Weltweit finden am 25. November Aktionen gegen Gewalt an Frauen statt.
Weltweit finden am 25. November Aktionen gegen Gewalt an Frauen statt.
APA/AFP/CLEMENT MAHOUDEAU

Seit Jahrzehnten wird ab dem 25. November 16 Tage lang intensiv auf das weltweit massive Problem der Gewalt gegen Frauen hingewiesen. Die Aufmerksamkeit ist aber längst nicht mehr auf die Aktionstage zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und dem Tag der Menschenrechte am 10. Dezember beschränkt. In vielen Ländern – auch in Österreich – wird inzwischen über Femizide, schwere Gewalt und Mordversuche an Frauen deutlich mehr berichtet. Und es wird als nicht hinnehmbarer Zustand thematisiert. Diese erhöhte Aufmerksamkeit ist aber auch schon die einzige gute Nachricht.

2022 hat die Gewalt an Frauen einen traurigen Höhepunkt erreicht: Die Zahl der weltweit ermordeten Frauen und Mädchen ist im vorigen Jahr auf den höchsten Stand seit 20 Jahren geklettert. 89.000 Frauen und Mädchen wurden absichtlich getötet, mehr als die Hälfte von Partnern oder Familienmitgliedern. In Afrika und Asien passierten die meisten Morde. Doch auch ein reiches Land wie Österreich bekommt eine deutliche Milderung der Gewalt gegen Frauen nicht hin. 41-mal haben heuer Frauen in Österreich Gewalt nur knapp überlebt, 25-mal nicht.

Es reicht nicht aus

Die Zahlen sind konstant hoch, und trotz vieler guter Maßnahmen und Initiativen, die es in Österreich gibt, muss man feststellen: Es reicht nicht aus. Frauenhass sitzt tief und wird gerade in westlichen Ländern als Motiv für die Gewalt gern verdrängt. Doch genau daran sollte man denken, an die tiefsitzende Frauenverachtung, wenn man Projekte wie feministische Buben- und Männerarbeit, die ökonomische Aufwertung von frauendominierten Berufen oder auch verbale Gewalt und Abwertung als Pipifax abtut. Das ist es nicht. Denn der Kampf gegen Gewalt ist ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt und muss auf allen Ebenen geführt werden. Sonst wird sich an den Geschlechterhierarchien kaum etwas ändern, und die Gewalt, die Spitze des Eisberges, wird weitergehen. (Beate Hausbichler, 23.11.2023)