Heute ist Valentinstag. Und für alle, die nun in Panik ausbrechen, weil sie den Tag der Liebenden wieder mal vergessen haben, die Partnerin oder der Partner aber viel Wert darauf legt, hat die wundervolle Welt der Technik eine Alternative zum halbherzig besorgten Last-Minute-Blumenstrauß parat: die Möglichkeit, mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) ein personalisiertes Liebeslied zu erstellen.

Möglich ist dies über eine kostenlose Web-Anwendung, die unter diesem Link gestartet werden kann. Hier wird der Name der geliebten Person angegeben, ebenso der Ort der ersten Begegnung und die Charaktereigenschaft, die diesen Menschen besonders macht. Zum Abschluss hinterlässt man den eigenen Namen und eine Mailadresse und stimmt den Datenschutzbedingungen zu.

"Our love's a warzone"

Weniger als eine Minute später hat die KI ein knapp zwei Minuten langes Lied inklusive Text, Melodie und Begleitung produziert, welches im Test des STANDARD naturgemäß recht kitschig klingt, aber alle erhaltenen Informationen auf eine mehr oder weniger korrekte Weise wiedergibt.

Im vorliegenden Fall ging es etwa um die fiktive Liebe zu einem Menschen, der eine extreme Hingabe für das "Warhammer 40.000"-Franchise pflegt. Textzeilen wie "Painting miniatures, rolling dice all night. Our love's a warzone, and it feels so right" treffen dabei die Essenz des Hobbys recht gut, grenzen mit viel Wohlwollen fast schon an Poesie.

Screenshot suno
Ist das KI-Kitsch, oder ist das Poesie?
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Auf Wunsch können weitere Versionen des Songs erstellt werden, das Ergebnis wird als Link geteilt sowie als Audio- oder Videodatei heruntergeladen. Das Video besteht neben der Audiospur aus einem Standbild, auf dem der Songtext angezeigt wird. Hinweis zur Usability: Damit alles halbwegs ruckelfrei läuft, sollte die Internetverbindung stabil sein.

Wurzeln in Discord

Hinter dem Tool steckt ein Unternehmen namens Suno, das seinen Standort laut Website in der US-amerikanischen Stadt Cambridge nahe Boston hat. Abonnentinnen und Abonnenten des STANDARD-KI-Newsletters ist dieses Unternehmen bereits bekannt, weil in diesem bereits Mitte August 2023 das Tool namens Chirp angekündigt wurde, das von Suno betrieben wird, allerdings ähnlich wie der KI-Bildgenerator Midjourney über die Chat-App Discord läuft.

Suno Chirp
Bei Bedarf lässt sich ein in Chirp erstellter Song auch verlängern.
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Für den entsprechenden Discord-Channel kann man sich unter diesem Link anmelden. Durch Eingabe des "/chirp"-Prompts, kombiniert mit dem Songtext, erstellt das Tool anschließend nach rund zwei Minuten zwei Songs, die jeweils etwa 40 Sekunden dauern. Über eine Funktion namens "Continue" kann das Werk auf Wunsch verlängert werden. Im Gegensatz zum Liebeslied-Generator kann hier auch eine gewünschte Musikrichtung gewählt werden, etwa Heavy Metal. Hat man keine Idee für einen Text, so kann man die Lyrics via ChatGPT erstellen lassen.

Seit Dezember 2023 gibt es außerdem ein Suno-Plugin für Microsofts Copilot. Nach einem Login ist zudem das Nutzen einer Web-App für die Erstellung von Songs in verschiedenen Musikrichtungen möglich.

Datenschutz

Wichtig ist in diesem Kontext noch ein Blick in die Datenschutzrichtlinien des Unternehmens. So wird dort offen kommuniziert, dass sowohl von Usern aktiv bereitgestellte Daten als auch solche zum Nutzungsverhalten gesammelt werden. Diese Daten werden unter anderem mit anderen Nutzern – damit dürfte vor allem der öffentliche Discord-Chat gemeint sein – sowie mit anderen Unternehmen geteilt.

Das Unternehmen stellt in seinen Datenschutzrichtlinien jedoch auch Mailadressen bereit, unter denen Nutzerinnen und Nutzer die Änderung oder Löschung ihrer Daten beantragen können. Im Sinne der DSGVO können EU-Bürger außerdem eine Kopie der über sie gesammelten Daten beantragen. Wer sich dennoch bei der Nutzung unwohl fühlt, der sollte um dieses und andere Tools dieser Art einen großen Bogen machen. Oder die Informationen so weit abstrahieren, dass keine Rückschlüsse auf die geliebte Person möglich sind. (stm, 14.2.2024)