Sich mit Kopfschmuck verkleiden: ja oder nein?
Getty Images/iStockphoto

Pro

Zugegeben: Nicht jede Verkleidung im Fasching ist gelungen. Man kann es krass übertreiben. So wie Prinz Harry. Er erschien vor Jahren bei einer Party in London in Naziuniform. Shocking! In Österreich hätte er sich damit strafbar gemacht. NS-Verbotsgesetz. Bei den Briten sorgte der schräge Humor des jungen Royals nur für hämische Kommentare. Er habe Konventionen wohl mit der Brechstange beseitigen wollen. Da ist was dran.

Närrische Events gibt es, damit Menschen kurz aus ihrem Normaloleben austreten können, Rollen tauschen, feiern, sich austoben, singen, tanzen, kräftig essen und trinken. In katholischen Ländern wird vor der Fastenzeit noch einmal auf den Putz gehaut. Die Tradition, die Ordnung aufzuheben, gibt es seit der Antike. Beim Saturnalienfest in der Römerzeit spielten Sklaven die Herren – und umgekehrt. Im Kölner Karneval regieren Prinz und Prinzessin, orchestrieren Spott und Hohn für die Mächtigen. Unkorrekt zu sein ist Pflicht. Der Drang, ausgerechnet im Fasching auf politische Correctness zu pochen, wäre geradezu närrisch. Und fad. (RONDO, Thomas Mayer, 12.2.2024)

Kontra

In den 80ern gingen wir im Fasching als Indianermädchen, "Zigeuner", Mexikaner. Heute ist das verpönt. Weil politisch unkorrekt. Ich finde es tatsächlich befremdlich, wenn das Kostüm einfach nur eine andere Ethnie oder Minderheit ist. Außerdem ist es langweilig. Wo bleibt die Fantasie?

Mein Sohn wollte letztes Jahr als Maiskolben gehen. Das ist mal etwas anderes. Für dieses Jahr könnte man sich noch mehr überlegen. Die Maiskolbenidee ist jedenfalls ausbaufähig. Schürze umbinden, Maiskolben in der Hand. Voilà: veganer Kochlehrling. Steinschleuder mit Maismunition und grimmiger Gesichtsausdruck: Wutbauer. Popcornsackerl als Abendhandtasche und grimmiger Gesichtsausdruck: Balenciaga-Model. Mein Sohn hat sich letztes Jahr in letzter Sekunde allerdings doch noch umentschieden, und es ist Spider-Man geworden. Zugegeben, nicht der Gipfel der Kreativität. Aber gegen den Willen eines Fünfjährigen kommt man schwer an. Womit auch mein Kostüm klar ist: erschöpfte Mama. Dafür muss ich mich nicht einmal verkleiden, die Augenringe reichen. (RONDO, Birgit Riegler, 12.2.2024)