In der Region, aus der die drei monotheistischen Weltreligionen stammen, ist ein Mehrfrontenkrieg im Gange. Noch immer ist der Konflikt zwischen Hamas und Israel, der am 7. Oktober mit einem Überfall der Terrororganisation eröffnet wurde, jedoch nicht zu einem einzigen Nahost-Flächenbrand eskaliert. Noch sind die einzelnen Fronten ziemlich genau auszumachen. Aber gerade weil drei Monate nach Beginn keine Lösung in Sicht ist, militärisch nicht und politisch schon gar nicht, wird die Gefahr größer.

Die USA und Israel versuchen, den Iran in die Schranken zu weisen, unter anderem mit der – mutmaßlich von Israel ausgehenden – Tötung des hohen Revolutionsgarden-Generals Mousavi.
EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

Die über die Feiertage ventilierten diversen Waffenstillstandspläne waren – brutal gesagt – Non-Starter. Die Hamas wird (noch) nicht die Macht im Gazastreifen abgeben, wie im ägyptischen Vorschlag vorgesehen, Israel wird aber auch nicht akzeptieren, dass sie als Organisation überleben kann. Ein saudischer Plan wollte gar, dass die lokalen Hamas-Führer Yahya Sinwar und Mohammed Deif freies Geleit nach Algerien bekommen. Israel musste nicht einmal ablehnen, die Köpfe des Terrors vom 7. Oktober haben es selbst getan. Immer klarer wird auch, dass die interne Hamas-Führung nicht immer in Einklang mit der externen in Katar und der Türkei steht.

Abseits fast verzweifelt wirkender diplomatischer Initiativen dreht sich die Gewaltspirale an den Fronten in der ganzen Region weiter. Die vom Iran unterstützten Huthis im Jemen tragen den Krieg aufs Rote Meer, Saudi-Arabien, dem das nicht recht sein kann, ist hilflos. Die USA und Israel versuchen, den Iran in die Schranken zu weisen: im Irak mit US-Luftangriffen auf Iran-loyale schiitische Milizen, in Syrien mit der – mutmaßlich von Israel ausgehenden – Tötung eines hohen Revolutionsgarden-Generals. An der israelisch-libanesischen Grenze nehmen Schläge und Gegenschläge derzeit Tempo auf. Ein Funke kann das Pulverfass schnell entzünden. (Gudrun Harrer, 27.12.2023)