Es ist eine Schattenwelt, in der dafür gesorgt wird, dass die schöne, komfortable Konsumwelt floriert: Heerscharen an Paketkurieren, die für große internationale Logistikdienstleister oder für Arbeitgeber wie den Onlineriesen Amazon werken. Tausende von ihnen sind österreichweit unterwegs. Es sind harte, kräftezehrende und oft schlechtbezahlte Jobs, in denen Menschen eine unbedankte, aber um nichts weniger wichtige Aufgabe in der Kette des Onlineshopping-Systems erledigen. Sie sind schwitzend und keuchend unterwegs. Man trifft sie im Lift, auf dem Gang oder auf den Straßen – immer im Dauerstress und meist schwer beladen. Sie queren mit ihren vollgepackten Rodeln Gässchen, hieven Pakete über Treppen oder über das Gartentor.

Paket nach Paket: Gerade vor Weihnachten sind Heerscharen an Paketkurieren am Weg.
Heribert CORN

Damit die Auslieferung läuft wie ein Uhrwerk – so wie wir Kunden es schätzen –, müssen auch die einzelnen Glieder der Kette in dieser Niedriglohnbranche perfekt funktionieren. Dazu gehören nicht selten äußerst fragwürdige Bedingungen. Über- und Mehrstunden werden oft nicht vom Arbeitgeber bezahlt..Viele Kuriere sind als selbstständige Unternehmer unterwegs, fernab jeglicher Arbeitnehmerrechte. Geht etwas schief, bleiben sie im schlimmsten Fall auf den Kosten sitzen.

Selbst in Österreich, einem Land, das sich zugutehält, über hohe arbeits- und sozialrechtliche Standards zu verfügen, ist die Lage nicht viel besser. Wie kann das sein? Oft handelt es sich um Menschen mit Migrationshintergrund, Personen mit prekärem Aufenthaltsstatus und meist geringen Sprachkenntnissen, die für die großen Anbieter schuften – wenn auch keineswegs ohne formale Ausbildung. Zusteller mit in ihrer Heimat abgeschlossenem Studium sind keine Seltenheit. Gottgegeben ist das alles nicht.

Das Problem ist mittlerweile auch erkannt. Arbeitsminister Martin Kocher hat für kommendes Jahr verstärkte Kontrollen angekündigt. Inspektoren sollen die teils prekären Arbeitsbedingungen genauer unter die Lupe nehmen. Das ist zumindest ein erster richtiger Schritt.

Reichen wird das am Ende aber wohl nicht. Die Politik muss dem System einen Riegel vorschieben: Neben mehr Kontrolle wird es ohne eine rechtliche Haftung der Warenversender für alle Gesetzesverstöße bis zur Haustür nicht gehen. Der Preis für die Zustellung würde damit wohl steigen. Aber das sollten wir uns leisten. (Regina Bruckner, 18.12.2023)