Ein Rehkitz im Lainzer Tiergarten
Im Lainzer Tiergarten lief uns ein junges Reh buchstäblich über den Weg. (Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f6.7, Lichtempfindlichkeit ISO 560, Brennweite 300 mm + 1,7 Telekonverter entspricht 510 mm)
Michael Simoner

Ich wäre ja gern Entdecker in der Arktis geworden. Oder Polarforscher. Aber nur Teilzeit, die Kälte ist ja auf Dauer nicht auszuhalten. Das hat sich bei den momentan tiefen Temperaturen wieder einmal bestätigt. Wenn, dann nur kurze Expeditionen ins Eis. So wie am vergangenen Sonntag, als wir den wunderschön verschneiten Lainzer Tiergarten in Wien besuchten.

Wer noch nie dort war: Der Lainzer Tiergarten ist kein Zoo, sondern ein großes Naturschutz- und Naherholungsgebiet am westlichen Stadtrand, wo auch wilde Tiere wie Wildschweine, Rehe, Hasen und Füchse leben. Bei ausgedehnten Spaziergängen laufen einem immer irgendwelche Wald- und Wiesenbewohner über den Weg. Kurz nachdem wir durchs Lainzer Tor hineingegangen waren, stakste auch schon ein junges Reh aus dem Schnee auf den gestreuten Weg. Im Ohr hatte es eine gelbe Marke mit der Nummer 028.

Keine Scheu vor Menschen

Das kleine Reh (Capreolus capreolus) zeigte keine Scheu, schnupperte sogar an Besucherinnen und Besuchern, und stieß unaufhörlich kurze, fiepende Laute aus. "Wo ist denn deine Mama?", fragte ein goldenes Wienerherz. Da Nummer 028 nicht reden konnte, wurde der Parkwächter am Eingang konsultiert. "Das sind wilde Tiere, die brauchen keine Hilfe", hieß es dort. Nummer 028 kiefelte noch ein paar ausgebuddelte Blätter und machte sich schließlich im Galopp durch den Schnee Richtung Wald davon.

Früher gab es auch jede Menge Damwild und Mufflons im Park, deren Vorfahren zur Zeit, als der Kaiser hier sein Jagdrevier hatte, angesiedelt worden waren. Um 2015 wurde ein neues Wildtiermanagement beschlossen, mit dem auch der Abschuss der Damhirsche und Mufflons verbunden war. Die radikale Entscheidung wurde damit begründet, dass die Tiere, die hier gar nicht heimisch seien, zu großen Schaden im Ökosystem anrichteten. Dennoch sorgten die Abschüsse immer wieder für Aufregung – auch DER STANDARD hat darüber berichtet. Eine andere Methode bestand darin, männliche und weibliche Tiere einfach auseinanderzuhalten, um die Fortpflanzung zu verhindern.

Ein kleine Anzahl an Damwild und Mufflons ist noch erhalten. Die Tiere werden in einem abgezäunten Bereich, wo sie auch gefüttert werden, gemeinsam gehalten. Offensichtlich vertragen sie sich gut, wie wir beobachten konnten. Europäische Mufflons (Ovis gmelini musimon) sind Wildschafe, die ursprünglich von den Inseln Korsika und Sardinien im Mittelmeer stammen. Ob sie die Urschafe sind oder verwilderte Nachkommen von Hausschafen, ist unklar. Es gibt einen kleinen wild lebenden Bestand in Österreich.

Hirschtränen fürs Revier

Auch Damwild (Dama dama) ist hierzulande in freier Wildbahn eher selten anzutreffen. Damwild ist kleiner als Rotwild und vor allem im Sommer gut an seinem typischen gepunkteten Fell zu erkennen. Wie Rothirsche haben Damhirsche und Mufflon-Widder unterhalb der Augen sogenannte Tränengruben, die für Unwissende fast so aussehen könnten wie eine Verletzung. In Wahrheit ist es eine Drüse, die besonders zur Brunftzeit ein Sekret produziert, das zur Reviermarkierung dient. In der Jägersprache wird dieses Sekret Hirschträne genannt.

Der Eintritt in den mit einer Mauer umgebenen Tiergarten Lainz ist übrigens kostenlos. Um 8 Uhr in der Früh wird geöffnet, in der Dämmerung ist Sperrstunde (derzeit um 17 Uhr). Hunde dürfen nicht rein. (Michael Simoner, 6.12.2023)

Ein Rehkitz im Lainzer Tiergarten
Nummer 028 ließ sich von Menschen nicht beunruhigen. (1/160 Sek., f6.7, ISO 100, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Rehkitz frisst
Ein paar Blätter kauen ... (1/400 Sek., f6.7., ISO 900, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Ein Reh im Schnee
... noch einmal in die Kamera schauen ... (1/320 Sek., f6.7, ISO 180, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Rehkitz läuft davon
... und ab geht's im Galopp. Kiss my Spiegel! (1/640 Sek., f8, ISO 180, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Damwild im Schnee
Da schauen sogar das Damwild und die Mufflons. (1/640 Sek., f8, ISO 140, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Ein Mufflon im Schnee
Das Mufflon trägt einen warmen Winterpelz. (1/500 Sek., f8, ISO 640, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Damwild an der Futterstelle
Das Fell von Damwild ist im Winter grau. Es gibt auch fast schwarze Exemplare. (1/1500 Sek., f8, ISO 3200, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Damwild im Schnee
Immer auf der Suche nach Nahrung. (1/500 Sek., f8, ISO 2000, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Damwild im Schnee
Damhirsche und Hirschkühe sind Wiederkäuer.(1/500 Sek., f11, ISO 2500, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Damwild im Schnee
Hier ist die Tränengrube unter dem Auge gut zu erkennen. (1/500 Sek., f11, ISO 4000, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner
Ein Mufflon im Schnee
Mufflons sind Wildschafe. Ob sie die Urschafe sind oder verwilderte Nachkommen von Hausschafen, ist unklar. (1/500 Sek., f11, ISO 4000, 300 mm + 1,7 Telekonverter)
Michael Simoner