Der seit vielen Jahren andauernde Trend zu einer wachsenden Zahl an Einbürgerungen hat sich im Jahr 2023 nicht weiter fortgesetzt: Die österreichische Staatsbürgerschaft wurde laut am Donnerstag von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen an 19.939 Personen verliehen, das waren um 3,2 Prozent weniger Einbürgerungen als im Jahr davor. Damals erhielten 20.606 Menschen die österreichische Staatsbürgerschaft.

Die Jahresvergleiche der Statistik Austria ab 2011 zeigen, dass die Zahl seither im Grunde kontinuierlich angewachsen ist, mit einem Ausreißer im Jahr 2020, das stark durch die Corona-Pandemie geprägt war.

Rot-weiß-rote Fahne auf Jeansjacke Symbolbild für Einbürgerungen
19.939 Menschen erhielten im Vorjahr die österreichische Staatsbürgerschaft. Rund ein Fünftel wurde in Österreich geboren.
Heribert Corn

Einbürgerungsrate gleich hoch

"Der Rückgang ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Einbürgerungen von NS-Opfern und deren Nachkommen um 17,7 Prozent auf 7.975 gesunken sind", teilte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, mit.

Die vorläufige Einbürgerungsrate von 0,7 Prozent ist im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. Sie beschreibt das Verhältnis von Einbürgerungen zur Zahl der in Österreich lebenden Personen nichtösterreichischer Staatsangehörigkeit.

Von den neu Eingebürgerten haben 8.041 ihren Wohnsitz im Ausland. Das entspricht einem Anteil von 40,3 Prozent. Die meisten davon sind Einbürgerungen von im Nationalsozialismus politisch Verfolgten und deren Nachkommen (insgesamt 7.975 Personen), von denen 7.955 im Ausland leben. Den größten Anteil machen dabei in Israel lebende Menschen aus (4.255), gefolgt von Personen in den USA (1.620) und dem Vereinigten Königreich (1.094).

Ein Fünftel in Österreich geboren

Ein Zuwachs von 9,2 Prozent wurde hingegen bei in Österreich wohnhaften Personen verzeichnet, die österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wurden. Das waren rund 11.900 Menschen. Die meisten (1.865) waren zuvor Syrerinnen und Syrer gewesen, 1.141 waren aus der Türkei, 803 aus Bosnien und Herzegowina sowie 788 aus Afghanistan. Ein Fünftel der im Jahr 2023 eingebürgerten Personen wurde in Österreich geboren. Jede zweite eingebürgerte Person war eine Frau (50,3 Prozent), ein Drittel waren unter 18-Jährige (32,7 Prozent).

In sieben Bundesländern wurden 2023 mehr Personen eingebürgert als im Vorjahr. Den größten relativen Zuwachs verzeichneten das Burgenland (plus 44,9 Prozent auf 297 Einbürgerungen) sowie die Steiermark (plus 43,8 Prozent auf 1.309 Einbürgerungen), Oberösterreich (plus 36,1 Prozent auf 1.808 Einbürgerungen) und Niederösterreich (plus 33,4 Prozent auf 2.031 Einbürgerungen).

Der Negativtrend in Wien von minus 12,9 Prozent auf 3.899 Einbürgerungen wirkte sich zahlenmäßig am stärksten aus. Auch in Kärnten sank die Zahl, und zwar um 21,4 Prozent auf 434 Einbürgerungen.

Zahlen für SOS Mitmensch "dramatisch"

Für SOS Mitmensch sind das "dramatisch niedrige Einbürgerungszahlen" in Österreich, insbesondere die Anzahl der Einbürgerungen hier geborener Personen verharre auf extrem niedrigen Niveau, hieß es in einer Aussendung in Reaktion auf die Veröffentlichung der Statistik Austria. Den 3.836 Einbürgerungen hier geborener Menschen stünden mehr als 17.000 in Österreich zur Welt gekommene Kinder gegenüber, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hätten. So gebe es keine Gleichberechtigung, und es entstehe eine Demokratielücke, da jede fünfte in Österreich lebende Person bereits vom Wahlrecht ausgeschlossen sei. SOS Mitmensch fordert ein automatisches Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft für hier geborene Kinder, deren Eltern schon Jahre in Österreich leben. (spri, 15.2.2024)