Das Trio jubelt zusammen.
Dreifachsieg! Marco Schwarz, Manuel Feller und Michael Matt (v.l.n.r.).
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Österreich durfte beim ersten Weltcup-Skirennen der Männer in dieser Saison gleich einen Dreifachsieg bejubeln. Manuel Feller gewann den Slalom in Hochgurgl vor seinen Landsleuten Marco Schwarz und Michael Matt. Für den Tiroler, der bereits zur Halbzeit in Front gelegen war, war es der dritte Weltcup-Erfolg. Fabio Gstrein kam als Achter ebenfalls in die Top Ten.

Vor den letzten fünf Fahrern im zweiten Durchgang musste das Rennen rund zehn Minuten unterbrochen werden, weil Klimaaktivisten Farbe im Zielraum versprüht hatten. Die Letzte Generation bekannte sich via Twitter zur Aktion.

Feller behielt die Nerven

Feller hatte bereits nach dem ersten Durchgang mit 0,94 Sekunden vor dem Franzosen Clement Noel geführt. Zuletzt hatte er am 21. März 2021 in Lenzerheide ein Rennen für sich entschieden, alle seine drei Siege fuhr er im Slalom ein. In der gesamten vergangenen Saison hatte kein Österreicher einen Slalom gewonnen. Der letzte ÖSV-Gewinner vor dem Heimevent in Hochgurgl war am 9. Jänner 2022 in Adelboden Johannes Strolz gewesen.

Feller brachte erstmals eine Halbzeitführung ins Ziel. "Natürlich spielen sich da Szenarien im Kopf ab, die hat man einfach nicht unter Kontrolle. Aber ich habe immer versucht, mich auf das zu fokussieren, was ich zu tun habe", erklärte Feller im ORF.

Schwarz war nach dem ersten Durchgang ex aequo Fünfter und fuhr Bestzeit im drehender gesetzten zweiten Durchgang. Als er abschwang, betraten mehrere Klimaaktivisten den Zielraum und versprühten dort orange Farbe. Das Rennen musste daraufhin unterbrochen werden. Polizisten und Securitypersonal trugen die Klimaaktivisten aus dem Zielraum, zudem wurde die Farbe teils wieder mit Schnee überdeckt.

Verärgerter Kristoffersen

TV-Bilder zeigten parallel einen verärgerten Henrik Kristoffersen. Es wird gemutmaßt, dass der Norweger deswegen sauer war, weil die Unterbrechung den Start seines Landsmanns Alexander Steen Olsen verzögerte. Der Norweger fiel letztlich aus den Top 15, der ihm folgende Schweizer Loic Meillard schied aus. Der Halbzeit-Dritte Fabio Gstrein musste sich letztlich mit Rang acht begnügen.

Gstrein glaubt, dass der Klimaprotest das Ergebnis beeinflusst habe. "Ein Vorteil war es nicht", sagte er im ORF. Die Lichtverhältnisse, so mehrere Akteure, sind schlechter geworden. Sieger Feller sagte: "Es ist wichtig, dass es Leute gibt, die sich für dieses Thema einsetzen. Aber andererseits: Wenn ich mich hier ins Ziel reinhaue, darf man gar keine Veranstaltung mehr machen. Bissl leben müssen wir auch noch."

ÖSV-Generalsekretär Scherer "hofft auf Sanktionen"

ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer sagte, dass ein derartiger Protest schwer zu verhindern sei. Es seien Polizisten und Security im Einsatz gewesen, aber die Aktivisten seien gut "getarnt" gewesen. "Wir finden es schade, dass ein so tolles Skifest von einigen wenigen Chaoten beeinträchtigt wird", sagte Scherer. Man müsse die Sicherheitskonzepte noch weiter schärfen. "Ich hoffe, dass es zu Sanktionen und Bestrafungen kommen wird."

Drei Polizisten tragen einen Klimaaktivisten.
Die Polizei trug einen Klimaaktivisten aus dem Zielraum.
AP/Piermarco Tacca

Die Polizei habe die Personendaten aufgenommen, erläuterte Scherer, die Konsequenzen seien offen. "Es ist wohl ein Verstoß gegen die Hausordnung und wahrscheinlich auch eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Es wird polizeiliche Ermittlungen geben und dann die notwendigen Konsequenzen", sagte Scherer.

"Wir waren zu weit weg. Wir müssen uns positionsmäßig besser aufstellen, um schneller zu reagieren", forderte FIS-Renndirektor Markus Waldner.

Letzte Generation: "Hört auf den Klimarat"

Die Klimaaktivsten hielten im Zielraum Plakate hoch mit der Aufschrift: "Hört auf den Klimarat". Eine Klimaaktivistin betonte im Interview, dass der Protest nicht gegen "Skifahrer:innen, Sportler:innen oder Fans" gerichtet sei. "Wir nutzen die Fläche um Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass wir in eine Klimakatastrophe reinsteuern", sagte die Frau. 100 zufällig ausgewählte Menschen hatten im ersten Halbjahr 2022 Empfehlungen an die Politik erarbeitet, um im Jahr 2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Die Vorschläge würden auf dem Tisch liegen, sagte die Klimaaktivistin. Die Regierung müsse handeln. "Sonst haben wir bald ganz andere Probleme als dass wir ein Event gestört haben."

Ein beteiligter Aktivist sagte, man habe geschaut, "dass wir im Zielbereich sind, dass wir die Strecke nicht beeinträchtigen". Die Farbe sei aus Maisstärke und "überhaupt nichts Giftiges".

