Leonore Gewessler
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler von den Grünen bei der UNO-Klimakonferenz (COP28) in Dubai.
EPA/MARTIN DIVISEK

"Ja, das ist ein großer Grund zur Freude", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Samstag im "Journal zu Gast" auf Ö1 zum Ausgang der Weltklimakonferenz der UNO in Dubai. Dort haben sich die Staaten zwar neuerlich auf ein Ziel geeinigt – nämlich bis Mitte des Jahrhunderts CO2-neutral zu werden. Allerdings sind sie auch diesmal wieder rechtlich nicht daran gebunden. Und auch alle bisher beschlossenen Vorhaben, wie etwa das 1,5-Grad-Ziel von Paris, liegen völlig außer Reichweite.

Aber: Die Dimension des gelungenen Beschlusses werde nach zwei Tagen erst so richtig bewusst, befand die Ministerin: "Die ganze Welt hat gesagt, wir bewegen uns weg von den fossilen Energien". Es klinge tatsächlich unglaublich, dass es fast 30 Jahre gedauert habe, dieses Bekenntnis auf Papier zu bringen. Aber die nun festgehaltene Abkehr von den Fossilen sei "ein riesiger Schritt und ein enorm wichtiges Signal".

Einfluss auf die Finanzmärkte

Aber werden diese als Ziel formulierten Bekenntnisse Russlands Präsidenten Wladimir Putin oder den saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman motivieren, möglichst schnell aufzuhören, Öl und Gas zu fördern? Der Kampf um die Formulierung auf der UNO-Konferenz sei intensiv gewesen, sagte Gewessler. "Der saudi-arabische Energieminister hat sich dagegen gewehrt, dass das in diesem Dokument steht." Auch er wisse aber, dass der Beschluss einen Unterschied mache. "Das ist der Anfang vom Ende der Fossilen auf dieser Welt. Und das ist gut und wichtig."

Die Botschaft der Konferenz sei sehr klar – nicht zuletzt, weil sie auch auf den Finanzmärkten ankomme. "Kohle, Öl und Gas sind extrem viel teurer als die Erneuerbaren." Daher sei es auch eine logische Entscheidung, in Letztere zu investieren. Wer heute noch in fossile Energieträger investiere, tätige Investitionen, die an Wert verlören, argumentierte die Ministerin. Das sei auch ein "massiver Treiber" in den produzierenden Ländern.

Abhängig von autoritären Regimen

Und wie stehe es mit Vorhaben im Inland, etwa dem großen neuen Gasprojekt der OMV in Oberösterreich? Sollte das dementsprechend nicht umgesetzt werden? Am Weg zum Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, werde man fossile Energien noch brauchen, "so ehrlich müssen wir sein". Das heiße: Man müsse jedes neue Projekt darauf abklopfen, ob es jetzt "in dieser Übergangsphase" einen sinnvollen Beitrag leisten könne. Denn aktuell sei Europa bei fossilen Energien abhängig von autoritären Regimen. (Martin Tschiderer, 16.12.2023)