hossann verantwortet seit Ende Juli 2020 das Design der Löwenmarke.
Foto: Peugeot

Der glaziale Säbelzahntiger stirbt nun also auch bei Peugeot aus und weicht den afrikanischen Löwenkrallen, statt vier in freier Wildbahn sind es bei den Franzosen aber nur jeweils drei: Ja, das ist die neue LED-Leuchtengrafik, ja, das zählt zur neuen Frontgestaltung und überhaupt zum Erscheinungsbild, das Matthias Hossann, seit Ende Juli 2020 Designchef, den Fahrzeugen der Marke angedeihen lässt.

Anders als bei 407 und 3008 handelt es sich beim 508 aber um ein Facelift und eine optische Eingemeindung, damit er die restlichen Jahre seines Lebenszyklus in Würde und Anstand über die Bühne bringt: très chic, très élégant.

Innen wirkt (fast) alles stilsicher, die seit Jahren Peugeot-typischen hochgestellten Hauptinstrumente und das kleine Lenkrad sind jedes Mal aufs Neue gewöhnungsbedürftig.
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Mit 4,75 Meter Länge ist die Limousine weit vom Fünfmeterformat entfernt und damit noch halbwegs stadttauglich – wenngleich sich bei 1.720 Kilogramm Leergewicht die Frage stellt, ob Parksheriffs in Paris künftig dreimal so viel Straßenrandabstellgebühr einfordern oder abwinken, weil kein SUV.

Die Masse ist eine Folge des Antriebssystems, im Testwagen nämlich: Plug-in-Hybrid. Davon stehen beim 508 zwei zur Auswahl, einmal mit 165 kW (225 PS) Systemleistung und Frontantrieb, einmal mit 265 kW (360 PS) und Allradantrieb, weil da noch ein zusätzlicher 83-kW-E-Motor (113 PS) hinten dazukommt.

Wo Hybrid draufsteht, ist Plug-In-Hybrid drin.
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Jener, der die ganze Kraft an die Front bringt, war unsere Wahl der Waffen, und "ganze Kraft" setzt sich so zusammen: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 133 kW (180 PS) und E-Motor mit 81 kW (110 PS); fühlen sich beide annähernd gleich stark an, erklärt sich auch an 300 (Otto) vs. 320 (E-Motor) Nm Drehmoment. Hinzu kommt noch eine 12,4-kWh-Batterie, die dieses Fahrzeug normtestzyklisch zwischen 61 und 64 Kilometer weit bringt.

Schlank und elegant auch die Heckansicht.
Foto: Stockinger

Winterrealzyklisch wurden bei uns daraus um die 30 km, da gibt es Überzeugenderes auf dem Markt, und bei häufiger Autobahn-, sprich Verbrennerbenützung, ermittelte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 7,1 l / 100 km.

Gestartet wird per Startknopf, der hat mitunter seinen Eigensinn und lässt sich bitten, man drückt ein zweites, drittes Mal, bis er den Wagen ein- oder ausschaltet, die Systeme rauf- oder runterfährt. Danach noch jeweils diverse Störfaktoren deaktivieren, den Lenkeingriff beispielsweise, geht eh recht rasch bei Peugeot, und dann freie Fahrt.

Peugeot verbaut seit Jahren serienmäßig ein Head-up-Display (HUD), sofern man den hochgestellten Hauptinstrumentenblock als solches interpretiert. Die Daten sind überm Lenkradkranz ablesbar, was das Peugeot-typisch kleine Volant erklärt. Dafür liegt der zentrale, ergonomisch geneigte Berührungsbildschirm tief, normalerweise ist es umgekehrt. Und zu den wichtigsten Themen – Klima, Radio, Navi – gelangt man auch über eine Art Klaviertasten, der Rest ist dann halt zu betatschen.

Beim Ein- und Ausstieg fällt ein weiteres Designmerkmal ins Auge: rahmenlose Scheiben in den Türen, sonst ein Coupé-Merkmal. Innen fanden wir das Volllederpaket aus Bordeaux, nein, in Bordeaux besonders geschmackvoll, schönes Rot, überhaupt ist das Interieur stilvoll gestaltet und eingerichtet, da fühlt man sich auf Anhieb wohl.

Praktisch ist die Heckklappe, aber wer mehr Kofferraum braucht, greift besser zum Kombi.
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Die große Heckklappe hinten ist hilfreich und gut, der Kofferraum selbst mit 487 bis 1.537 Litern aber nicht allzu großzügig ausgefallen.

Fahrkapitel? Das ist auch als Plug-in-Hybrid eine ausgesprochen komfortable Limousine. Rollt geschmeidig und wie auf den Samtpfoten des Wappentieres ab, großer Genuss, wie überhaupt der ganze 508. Wie gesagt: "So ein schönes Auto." (Andreas Stockinger, 19.2.2024)