Tanken über Mercedes me Fuel & Pay. Aber irgendwer muss immer noch den Rüssel in die Röhre stecken. In dem Fall ist es Julia Benz, wie Mercedes versichert.
Foto: Mercedes-Benz AG

Ich sage nicht die Jungen, ich sage nur, die Jüngeren unter uns, und damit meine ich unter Umständen heute bis zu Fünfzigjährige, können sich an die goldenen Zeiten der Tankwarte gar nicht mehr erinnern. Du fuhrst zur Tankstelle, und ein manchmal etwas öliger, verschwitzter Herr kam zu deinem Auto, du kurbeltest das Fenster runter und sagtest "Super, voll, bitte" an guten Tagen – oder nur "Super, voll" an schlechten. Dann lehntest du dich zurück, trommeltest mit den Fingerspitzen sachte auf den Bakelit-Lenkradkranz und überlegtest, ob du auch noch den Motorölstand prüfen lassen solltest.

Nachdem der Tankwart die Kraftstoffpipe in den Füllstutzen geschoben hatte, machte er sich daran, deine Windschutzscheibe zu reinigen. Manchmal traf man auch auf eine Tankwartin oder Fräulein Tankwart, wie manche sagten, was mitunter auch inkorrekte Gedanken in Gang setzte (für Fantasielose gab es eigene Softporno-Videoserien über blonde Mädchen an Tankstellen).

Assoziationskette

Diese weitverbreitete Assoziationskette unter Männern entsprang zugegebenermaßen einem eher machogeprägten Zeitgeist. Im wahren Leben war Tankwart oftmals das Karrieresprungbrett für Bäcker oder Schuster aus Anatolien, Serbien, dem Waldviertel oder Südburgenland zum Tankstellenpächter und Automechaniker im zweiten Bildungsweg. Manchmal auch nur ein Versorgungsjob für den Dorfalkoholiker.

Es konnte ja nicht viel passieren, alle tankten Super, und die Taxler mit dem Diesel passten eh auf, dass niemand was Falsches einfüllte. Im Shop gab's lediglich Motoröl, Pannendreiecke und Scheibenklar (nur im Hinterzimmer das Bier und einen großen Aschenbecher).

Historische Tankstelle auf dem Areal der Mercedes-Niederlassung Mannheim: "Ponton"-Limousine beim Betanken.
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Mit der Umstellung auf Selbstbedienung musste man erst tatsächlich aus dem Auto aussteigen, um zu bezahlen. Also in den Shop gehen, der inzwischen zum Lebensmittelsupermarkt mit Lottokollektur und Semmelaufbackofen mutierte – und folglich: Warteschlange. Auch das manchmal mögliche Zahlen per Bankomat- oder Kreditkarte an der Zapfsäule ist mit Unbequemlichkeit verbunden und mit der Unsicherheit, ob man tatsächlich eine Quittung bekommt. Und aussteigen muss man sowieso.

Tanken ohne aussteigen heißt nunmehr die große Neuigkeit. Was streng genommen schon gar nicht stimmt, denn die EDV kann uns das Anstellen an der Kassa ersparen, aber nicht das Aussteigen, weil irgendjemand ja immer noch den Zapfhahn reinstecken muss. Da wäre dann doch wieder der Tankwart oder die Tankwartin gefragt. Das Gleiche gilt im Grunde auch für Elektroautos an der Ladesäule. Und hier ist auch schon der springende Punkt.

Für Elektroautos gibt es bereits sogenanntes Plug and Charge. Momentan noch im Einführungsstadium, wird es sich rasend verbreiten. Das heißt, jegliches Rumfummeln mit Handy oder Bezahlkarte entfällt. Die Ladesäule erkennt das Auto. Die Abrechnung kann ohne weiteres Zutun direkt über den Zulassungsbesitzer erfolgen.

In-Car-Payment: Das Auto wird zum Zahlungsmittel.
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Besitzer herkömmlicher Autos mit Verbrennungsmotor müssten weiterhin mit ihren Bezahlkarten und/oder Handys rumwursteln, während Elektroautofahrer elegant Plug and Charge machen. Das könnte zum entscheidenden Nachteil gegenüber Elektroautos werden.

Sollte der Verbrenner just daran scheitern? Nein, natürlich nicht, denn Mercedes hat in Kooperation mit Mastercard nun ein System entwickelt, welches Bezahlen der Tankrechnung per Fingerabdruck im Auto ermöglicht. Über das MBUX-Infotainmentsystem kann man nicht nur auf digitale Dienste zugreifen, das Fahrzeug vorwärmen, Software aktualisieren und On-Demand-Funktionen erweitern, sondern auch seine Tankrechnung bezahlen.

Es geht bald los

Dafür ist es notwendig, seine Kreditkartendaten von Mastercard oder Visa im Mercedes-me-Benutzerkonto zu hinterlegen und über das MBUX-Infotainmentsystem "Mercedes pay+" zu aktivieren. Aber die Tankstellen müssen dafür gerüstet sein, in Deutschland sind es derzeit 3.600. Und alles, was es in Deutschland gibt, kommt auch nach Österreich.

In der Ankündigung liest sich das so: "Erreicht der Fahrer eine angebundene Tankstelle und stellt den Motor ab, startet auf dem MBUX-Infotainmentsystem automatisch der Dienst 'Mercedes me Fuel & Pay'. Die Authentifizierung des Fahrers erfolgt nahtlos per Fingerabdruck. Nach dem Tanken sieht der Fahrer auf dem MBUX-Display die getankte Kraftstoffmenge und den tatsächlichen Rechnungsbetrag." (Rudolf Skarics, 14.2.2024)