Barry Keoghan spielt in Emerald Fennels
Barry Keoghan spielt in Emerald Fennels "Saltburn" Oliver Quick, einen talentierten Mr. Ripley mit eiskalten Husky-Augen und maliziösen Ambitionen.
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Es gibt eine Folge in der vierten Staffel von The Crown, in der die frischgewählte Premierministerin Margaret Thatcher auf das schottische Anwesen der königlichen Familie geladen wird. Dort wird sie mit der Nase auf ihre kleinbürgerliche Herkunft gestoßen: Nein, sie ist es nicht gewohnt, sich zu jedem Essen umzukleiden. Nein, auch die Koffer packt sie selbst, und nein, die Jagd ist kein Volkssport.

Die britische Drehbuchautorin, Regisseurin und Schauspielerin Emerald Fennell, die in The Crown die junge Camilla verkörperte, heißt wegen ihres Vaters wie ein Edelstein und eine Gemüseknolle. Theo Fennell war ein Schmuckdesigner für die britische High Society, "King of Bling" sein Spitzname. Fennell wird also einige der skurrilen Gepflogenheiten der oberen Zehntausend, die sie in ihrem zweiten Film Saltburn zeigt, aus erster Hand kennen.

Wieder eine Reichensatire

Mit ihrem Filmdebüt Promising Young Woman gelang Fennell eine radikale, Oscar-prämierte Neuinterpretation des Rape-Revenge-Genres. Mit Saltburn ist sie nun dem Trend der "Reichensatire" aufgesessen. In dem Film, der während seiner kurzen Festivalkarriere Kritik und Publikum spaltete, spielt der talentierte Ire Barry Keoghan eine neue Version des talentierten Mr. Ripley: Wir befinden uns im Jahr 2006. Oliver Quick, ein Oxford-Stipendiat mit rahmenloser Brille, trifft auf den reichen Schönling Felix Catton (Jacob Elordi, der bei Sofia Coppola Elvis spielt).

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Eine Mischung aus Mitleid und Faszination für Olivers Elendsgeschichten bewegt Felix dazu, seinen neuen Freund in den Sommerferien zu sich nach Hause einzuladen. Das Anwesen Saltburn ist königlich, die Zimmer haben verschiedene Farben, die Wände sind mit Gemälden berühmter Künstler verziert. Felix’ Familie, die auf eine privilegierte Art entwaffnend und schrullig ist (besonders Rosamund Pike als Felix' Mutter), nimmt ihn mit offenen Armen auf. Mit seinen Husky-Augen, der kleinen Statur und dem nordenglischen Akzent gilt Oliver als erfrischend "real".

Baumhoch umringen ihn die reichen und schönen Sprösslinge, die Oliver mit Begehren im Blick betrachtet, um sie alsbald auszuschalten. Überraschend ist das nicht, denn die Geschichte wird von einem arrivierten Oliver erzählerisch gerahmt. Auch die auf Schock schielenden Momente haben keinen Mehrwert. Wenn Ollie dann mit Regelblut an den Lippen zum Nachthimmel blickt oder das Badewasser des Freundes aufsaugt, wissen wir: Er ist einfach nur ein Vampir, der von Schönheit und Reichtum zehrt. (Valerie Dirk, 20.12.2023)