In einer Leiterplatte ist ein Chip eingearbeitet mit dem Logo von ASML.
Die Chips von ASML sind stark nachgefragt, die Auftragslage auf Rekord. Doch der Konzern gerät unter politischen Druck.
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Chips sind zu einer begehrten Ware geworden. Sie werden benötigt für Smartphones, Computer, für Autos, sonstige technische Geräte und vor allem für KI-Systeme. Das hat dazu geführt, dass die USA und China bezüglich Chips und Halbleiter und der damit verbundenen Herrschaft über den Markt in eine Rivalität geraten sind. Die USA etwa haben ein Exportverbot für Spezialchips für künstliche Intelligenz (KI) des US-Produzenten Nvidia verhängt – das China über Umwege immer wieder umgeht.

Mitten in diese Rivalitäten fällt nun das Licht auf ASML. Der niederländische Chipindustrieausrüster ist aktuell mit einer wahren Auftragsflut konfrontiert. Im jüngsten Quartal lagen die Bestellungen bei ASML mit 9,2 Milliarden Euro um 253 Prozent über dem Vorquartal. Das ist ein neuer Rekord, teilte der niederländische Tech-Konzern am Mittwoch mit. Damit hat ASML auch die Erwartungen der Experten bei weitem übertroffen. ASML habe nun Aufträge von mehr als 39 Milliarden Euro in den Büchern, erklärte Finanzvorstand Roger Dassen. Das entspricht rund dem Anderthalbfachen des Umsatzes vom vergangenen Jahr.

Zurückhaltung

Trotzdem stellte der Manager fürs laufende Jahr lediglich Erlöse auf dem Niveau von 2023 in Aussicht. Das liege an der allgemeinen Unsicherheit im Markt. Die Kunden seien unsicher, wann und wie stark sich das Chipgeschäft erhole, erläuterte Dassen. Die Prognose sei daher eher zurückhaltend – der Ausblick aber beachtlich. Kommendes Jahr würden laut Dassen weltweit viele Chipfabriken eröffnet, und die benötigten zahlreiche Maschinen. Der Umsatz soll dann von 27,6 Milliarden Euro 2023 auf bis zu 40 Milliarden im Jahr darauf klettern. Zudem werde ASML wesentlich profitabler.

ASML beschäftigt weltweit rund 42.000 Mitarbeiter und ist weltweit führend in einigen Verfahren, die für die Halbleiterproduktion entscheidend sind. An der Börse wird ASML daher aktuell so hoch bewertet wie kein anderer europäischer Technologiekonzern. Die Anleger haben sich über die guten Zahlen jedenfalls gefreut und am Mittwoch bei der Aktie zugegriffen, die in der Spitze um mehr als sieben Prozent nach oben geklettert ist.

USA drängen auf Lieferstopp

Doch auch ASML ist Teil des Technologiestreits zwischen den USA und China. ASML hat ein Quasimonopol im Bereich fortschrittlicher Belichtungssysteme zur Chipproduktion. Zu den Kunden zählen die großen Chiphersteller TSMC, Samsung und Intel. ASMLs Technologie kann für die Herstellung sämtlicher Halbleiter, etwa für Smartphones, zum Einsatz kommen, aber auch für militärische Zwecke – mit Blick auf China sorgen sich die USA vor allem um Letzteres.

Die Niederländer hatten zu Jahresbeginn chinesische Kunden wenige Wochen vor der Ausweitung von Exportbeschränkungen nicht mehr mit Maschinen zur Chipherstellung beliefern können. Eine Lizenz für die Auslieferung bestimmter Lithografiesysteme sei teilweise von der niederländischen Regierung zurückgezogen worden, hieß es damals. In Diskussionen mit den US-Behörden habe ASML zudem weitere Klärung zu Umfang und Auswirkung von US-Exportbeschränkungen erhalten. Laut Bloomberg drängte die US-Regierung auf den vorzeitigen Lieferstopp. Chinas Außenministerium kritisierte, die USA würden unter Vorwand andere Länder dazu zwingen, Technologieblockaden gegen China umzusetzen.

Das US-Verhalten verletze "ernsthaft" internationale Handelsregeln und wirke sich auf die Stabilität globaler Lieferketten aus, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin Anfang Jänner in Peking. Die Niederlande sollten objektiv bleiben und "den Geist des Vertrags" respektieren. (Bettina Pfluger, 25.1.2024)