Zwei Klimaaktivisten halten je ein Plakat.
"Hört auf den Klimarat", lautete die Botschaft der Klimaaktivisten.
EPA/ANNA SZILAGYI

Alban Scheiber, der Chef des Organisationskomitees des Weltcup-Rennens, verstand den Protest "in keinster Weise". Man habe ein "Green Event" aufgestellt. Man wollte unterschiedliche Aspekte möglichst nachhaltig organisieren. Neu errichtet werden musste für das Rennen am Kirchenkar demnach lediglich eine Tribüne im Zielgelände. Die Gastro verzichtete auf Plastikflaschen, zur öffentlichen An- und Abreise wurde geraten, eine Liftkarte war gleichzeitig Eintrittskarte für den Weltcup. "Mehr kann man ja gar nicht machen im ersten Jahr, und dann passiert so etwas. Da ist man schon sehr sauer", sagte Scheiber.

Für ORF-Experte Benjamin Raich müsse man zwar Verständnis für das Thema aufbringen, aber "sie (die Klimaaktivisten, Anm.) denken leider nicht sehr weit", sagte er. Die Athleten hätten sich lange auf das Rennen vorbereitet. "Das ist einfach schade."

"Historischer" ÖSV-Dreifachsieg

Trotzdem wurde freilich auch über den ÖSV-Dreifachsieg gesprochen. ÖSV-Generalsekretär Scherer "freute sich sehr. Das Team hat über den Sommer und Herbst hervorragend gearbeitet." Das Ergebnis sei "historisch".

Einen ÖSV-Dreifach-Triumph hatte es zuletzt bei der WM 2019 in Aare gegeben, als Marcel Hirscher vor Matt und Schwarz gewann. Technik-Chefcoach war damals Marko Pfeifer, der nunmehrige Cheftrainer. Er fand den Triumph "fast schon kitschig. Eine traumhafte Kulisse, ein super Skirennen. Ich bin gerührt, es macht mich sehr stolz wie sie Ski gefahren sind."

Im Weltcup hatten am 14. Jänner 2001 in Wengen sogar fünf Österreicher die ersten fünf Slalomränge besetzt. „Ich glaube, es gibt nichts Schöneres als zu gewinnen - außer zu gewinnen und mit zwei Teamkollegen am Podium zu stehen", sagte Feller.

Manuel Feller vor blauer Slalomstange.
Manuel Feller fuhr in Hochgurgl zum Sieg.
AP/Giovanni Pizzato

Freude auch bei Schwarz und Matt

Der zum Allrounder mutierte Schwarz sagte, der Slalom sei noch immer seine große Liebe. "Natürlich wird es jetzt schon auch Richtung Speed gehen, aber nach wie vor macht mir das Slalomfahren irrsinnig viel Spaß." Der Kärntner war in der Vorwoche vorzeitig aus Zermatt abgereist, wo zwei Abfahrten letztlich wetterbedingt abgesagt werden mussten, um auf dem Rennhang Slalom zu trainieren. Diese Entscheidung habe sich als richtig herausgestellt, bekräftigte er.

Matt hatte erst kurz vor der Saison erneut die Skimarke gewechselt. Aufgrund einer sportlich schwierigen vergangenen Saison mit wenigen Lichtblicken war der Tiroler mit der hohen Startnummer 27 ins Rennen gegangen. "Es ist sehr viel gehangen an dem Rennen", meinte Matt. "Aber wenn das Gefühl passt und das Material passt, dann sieht man eh, dass gleich ein Sprung nach vorne möglich ist."

Dominik Raschner belegte den 17. Platz, Simon Rueland holte als 27. seine ersten Punkte im Weltcup. Adrian Pertl und Strolz schieden nach Einfädlern aus. (Andreas Gstaltmeyr, APA, 18.11.2023)

Endstand:

1. Manuel Feller (AUT) 1:47,23
2. Marco Schwarz (AUT) +0,23
3. Michael Matt (AUT) +1,05

4. David Ryding (GBR) +1,06
5. Daniel Yule (SUI) +1,08
6. Timon Haugan (NOR) +1,15
7. Henrik Kristoffersen (NOR) +1,20
8. Fabio Gstrein (AUT) +1,33
9. Linus Straßer (GER) +1,56
10. Albert Popow (BUL) +1,60
11. Kristoffer Jakobsen (SWE) +1,70
12. Clement Noel (FRA) +1,86
13. Tobias Kastlunger (ITA) +1,99
14. Filip Zubcic (CRO) +2,00
15. Sebastian Holzmann (GER) +2,05
16. Billy Major (GBR) +2,07
17. Dominik Raschner (AUT) +2,25
18. Alexander Steen Olsen (NOR) +2,30
19. Marc Rochat (SUI) +2,33
20. Luca Aerni/Tanguy Nef (beide SUI) +2,51
22. Ramon Zenhäusern (SUI)/Samuel Kolega (CRO) +2,64
24. Juan del Campo (ESP) +2,87
25. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) +3,01
26. Alex Vinatzer (ITA) +3,03
27. Simon Rueland (AUT) +3,33

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Johannes Strolz (AUT), AJ Ginnis (GRE)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Adrian Pertl (AUT), Loic Meillard (SUI), Laurie Taylor (GBR)

Marco Schwarz vor roter Slalomstange.
Marco Schwarz wurde Zweiter.
AP/Piermarco Tacca